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1432 - Fluchtziel Gevonia

Titel: 1432 - Fluchtziel Gevonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nenne?"
    „Überhaupt nichts."
    „Danke. Wie du weißt, schreiben wir das Jahr 900 NGZ. Auf Gatas wird dieses Jahr gefeiert. Man glaubt nach vielen Jahren des Hungers, der Ungezieferplagen und einer Reihe von Naturkatastrophen allen Grund zum Feiern zu haben. Das geht ganz eindeutig aus den Radio- und Fernsehsendungen sowie aus dem Funkverkehr hervor."
    „Dann kommen wir ja gerade recht", sagte der Ingenieur. „Ich habe schon lange nicht mehr gefeiert. Mehr als fünfzig Jahre, und wie eine Frau aussieht, weiß ich auch nicht mehr."
    „Dann wird dir Gatas gefallen. Man feiert ganz nach terranischer Art. Niemand hat dort noch eine Ahnung von den alten Traditionen."
    „Aber du kennst sie?"
    „Natürlich nicht alle. Immerhin kann ich vielen Sendungen entnehmen, daß es Geschichtsverfälschungen gibt. Einige Aussagen kann ich nur als glatte Lüge bezeichnen. Die Gataser aber scheinen nicht in der Lage zu sein, das zu erkennen."
    Der Planet der Blues kam rasch näher. „Wo landen wir?" fragte Holm. „Ich schlage eine der Gebirgsregionen vor", erwiderte die Syntronik. „Fast alle Städte und Fabrikationsanlagen sind im subplanetaren Bereich angelegt. Wir können uns daher in den Bergen gut verstecken. Nicht weit von unserem Landeplatz entfernt befindet sich ein Schacht, durch den du eine der subgatasischen Städte erreichen kannst."
    „Ich bin einverstanden."
    „Etwas solltest du wissen", sagte der Computer, während er die Landung einleitete. „Der Beginn des neuen Jahrhunderts ist Anlaß für eine großzügige Geste der Regionalregierung von Gatas. Sie hat eine umfangreiche Amnestie für Gesetzesbrecher erlassen, die wegen leichter und mittelschwerer Delikte verurteilt worden sind. Politische Gefangene sind von der Amnestie ausgenommen."
    Albert Holm hörte kaum hin. Er blickte auf die Monitorschirme und verfolgte die Landung. Das Raumschiff senkte sich durch die Lufthülle von Gatas auf eine Gebirgszone hinab. Unter ihm taten sich weite Schluchten auf. „Warum betonst du das so?" fragte er. „Weil diese Amnestie für die aus der Gefangenschaft entlassenen Blues sehr viel mehr bedeutet als Freiheit. Sie erhalten Medikamente vom Staat, die ihre Unfruchtbarkeit aufheben."
    Holm zuckte mit den Schultern. „Damit kann ich nichts anfangen."
    „Dazu mußt du wissen, daß Kindersegen für die Blues das höchste Glück bedeutet.
    Die Blues sind ein ungeheuer fruchtbares Volk. Die weiblichen Blues tragen ihre Kinder in nur drei Monaten aus, und sie bringen im allgemeinen sieben bis acht Kinder zur Welt."
    Holm horchte auf. „In den vergangenen vier Jahrhunderten aber ist die Zahl der Geburten drastisch reduziert worden. Die Bevölkerung von Gatas ist enorm geschrumpft. Genaue Zahlen liegen mir leider nicht vor. Grund dafür ist, daß die Blues mit der Nahrung und dem Wasser, das sie zu sich nehmen, unfruchtbar gemacht werden."
    Der Ingenieur war keineswegs überrascht. Auch die Blues hatten ihr Humanidrom. Bei ihnen sorgte eine kontrollierte Unfruchtbarkeit dafür, daß die Machthaber auf Terra die Zügel in der Hand behielten. „Ich werde das Schiff verlassen. Du wirst auf mich warten und nur auf meinen Befehl hin wieder starten."
    „Einverstanden", erwiderte der Computer. „Wann kommst du zurück?"
    „Es wird nicht sehr lange dauern", versprach Holm. „Nur ein paar Tage. Es kommt ganz darauf an, wo Zarlo lebt."
     
    *
     
    Albert Holm fand den Zugang zu der Stadt unter den Bergen mühelos. Ein fünfzig Meter hohes Spitzdach machte auf ihn aufmerksam. Geschützt unter dem Dach öffnete sich ihm eine breite Tür zu einem Antigravschacht. Er stieg hinein und sank unangenehm schnell in die Tiefe. Als er sich jedoch dem Ende des Schachts näherte, fing ihn das Feld sanft ab, und schließlich setzte er leicht wie eine Feder auf.
    Spätestens in diesem Moment begriff er, was die Feiern zur Jahrhundertwende bedeuteten. Er betrat eine Allee, auf der sich Zehntausende von Blues tummelten.
    Die meisten von ihnen hielten Flaschen in den Händen, aus denen sie sich bedienten.
    Unter den Bäumen standen Verkaufsbuden, in denen Getränke und Speisen der unterschiedlichsten Art angeboten wurden.
    Die Blues sprachen ihnen reichlich zu.
    Holm fürchtete, in der dicht gedrängt stehenden Menge nicht vorankommen zu können. Doch er irrte sich. Kaum hatten ihn die Blues bemerkt, als sie ihm auch schon Platz machten. Scheu wichen sie ihm aus.
    Von der Syntronik wußte er, daß nur wenige Menschen auf Gatas lebten, und die

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