1434 - Todeswünsche
müssen wir uns darauf einstellen, es noch mit weiteren Personen zu tun zu bekommen? Das dürfen wir vorerst nicht von der Hand weisen. Er kann unzählige Menschen durch diesen Vorgang in seine Gewalt bekommen haben. Vielleicht sind schon mehrere Verbrechen passiert, ohne dass wir etwas davon ahnen? Ich habe schon meine Bedenken und stelle mich auf böse Überraschungen ein. Hinzu kommt, dass sich die an sich harmlosen und völlig normalen Menschen verändern. Dafür ist Rita Franklin das beste Beispiel. Hältst du sie für eine Mörderin?«
»Tja…«, Suko dachte kurz nach. »Ich kann es nicht ausschließen. Oder lass es mich so sagen: Sie ist schon verändert. Oder hat sich verändert. Sie hat es geschafft, sich in einen Schatten zu verwandeln. Das deutet auf den Spuk hin, der dafür gesorgt hat. Und sie hat nicht verhindert, dass sie auf den Rachetrip geht.« Er warf dem Killer einen schrägen Blick zu. »Wobei ich davon ausgehe, dass er noch nicht beendet ist und ich eher das Gefühl habe, zum Schutzengel für diesen Gangster hier zu werden. Es passt mir zwar nicht, aber wir müssen es hinnehmen.«
»Davon gehe ich auch aus. Nur würde mich interessieren, wo sie jetzt steckt.«
»Sorry, das weiß ich auch nicht. Da habe ich nicht mal eine Idee. Frag den Spuk.«
Ich konnte nur lachen. Danach sprach ich nicht mehr über dieses Thema, sondern wandte mich dem Killer zu, der nach wie vor stumm war und ins Leere starrte. Allerdings fielen mir die Schweißperlen auf seiner Stirn auf, und der unruhige Blick war ebenfalls nicht zu übersehen.
Ich nickte ihm zu. »Sie haben alles erlebt, Mister. Gut sieht es für Sie nicht aus. Unter der Decke liegt Ihr Kumpan, und Sie wissen, wie er gestorben ist. Dieses Schicksal kann Ihnen auch bevorstehen, denn Sie haben sich mit Mächten angelegt, gegen die Sie klein wie ein Fingerhut sind. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken.«
Der Mann antwortete nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass er etwas sagen wollte, und wartete deshalb ab. Und richtig, nach einigen Sekunden sprach er mich an.
»Was ist da passiert?«
Ich hob die Schultern. »Sie haben es gesehen. Was soll ich Ihnen da noch erklären? Sie haben einen Menschen getötet, und eine andere Macht hat sich einen Helfer geholt, um Rache zu üben.«
»Das gibt es nicht!«
Fast hätte ich gelacht. Ich tat es nicht. Dafür dachte ich über seine harte Aussprache nach und konstatierte, dass er irgendwo aus dem Osten Europas stammte.
»Sind Sie Russe?«
»Nein, Lette.«
»Ihr Name?«
Er überlegte. Dann entschloss er sich, ihn doch zu nennen. »Ich heiße Oleg.«
»Okay, Oleg. Und für wen arbeiten Sie? Wer wollte, dass Sie auch Morrissons Stieftochter umbringen?«
»Ich sage nichts.«
»Ein Fehler, Oleg. Es wäre besser, wenn Sie den Mund öffnen. Ich weiß, dass Sie die Polizei nicht mögen. Aber wenn Sie an die andere Macht denken, die Ihren Kumpan getötet hat, würde ich doch sehr vorsichtig sein. Verstehen Sie, was ich damit meine?«
»Ich gehe meinen Weg. Ich habe nichts getan.«
»Oh! Keine Morde? Der Tote im Haus und…«
»Das war nicht ich. Mein Cousin hat es getan.«
»Ah ja, verstehe. Sehr schön. Es ist also Ihr Cousin gewesen. Im Moment kann ich Ihnen nicht das Gegenteil beweisen, aber es gibt beim Yard Spezialisten, die es können. Jeder hinterlässt Spuren, und ich bin sicher, dass die DNA-Analyse auch Sie überführen wird.«
»Ich bleibe bei meiner Aussage.«
»Okay, tun Sie das. Ich werde Sie nicht daran hindern.« Das meinte ich ehrlich, denn mir ging es um ganz andere Dinge. Um die Spur Rita Franklins aufzunehmen, mussten wir uns an Oleg halten, denn ich glaubte fest daran, dass sie sich mit dem einen Mord nicht zufrieden gab. Sie war in den Bann dieses Schattengesichts geraten und würde das tun müssen, was man von ihr verlangte. Demnach stand sie für uns auf der anderen Seite. Nur über sie konnten wir das Rätsel lösen, aber es würde verdammt schwer sein.
Wobei wir eigentlich nur diesen Oleg im Auge behalten mussten, alles andere würde sich ergeben.
Die Kollegen trafen ein. Gleich drei Autos holperten über das Gelände. Ich ließ Suko bei Oleg zurück und ging den Männern entgegen, die ich kannte, denn sie arbeiteten für den Yard und nicht für die Metropolitan Police.
Angeführt wurde die Mannschaft vom Kollegen Max Sherman.
Sein Lächeln sah bitter aus, als er mich begrüßte.
»Zwei Leichen – mal wieder.«
»Leider.«
»Also Sinclair-Leichen.«
»Wieso?«
Sherman,
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