1432 - Die Fratze der Nonne
seinen Namen geflüstert, und Johnny zuckte zusammen und versteifte für einen Moment.
»Schau her!«
Er wollte zunächst nicht, bis ihm seine innere Stimme sagte, dass es besser war.
So hob er den Kopf an und blickte aus seiner gebückten Haltung in die Höhe.
Elvira stand dicht vor ihm. Die Falten ihrer Kutte streiften beinahe sein Gesicht.
Elvira bewegte sich. Nein, sie ging nicht weiter. Ihre Bewegungen beschränkten sich auf ihre Arme, und so musste er mit ansehen, wie Elvira die Hände aus den Kuttenärmeln zog.
Ja, die Hände.
Sie sah er nach seinem Eintreten in den Kellerraum zum ersten Mal und erkannte mit Schrecken, dass es keine normalen Hände waren, sondern grüne Klauen…
***
Nichts hielt uns auf, gar nichts. Wir setzten die Füße so leise wie möglich auf.
Jedes Geräusch mussten wir vermeiden. Ein einziger Ton konnte alles verderben.
Neben mir schnaufte Bill hin und wieder. Es war für ihn als Vater ungeheuer schwer, sich zusammenzureißen. Zu viel stand in den nächsten Minuten auf dem Spiel, denn die Aktion konnte auch zu einem Bumerang werden. Bill hatte mir noch zugeflüstert, dass er froh darüber war, seine Frau nicht in der Nähe zu wissen.
Noch drei Stufen…
Eine Sekunde später waren es nur noch zwei, und die brachten wir auch noch hinter uns.
Dann blieben wir stehen, denn wir hatten Stimmen gehört, die von der linken Seite her durch den Gang wehten.
Zwei Personen sprachen.
Johnny und diese Elvira!
Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn wer redet, der tötet nicht oder setzt gleichzeitig Gewalt ein.
Selbst Bill ging es etwas besser. Ich erkannte es an dem flüchtigen Lächeln auf seinem Gesicht.
Natürlich wollten wir verstehen, was da gesagt wurde. Leider waren wir noch zu weit weg. Wir schauten in ein Halbdunkel, das mit wachsender Entfernung immer mehr zunahm, aber uns fiel auch ein Schattenumriss auf, der in einem rechten Winkel von der Wand abstand.
Eine offene Tür?
Wir gingen davon aus. Bill entfernte sich etwas von meiner Seite.
Er wollte nicht, dass wir uns gegenseitig während des Schleichens in die Quere kamen und so irgendwelche Geräusche erzeugten.
Wir kamen voran, vernahmen die Stimmen deutlicher und hörten auch, was da gesprochen wurde…
***
Johnny konnte oder wollte es zunächst nicht wahrhaben. Deshalb schüttelte er in seiner hockenden Position den Kopf. Über ihm klang Elviras Stimme auf.
»Willst du sie tatsächlich aus dem Keller schaffen, mein Lieber?«
Ja, das will ich!
Johnny hatte es sagen wollen. Doch er sah sich dazu nicht mehr in der Lage. Der Anblick hatte ihm einen schweren Schock versetzt.
Wenn er die Frau jetzt anhob, dann würden ihn die Klauen mit ihren scharfen Nägeln zerreißen.
Deshalb löste er die Hände von Schwester Ann.
»Du scheinst ja vernünftig zu sein, Johnny.«
Der junge Conolly richtete sich wieder auf. »Was willst du denn nun, verdammt?«
»Immer noch dich.«
Johnny stand aufrecht. Elvira war beinahe so groß wie er. So bereitete es ihm keine Probleme, in ihr Gesicht zu schauen, und dabei traf ihn der zweite Schock.
Elvira hatte sich verändert. Und Johnny war überzeugt davon, dass sie ihm jetzt ihr wahres Gesicht präsentierte, denn es war die Fratze einer Kreatur der Finsternis.
Grün, leicht leuchtend. Wenn ihn sein Blick nicht täuschte, war sie sogar mit Schuppen überzogen. Er sah die Haut, aber auch die Knochen, die sich unter dieser dünn gewordenen Schicht abmalten.
Er sah auch ein Maul und nicht mehr den Mund, denn den gab es nicht mehr. Ein Maul, das auch zu einen Kürbis gepasst hätte, den man zu Halloween aufstellte.
Elvira, das Monster, schüttelte den Kopf. Sie wollte ihre Kapuze loswerden, was auch passierte, denn sie rutschte nach hinten. Zum ersten Mal sah Johnny die Ohren, die sich ebenfalls verändert hatten und spitz geworden waren. Sie hätten denen eines Mr Spock von der Enterprise zur Ehre gereicht.
Johnny glaubte nicht mehr daran, dass er noch der Freund dieser Kreatur war. Ihr richtiges Gesicht hatte sie ihm nicht ohne Grund gezeigt, und sie bewegte ihre Krallenhände jetzt so heftig, dass Johnny sicherheitshalber zurückwich.
Innerhalb dieses Halbdunkels wirkte Elvira noch grauenhafter.
Schatten umgaben ihren Körper, und darin zeichneten sich ihre Umrisse ab. Als die Kreatur zu sprechen begann oder es zumindest versuchte, da war es ihr nicht möglich, menschliche Worte, geschweige denn einen Satz zu produzieren. Was aus ihrem Rachen drang, war ein unverständliches
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