1434 - Todeswünsche
den Platz, wo der Rover stand. Aber dort war nichts zu sehen.
Rita Franklin und der Killer blieben verschwunden. Dabei ging es mir im Besonderen um Rita, die sich in einen Schatten verwandelt hatte. Das hatte ich mit eigenen Augen gesehen, und das konnte mir auch niemand ausreden.
Vom Menschen zum Schatten!
Diese Überlegungen beschäftigten mich, als ich den Weg zum Zimmer zurückging. Ich war sicher, dass sie dies vor 24 Stunden noch nicht geschafft hätte. Diese Veränderung musste bei ihr mit den Vorgängen der Nacht zu tun haben. Da war etwas passiert. Da war sie in einen bestimmten Kontakt gekommen. Nur nicht mit einem menschlichen Wesen, sondern mit jemandem, der sich als Gesichtsumriss gezeigt hatte.
Sie war Mensch und Schatten. Möglicherweise konnte sie diese beiden Zustandsformen wechseln, wann immer sie wollte. Ich fragte mich, ob wir sie nun als Gegnerin einstufen sollten oder nicht.
Die Fragerei brachte mir keine Antwort. Ich drückte die Tür wieder vorsichtig auf, zielte in das Zimmer und konnte dann die Waffe verschwinden lassen.
Suko hatte für Ordnung gesorgt. Der Killer lag mit dem Rücken auf dem Boden. Da seine Hände nicht zu sehen waren, ging ich davon aus, dass Suko sie auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt hatte.
»Und? Was gesehen, John?«
»Nein, leider nicht. Es ist einfach vertrackt. Aber kann man als Mensch Schatten fangen?«
Suko verzog seine Lippen, bevor er sagte: »Ich fühle mich überfordert. Zumindest im Moment.«
»Ich mich auch.« Dann wies ich auf den Killer, dessen Nase ein wenig deformiert aussah. »Hast du schon aus ihm etwas herausbekommen?«
»Nein, nicht mal den Namen. Und bevor du mich weiter fragst, ich habe ihn auch durchsucht und nichts gefunden, was auf seine Identität hingewiesen hätte. Der Typ weiß, wie es geht. Er ist tatsächlich ein Profi.«
»Nun ja, er wird schon reden.« Ich stieß ihn leicht mit dem Fuß an.
»Was sagen Sie denn dazu, wie schnell sich eine Lage verändern kann? Wie erklären Sie sich das Verschwinden Ihres Kumpans?«
Seine dünnen Lippen zuckten. Zum ersten Mal entdeckte ich so etwas wie Leben in seinen Augen.
»Keine Ahnung.«
»Aber Sie müssen damit rechnen, dass Ihnen das gleiche Schicksal widerfährt. Jemand wird Sie dafür verantwortlich machen, dass ein gewisser Lefty Fair tot ist. Ich denke, man wird genügend Spuren finden, um Sie als Mörder zu überführen. Sollte das wider Erwarten nicht der Fall sein, müssen Sie damit rechnen, von anderer Seite attackiert zu werden. Um es genau zu sagen: Sie haben jetzt einen Schatten als Verfolger auf den Fersen. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken.«
Er hatte alles gehört, er schaute mich auch an, aber er gab die Antwort auf seine Weise. Er drehte den Kopf zur Seite und starrte auf eine der schmutzigen Fußleisten.
Mir war das im Moment egal. Wir würden ihn nicht hier liegen lassen, sondern mitnehmen. Dann mussten wir noch unsere Kollegen anrufen, die sich um den Toten kümmerten.
Suko zerrte den Killer auf die Beine, der mit auf dem Rücken gefesselten Händen nach vorn taumelte und sich erst in Nähe der Tür fing. Suko kümmerte sich auch weiter um ihn, während ich einen letzten Blick durch das Zimmer warf.
So schlimm es auch aussah, es hatte zumindest zwei Menschen eine Heimat gegeben. Jetzt war einer davon tot, und die zweite Bewohnerin war – ja, was war sie eigentlich?
War sie wirklich zu einem Schatten geworden?
Da musste ich erst mal durchatmen und ein wenig nachdenken, denn es gab ja auch ein Motiv. Oder zumindest jemanden, der dahinter steckte.
Aber ein was?
Ein Gesicht? Ein Es? Ein Dämon, der praktisch nur aus Schwärze bestand und dabei selbst eine furchtbare Welt bildete?
Dafür hatte ich nur eine Erklärung. Der Spuk musste in dieses Spiel eingegriffen haben. Vielleicht war es ihm sogar möglich gewesen, seine Welt zu einem Gesicht zu formen und sich so zu präsentieren. Das alles lag in Bereich des Möglichen.
Als ich mich selbst fragte, ob wir wohl einen Schritt nach vorn gekommen waren, hatte ich meine Zweifel. Aber es ging erst mal um Rita Franklin.
Suko hatte das Haus noch nicht verlassen. Kurz hinter der Tür hatte er auf mich gewartet. Der Killer lehnte blass an der Wand. Jetzt sah er nur noch jämmerlich aus.
Von den anderen Mietern traute sich niemand aus den Wohnungen. So kamen wir durch bis zum Ausgang, ohne dass wir angesprochen wurden.
»Hast du die Kollegen schon angerufen?«, fragte Suko.
Ich zog ihm die Tür auf,
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