1434 - Todeswünsche
von Rita gar nicht informiert worden, wohin sie gegangen war.
Rita hatte aufgehört zu weinen. Suko stand noch immer vor ihr und nahm ihr so den Blick auf den Toten.
Ich flüsterte meinem Freund zu, was ich gesehen hatte, und teilte ihm auch meine weiteren Überlegungen mit.
Er ging damit konform. »Das ist bereits der Kampf um die Nachfolge. Dass Lewis Morrisson eine Stieftochter hat, die sein Erbe antreten könnte, war bekannt. Eine andere Seite wollte kein Risiko eingehen und hat vor, sie aus dem Weg zu räumen. Liege ich da richtig?«
»Sicher.«
»Also kümmert man sich eben um die Minimierung der Probleme. So ist das in den Kreisen.«
»Dann schwebt Rita weiterhin in allerhöchster Gefahr. Es wird Zeit, dass wir sie in Sicherheit bringen. Wir müssen hier zunächst raus. Die Kollegen können wir unten vom Wagen aus anrufen.«
»Alles klar.«
Ich drehte mich zu Rita Franklin um. Sie hatte die Arme jetzt sinken lassen. Die Handflächen lagen auf ihren Oberschenkeln, aber noch immer machte sie den Eindruck eines Menschen, der von seiner Umwelt kaum etwas mitbekommt. Sie flüsterte etwas vor sich hin, gab sich dann einen Ruck und stand auf.
Ich half ihr dabei. Als sie vor mir stand, zitterte sie leicht. »Warum denn nur, Mr Sinclair? Warum hat Lefty sterben müssen? Er hat doch keinem Menschen etwas getan!«
»Das wissen wir. Aber die andere Seite weiß es nicht. Es geht um die Nachfolge Ihres Stiefvaters, Rita. Dabei sind Sie ein Hindernis. So denken zumindest die anderen darüber.«
»Man wollte an mich heran?«
Ich nickte. »Sicher. Sie sind ein Unsicherheitsfaktor. Man kann Sie nicht einschätzen. Die andere Seite weiß nicht, ob Ihr Stiefvater Sie eingeweiht hat und Sie zu viel wissen. Das kann alles sein, Rita. Wir können uns nicht in die Köpfe der Menschen hineindenken. Aber wir können Konsequenzen ziehen.«
»Wie sehen die aus für mich?«
»Schutzhaft.«
Sie sagte erst mal nichts. Dann räusperte sie sich die Kehle frei und flüsterte: »Es hört sich schlimm an, dieses Wort, aber es ist wohl das einzig Richtige, denke ich.«
»Das denke ich auch.«
»Und wann soll das in Kraft treten?«, flüsterte sie.
»So schnell wie möglich. Heute noch. Sie müssen einfach in Sicherheit gebracht werden.«
»Ja, das sehe ich ein.« Sie fing wieder an zu weinen. »Darf ich Lefty noch mal sehen?«
»Besser nicht.«
Sie zwinkerte mit den Augen. »Ist es so schlimm?«
»Ja, das ist es. Die Killer sind nicht eben sanft mit ihm umgegangen. Ich gehe davon aus, dass es zwei gewesen sind. Derartige Taten zieht man zumeist zu zweit durch.«
Rita atmete ein paar Mal tief durch. Sie musste erst wieder zu sich selbst finden. Schließlich gab sie mir durch ihr Nicken Recht, und als sie die Augen öffnete und mich anschaute, da fiel mir etwas auf.
Waren ihre Augen dunkler geworden?
Es konnte sein, und ich blickte noch mal hin, um mich zu vergewissern. Da hatte Rita ihren Kopf bereits zur Seite gedreht und wollte zum Sofa hinblicken.
Suko stellte sich etwas anders hin, damit sie nichts sehen konnte.
»Behalten Sie Ihren Freund in Erinnerung, wie es für Sie am besten ist, Rita.«
Zuerst wollte sie protestieren und hatte schon Luft geholt, dann senkte sie den Kopf.
»Vielleicht haben Sie Recht.« Ihre Stimme klang jetzt wesentlich fester. Ein Wandel, der mir auf die Schnelle hin schon ungewöhnlich vorkam.
Ich wollte den Vorschlag machen, den Raum zu verlassen, als wir vom Flur her ein Geräusch hörten. Es war wohl deshalb zu vernehmen, weil die Tür nicht geschlossen war.
»Was war das?«, fragte Suko.
»Nur die Toilettentür«, erklärte Rita.
Es war möglich, dass wir uns durch ihre Stimme und auch durch den Satz hatten einlullen lassen und nicht so auf der Hut waren, deshalb überhörten wir die anderen Geräusche, falls es welche gegeben hatte.
Zwei Sekunden später aber erlebten wir die böse Überraschung.
Von außen her wurde die Tür aufgedroschen, und plötzlich huschten zwei Gestalten in den Raum.
Bewaffnete Männer, die Pistolen trugen, die wegen ihrer aufgeschraubten Schalldämpfer noch hässlicher aussahen…
***
»Wer sich bewegt, ist tot!«
Der Mann hatte nicht mal laut gesprochen, aber wir hatten ihn trotzdem verstanden.
Ich ärgerte mich, dass man uns so perfide hatte überraschen können. Aber da war nichts zu machen. Die beiden Typen hielten die besseren Argumente in ihren Händen.
»Arme hoch und hinter dem Kopf die Hände verschränken!«
Sie kannten sich aus. In
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