1433 - Blockadebrecher
das Paradies ist..."
„Komm, mach's kurz, Lii", ermahnte ihn Bull. „Mü-Iir ist der köstlichste aller Pilze, ein Genuß für den, der Genüsse versteht, ein unvergleichliches..."
„Kerl, du schwätzt ja mehr als ich!" rief Sedge Midmays ungehalten. „Also nach Pilzen hat Lia-Ning hier gesucht", resümierte Reginald Bull. „Woher weißt du das?"
Lii-Meegh-Yü machte eine verlegene Geste. „Wir sprachen spät gestern nacht", antwortete er nach kurzem Zögern. „Wir sind Nachbarn, wie ihr wißt. Wir unterhielten uns über Pilze. Lia-Ning sagte, sie wolle den köstlichen Geschmack des Mü-Iir auch einmal auf der Zunge spüren.
Ich verriet ihr, wo der Pilz zu finden sei."
„Hier?" fragte Bull. „Ja, hier."
„Kommt mit", forderte Bull die Umstehenden auf.
Er führte sie zu einem Ort, der zehn Meter vom Ufer des nördlichen Flußlaufs entfernt lag, und deutete auf ein umgeknicktes Grasbüschel. „Seht dort", sagte er. „Und wenn ihr euch näher umschaut, entdeckt ihr Abdrücke im Boden. In ein paar Stunden wären sie wegen der sumpfigen Beschaffenheit des Terrains wahrscheinlich vollends verschwunden. Aber im Augenblick sind sie noch einigermaßen deutlich zu erkennen."
Roi Danton trat hinzu. Er inspizierte jeden Quadratmeter in der Umgebung des umgeknickten Büschels. Die beiden Besatzungsmitglieder der CI-MARRON machten ihn auf Einzelheiten aufmerksam, die er sonst vielleicht übersehen hätte. „Hier hat ein Gleiter gestanden", sagte er verblüfft. „Ja", bestätigte Bull. „Mich beschäftigt die Frage: Wohin ist er verschwunden?"
*
Sie waren zum Dantonschen Haus zurückgekehrt. Perry Rhodan hatte dort die Stellung gehalten und sich um den Fortgang der Suche nach dem entflohenen Cantaro zu kümmern. Roi Danton erstattete Bericht. „Sedge Midmays führt die Autopsie durch", schloß er. „Wir wollen wissen, ob Lia-Ning wirklich an der Halswunde gestorben ist und wann der Tod eintrat."
Rhodan wirkte auffällig nachdenklich. „Er kaut wieder an irgendeiner Idee herum", bemerkte Reginald Bull.
Rhodan ging auf den Spott nicht ein. „Kein Wesen von unserer oder ähnlicher Art, also kein Mensch zum Beispiel, brächte es fertig, mit dem Finger die Haut eines gleichgearteten Wesens zu durchstoßen und die Halsschlagader aufzureißen."
„Aber Daarshol könnte es!" sekundierte Bull. „Daran denke ich eben."
„Wie soll er in den Borea-Sumpf kommen, wenn er doch längst schon per Transmitter zum Raumhafen gereist ist?" warf Roi Danton ein. „Wissen wir denn so sicher, daß er das wirklich getan hat?" konterte Rhodan. „Er machte sich von seinem Haus aus auf den Weg zur Transmitterstation", antwortete Danton. „Sato Ambush wurde vor der Station umgelegt. Warum hätte Daarshol diesen Weg wählen sollen..."
Er sprach den Satz nicht zu Ende. Seiner Miene sah man an, daß ihn ein neuer Gedanke beschäftigte. „Siehst du wohl", sagte Bull. „Es könnte sein, daß er uns einfach in die Irre führen wollte."
„Die Frage bleibt trotzdem, wie er zur Borea kam", beharrte Danton. „Bei seiner geringfügigen Beweglichkeit..."
„...an der ich mittlerweile auch zu zweifeln beginne", unterbrach ihn sein Vater.
Der Servo meldete einen Anruf von Sedge Midmays. Eine Bildfläche materialisierte aus dem Nichts. Der Mediker wirkte abgespannt und ein wenig verwirrt. „Todesursache: Durchtrennung der Halsschlagader", begann er. „Eintritt des Todes zwischen ein und zwei Uhr heute morgen. Das Schlimme ist: Ich kann nicht bestimmen, mit welcher Art von Instrument die Ader durchtrennt wurde. Es muß sich um einen mäßig stumpfen Gegenstand gehandelt haben, der jedoch an den Wundrändern und im Wundkanal keinerlei Spuren zurückgelassen hat."
„Also doch ein Finger", sagte Perry Rhodan.
Roi Danton schüttelte den Kopf. „Unmöglich. Daarshol kann um diese Zeit, knapp ein bis zwei Stunden nach seiner Flucht aus dem Haus, nicht im Borea-Sumpf gewesen sein. Wie hätte er so rasch dorthin kommen sollen? Und welchen Grund hätte er gehabt, dorthin zu gehen?"
„Das ist euer Problem", sagte Midmays müde. „Ich habe mit den meinen zu kämpfen. Ich muß erfahren, was für ein Gegenstand das war, mit dem Lia-Ning umgebracht wurde."
„Es kann natürlich sein, daß sie stürzte und sich einen Aststumpf in den Hals trieb", murmelte Bull. Aber da hatte der Mediker schon abgeschaltet.
Der Pfortenservo sprach an. Er zeigte ein Bild des Besuchers, der draußen vor der Tür wartete. „Seht euch den an!"
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