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1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Atemzug.
    »Das weißt du ganz genau, verdammt. Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Bestimmt nicht, Glen. Aber ich kann dir noch keine Antwort geben. Ich habe mich noch nicht entschieden. Es bleibt dabei, dass ich dir erst am morgigen Tag Bescheid gebe.«
    Die Reaktion bestand aus einem tiefen, aber kurzen Schweigen.
    Dann hörte Kate, wie Griffin Luft holte. Er ließ dabei sogar ein leises Knurren hören, und sie konnte sich vorstellen, wie sein Kopf rot anlief, weil er so zornig wurde.
    »Du hast dich da in ein verdammt gefährliches Spiel eingekauft, meine Liebe.«
    Sehr spröde antwortete sie: »Erstens bin ich nicht deine Liebe, und ich habe mich auch nicht eingekauft. Ich weiß, wer Sean gewesen ist und was er für diese Firma geleistet hat. Ich bin seine Nachfolgerin, verstehst du? Mit allen Rechten und Pflichten. Mir gehört der größte Anteil der Firma. Er ist nicht auf dich, sondern auf mich übergegangen. Sean hat genau gewusst, was er tat. Ich glaube nicht, dass er dir so hundertprozentig getraut hat.«
    »Ach ja?«
    »Ja, ich weiß es.«
    »Aber Sean gibt es nicht mehr, Kate. Jetzt bin ich da.« Die Stimme klang, als würde sich Griffin noch nachträglich über den Tod seines Partners freuen. »Hör genau zu! Ich ziehe das durch, was ich durchziehen will, Kate. Auch ohne dich. Das solltest du wissen, und ich frage dich zum allerletzten Mal, ob du unterschreiben willst.«
    »Nein, das will ich nicht.«
    »Okay, dann kann ich dir nicht helfen.«
    Der letzte Satz hatte wie eine finstere Drohung geklungen. Kate spürte wieder die Kälte über ihre Haut kriechen. Ihr Blick flackerte, sie spürte, wie die Furcht in ihr hochstieg, und sie raffte sich auf, um eine Frage zu stellen.
    »Was bist du nur für ein Mensch, Glen?«
    Er antwortete mit einem schrillen Lachen und erst dann normal.
    »Mensch? Sehr gut. Ja, ich bin ein Mensch. Oder vielleicht doch nicht? Es kann sein, dass ich jemand bin, mit dem du überhaupt nicht rechnest. Oder nicht gerechnet hast. Es gibt auch bei den Menschen große Unterschiede, das kann ich dir sagen.«
    »Geh zum Teufel!«, rief sie aus tiefer Inbrunst hervor. »Da gehören Typen wie du hin.«
    »Toll, Kate, wirklich toll. Du glaubst gar nicht, wie nah mir der Teufel ist. Aber das wirst du noch erkennen. Ich bekomme, was ich haben will. Das war immer so, und das wird auch so bleiben. Darauf kannst du dich schon mal einrichten.«
    Sie wollte etwas sagen, aber Glen Griffin hatte die Verbindung unterbrochen. So blieb sie mit schweißbedecktem Gesicht im Flur stehen und starrte ihr Handy an.
    Am liebsten hätte sie es gegen die Wand geschmettert. Für sie war es in diesen Momenten so etwas wie Teufelswerk, aber sie riss sich zusammen und legte es wieder an seinen Platz.
    Ihre Knie zitterten. Der Anruf hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie wusste nicht, was Griffin damit bezweckt hatte. Es ging ihm nicht allein um das Geschäft und die Unterschrift. Er hatte jetzt sein wahres Gesicht gezeigt und voller Vergnügen auch den Teufel erwähnt. Genau das vergrößerte ihre Angst.
    Aber sie dachte nicht nur an ihn, sondern auch an das Gegenstück, an den Engel.
    Das Gesicht im Spiegel und auf dem Grabstein. Dass es einem Engel gehörte, hatten sie und John Sinclair nicht ausgeschlossen, und jetzt war plötzlich die andere Seite erwähnt worden.
    Was steckte dahinter?
    Gut und Böse – Engel und Teufel?
    Das Gesicht eines Engels hatte sie gesehen, auf die Fratze des Teufels konnte sie gut und gern verzichten, doch sie dachte dabei unwillkürlich an Griffin. Ob er so etwas wie ein Teufel war? Er sah nicht so aus, aber wie sollte man sich den Teufel vorstellen? Mit einem Bocksfuß, einem haarigen Körper und einem widerlichen Gesicht?
    Sie wusste es nicht, und sie wollte es auch nicht erfahren. Der Teufel war ihr zu fremd, und das sollte auch so bleiben.
    Das Haus war recht groß. Aber Kate wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Es gab keinen Raum, in dem sie sich einigermaßen wohl fühlte und nicht das Gefühl hatte, beobachtet zu werden.
    Glen Griffin!
    Der Mann wollte ihr nicht aus dem Kopf. Er vereinigte all das, was sie hasste. Sie hätte am liebsten geschrien, wenn sie an ihn dachte, doch das würde sie nicht weiterbringen. Sie musste warten, bis John Sinclair eintraf.
    Auf ihn setzte sie ihre Hoffnungen. Aber wie würde er reagieren, wenn sie ihm etwas vom Teufel erzählte? Würde er sie auslachen?
    Daran glaubte sie nicht. Er hatte ja den Engel gesehen und ihn akzeptiert.

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