1434 - Todeswünsche
sind die Leute hier zusammengelaufen. Plötzlich waren sie alle da. Sie kamen aus ihren Löchern. Jeder wollte den Toten sehen. Wer im Fenster lag, muss es ebenfalls mitbekommen haben.« Josh schüttelte den Kopf. »Das war vielleicht ein Hammer!«
Ich hob die Schultern.
Warum Josh lachte, wusste ich nicht. Wahrscheinlich hing es mit mir zusammen.
»Gibt es noch was zu sagen?«
Er stoppte sein Gelächter. »Nein, aber ihr habt jetzt die Probleme mit der fliegenden Leiche. Hätte ich auch nicht gedacht, dass so was mal passiert.«
»Ich an deiner Stelle würde das nicht so amüsant finden. Es gibt leider noch einen Toten.«
»Wer denn?«
»Lefty Farr.«
Josh grinste nicht mehr. Auch die anderen Menschen, die meine Antwort gehört hatten, zogen betretene Gesichter. Lefty Farr schien bekannt zu sein, und niemand fragte, ob er auch vom Schatten getötet worden war. Da machte sich wohl jeder seine eigenen Gedanken.
Ich bedankte mich bei Josh für die Auskünfte und wandte mich an die Zuschauer, die noch geblieben waren. Sie alle machten einen nicht eben glücklichen Eindruck und schauten betreten zu Boden.
Eine Aussage würde ich von ihnen nicht erhalten.
Suko stand noch immer neben dem Wagen. Er bewachte den zu seinen Füßen liegenden Toten. Er hatte eine Decke aus dem Kofferraum geholt und sie über den Körper gebreitet.
»Die Kollegen?«, fragte er.
»Sicher.«
Zwei Leichen mussten weggeschafft werden. Beide so unterschiedliche Menschen waren auf eine grausame Art und Weise gestorben, wobei wir davon ausgehen mussten, dass wir einen der Täter kannten.
Der zweite Killer hatte sich auf die Motorhaube gesetzt. Er war noch schweigsamer geworden. Allerdings blickte er nicht mehr zu Boden. Immer wieder drehte er den Kopf, um sich umzuschauen, und ab und zu schickte er seinen Blick auch zum Himmel, als würde er dort nach fliegenden Leichen suchen.
Niemand fiel mehr von oben herab auf das Dach des Rovers, das etwas eingedrückt war.
Die Mordkommission und die Spurensicherung würden bald hier eintreffen. Ihre Arbeit war nicht unser Job. Suko und ich mussten uns auf einer anderen Schiene bewegen, und wo sie hinführte, war uns leider nicht bekannt.
»Ich denke«, sagte Suko zu mir, »dass wir Rita Franklin ab jetzt mit anderen Augen betrachten müssen. Es ist durchaus möglich, dass sie anfängt, sich zu rächen. Und wir haben beide gesehen, dass wir sie nicht unterschätzen dürfen. In ihr steckt eine andere Kraft, die sicherlich nicht von dieser Welt ist. Oder siehst du das anders?«
»Nein. Sie hat einen Partner gefunden. Die Schwärze. So können wir es mal nennen.«
»Die Kraft steckt in ihr«, sagte Suko.
»Ja, so ist es.«
»Aber welche Kraft?«
Ich deutete zum Himmel. »Was haben wir denn am Himmel gesehen? Ein Feuerwerk aus Sternenstaub. Dann gab es einen Blitz, der in die Brust eines Verbrechers eingeschlagen ist, weil seine Stieftochter seinen Tod gewünscht hatte. Durch sie ist etwas wahr geworden, was bisher nur als Märchen oder Sage Bestand hatte. Man hat ihr einen Wunsch erfüllt.«
»Wer?«, fragte Suko. »Die Sternschnuppen? Ist das wirklich kein Märchen? Entspricht alles den Tatsachen?«
»Ich weiß es nicht.«
Suko schaute mich schräg von der Seite her an. »Und das Gesicht?«
»Ja, das ist unser Problem.« Meine Stirn legte sich in Falten. »Ein sehr dunkles Gesicht«, murmelte ich und sprach dabei zu mir selbst.
»Noch finsterer als der Himmel. Allerdings mit zwei hellen Punkten versehen, die wie Sterne strahlten. Aber das Gesicht war zu sehen, und ich frage mich, wer sich hinter dieser absolut tiefen Schwärze verbirgt.«
»Du kennst die Antwort.«
»Der Spuk.«
»Wer sonst?«
Ich gab mir selbst gegenüber zu, dass es ein Problem war. Wir kannten den Spuk, den man eigentlich nicht als Person bezeichnen konnte. Er war mehr eine Welt für sich. Fast hätte ich gesagt, ein schwarzes Loch, das die Seelen der getöteten Dämonen anzog, sofern sie überhaupt mit Seelen ausgestattet waren. Er hatte sich sehr lange zurückgehalten, nun aber hatte er sich wieder gezeigt. Vorausgesetzt, es stimmte alles, über das wir spekulierten.
Man konnte als Fazit sagen, dass der Spuk ein altes Märchen hatte wahr werden lassen.
»Warum gerade Rita Franklin?«, fragte ich.
»Na ja, eine Person musste es sein. Vergiss nicht, John, dass Rita ihren Stiefvater intensiv gehasst hat. So war sie eine ideale Beute für den Spuk und seine Magie.«
»Das könnte zutreffen. Aber nur sie? Oder
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