1432 - Die Fratze der Nonne
darüber Bescheid?«
»Ja, etwas.«
»Wer bist du?« Jetzt knurrte sie ihn an. »Wer bist du, verdammt noch mal?«
»Dein Retter.«
In Elviras Augen funkelte es. »Ja, so habe ich dich genannt, aber ich frage mich, ob ich dir noch trauen kann. Hinter dir steckt etwas ganz anderes. Welcher Mensch ist schon so gut informiert wie du? Ich kenne keinen. Das ist etwas Besonderes, und dabei bist du noch recht jung, mein Freund.«
»Ich habe eben viel gehört«, erklärte Johnny. »Daran kannst du nichts ändern.«
»Das will ich auch nicht«, sagte Elvira.
»Und was willst du wirklich?«
»Dich!«
Johnny schrak zusammen. »Wieso? Was willst du mit mir? Was soll das?«
»Ich will dich an meiner Seite haben.«
»Und dann?«
»Wir könnten gemeinsam die Welt aus den Angeln heben.«
Johnny blieb ruhig, worüber er sich selbst wunderte. »Ich soll Seite an Seite mit einer zweifachen Mörderin leben? Ist das wirklich dein Ernst?«
»Ja. Wir beide…«
»Nein, Elvira, nein. Nie und nimmer. Du bist kein normaler Mensch mehr und…«
»Wer sagt das?«
»Du hast dich selbst als Kreatur der Finsternis geoutet. Und das Paradies der Druiden wollte dich auch nicht haben. Du hast dort keinen Platz gefunden, und ich sage dir, dass für Mutanten wie dich auch in dieser Welt kein Platz ist.«
»Danke für die Antwort, Johnny. Sie hat sich für mich sehr feindlich angehört.«
»Das überlasse ich dir.«
Elvira hielt sich mit ihrer Antwort zurück. Aber sie veränderte sich, und so erkannte Johnny, dass sich die Farbe der Pupillen zu verändern begann. Sie verlor das Dunkle, das zu ihren Haaren passte. Von irgendwo tief im Innern drängte sich die andere, die neue Farbe hervor, und sehr bald erkannte er trotz des schlechten Lichts, dass sich dieses rätselhafte Aibon-Grün in ihren Pupillen ausbreitete.
Johnny konnte gewisse Situationen gut einschätzen. So wusste er, dass dieses Gespräch für Elvira nicht so gelaufen war, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Als Kreatur der Finsternis besaß sie zwei Seiten. Einmal die sichtbare, auch menschliche, was sich in ihrem Aussehen widerspiegelte, und zum anderen die Seite eines unglaublichen Monsters, das an Menschenverachtung nichts zu wünschen übrig ließ.
Das war bei ihr der in einem grünen Licht leuchtende Schädel.
Doch noch war es nicht so weit, denn erst fand die Veränderung in ihren Augen statt.
Johnny blieb auch jetzt ruhig. Er wusste, dass er Rückendeckung hatte, und er war sogar so weit, dass er die Initiative ergreifen wollte, denn er dachte nicht nur an sich und Elvira, sondern auch an die Frau, die verletzt und blutend vor ihm am Boden lag.
Die Heimleiterin hatte es gut gemeint und die Nonne zu sich genommen. Als Dank dafür sollte sie ihr Leben verlieren. Genau das konnte Johnny nicht zulassen.
Er musste sich allerdings zusammenreißen, um dieser Unperson das zu sagen.
»Ich bin hergekommen, weil du mich gerufen hast und du mit mir sprechen wolltest. Aber ich werde es nicht zulassen, dass diese Frau stirbt, die dir hier eine Heimat gegeben hat.«
»Gut gesprochen, Johnny. Und wie willst du das verhindern?«
»Indem ich jetzt vorgehe, mich bücke und die Frau von hier wegbringe.«
Über Elviras Gesicht huschte ein Lächeln, das sie aussehen ließ wie ein Clown, hinter dem allerdings eine böse Absicht steckte.
»Das willst du tun?«
»Ich habe es dir gesagt. Dabei bleibt es.«
Johnny wusste, dass die Zeit des Redens vorbei war, sonst wurde er unglaubwürdig. Er ging einen Schritt auf Ann zu, und Elvira tat nichts. Es war still geworden, sodass Johnny das leise Stöhnen der schwer verletzten Frau nicht entging.
Es wurde Zeit.
So machte er einen zweiten Schritt auf die Person zu. Dieser war größer, und auch jetzt griff Elvira nicht ein, was Johnny erneut wunderte. Er stand so dicht vor der Frau, dass er sich nur zu bücken brauchte, um sie anheben zu können.
Er bückte sich.
Die Frau war noch bei Bewusstsein, und Johnny stellte fest, dass es sich bei ihr um eine schon ältere Frau handelte, die den größten Teil ihres Lebens hinter sich hatte.
Auch sie hatte Johnny gesehen. Nur war es fraglich, ob sie überhaupt merkte, was er von ihr wollte. Er las in ihren Augen eine Frage und stellte fest, dass sich der Mund bewegte. Sie wollte ihm etwas mitteilen. Leider war ihre Schwäche zu groß, und so brachte sie wieder nur ein Stöhnen hervor.
»Keine Sorge, ich helfe Ihnen. Ich werde einen Arzt rufen und…«
»Johnny!«
Scharf hatte Elvira
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