1434 - Todeswünsche
der in seinem grauen Anzug eher aussah wie ein Banker, hob die Schultern. »Wenn es bei uns heißt, dass Sie mit von der Partie sind, dann richten wir uns schon auf bestimmte Dinge ein. Ich denke, dass es auch hier so sein wird.«
»Ja.«
»Und was?«
Ich gab ihm einen Kurzbericht. Als Sherman erfuhr, was mit dem Toten neben dem Auto passiert war, wurde er bleich. Er wollte es sich selbst ansehen und hob die Decke an.
Er brauchte nur einen Blick, um einen Kommentar abzugeben.
»Scheiße«, sagte er nur.
»Ja, so ist das.«
»Und was ist mit dem zweiten Toten?«
»Den finden Sie im Haus. Er wurde erstochen.«
Sherman verdrehte die Augen. »Dann ist er ja fast normal ums Leben gekommen.«
»So ähnlich.«
»Und was ist mit dem Typ, dem Sie Handschellen angelegt haben?«, hakte er nach.
»Er ist einer der Mörder, obwohl er es abstreitet. Aber um ihn kümmern wir uns.«
»Danke. Aber der andere, Sinclair…«, Sherman lachte. »Hat man ihm seinen Kopf wirklich verdreht, ohne das die Haut gerissen ist und Blut hervorquoll?«
»Ihr Blick hat Sie nicht getäuscht.«
»Soll ich weitere Fragen stellen?«
»Lieber nicht. Ich kann Ihnen keine Antworten geben. Aber Suko und ich bleiben am Ball.«
»Das hoffe ich sehr.«
Ich ging bis zum Haus mit. Die Menschen hatten sich zurückgezogen, aber sie beobachteten uns trotzdem. Da gab es wohl kein Fenster, das nicht geöffnet worden wäre.
Der Tross ging mit uns, und ich brachte die Kollegen bis zum Mordzimmer. Im Flur war es so eng, dass wir uns zusammendrängen mussten.
Ich wollte die Tür öffnen, als ich stutzte und sofort stehen blieb.
Aus dem Raum war etwas zu hören.
»Moment mal!«, flüsterte ich den Männern hinter mir zu. »Ich denke, dass ich zunächst mal allein hineingehe.«
»Warum?«, fragte Sherman.
»Weil sich dort unter Umständen jemand aufhalten kann.« Meine Stimme klang leise, aber durchaus verständlich.
»Bleiben Sie bitte hier im Flur, bis ich wieder herauskomme.«
»Aber…«
»Es ist mein Fall, Sherman. Und er ist verdammt gefährlich, das kann ich Ihnen versichern.«
Sherman gab nach. »Okay, man weiß ja, wer Sie sind. Aber beeilen Sie sich bitte.«
»Das liegt nicht in meiner Hand.«
»Gut, wir warten.«
Es passte mir nicht, dass ich den Kollegen vor den Kopf stieß. Nur gab es keine andere Möglichkeit, denn dies hier war ein Fall für uns, und wir mussten jeder Spur nachgehen.
Es war nicht nur einfach ein Geräusch gewesen, das ich gehört hatte. Es war ein bestimmtes, und ich war gespannt, ob sich meine Annahme bestätigte. Behutsam öffnete ich die Tür. Dennoch verursachte sie ein Geräusch, was die Person jedoch nicht störte, die neben dem Sofa mit dem Toten kniete und leise weinte.
Es war Rita Franklin!
***
Ich sprach sie nicht an und betrat das Zimmer so leise wie möglich.
Danach schloss ich die Tür.
Ob sie mich zur Kenntnis genommen hatte, ließ sie nicht erkennen.
Sie drehte sich nicht um und blieb in ihrer Haltung hocken, wobei sie über das Gesicht des Toten streichelte und weinte. Rita Franklin trauerte wirklich, daran hatte auch die Veränderung in ihrem Innern nichts ändern können.
Es war schwer, leise zu gehen, aber ich schaffte es und blieb direkt neben ihr stehen. Sicherlich hatte sie mich bemerkt, aber sie beachtete mich nicht. Sie weinte und flüsterte, und ich hörte, dass man ihr den Lebensinhalt genommen hatte.
Verdammt, das ging mir schon nahe, und ich vergaß, wer sie eigentlich war. Dabei suchte ich nach den richtigen Worten, um sie anzusprechen. Ich wollte sie nicht erschrecken und sie auch nicht gegen mich aufbringen. Alles musste in großer Ruhe ablaufen.
Auch Rita konnte nicht ununterbrochen reden. Sie musste mal eine Pause einlegen, und genau darauf hatte ich gewartet.
Als sie über ihre Augen wischte, sprach ich ihren Namen leise aus.
»Rita?«
Sie zuckte leicht zusammen, drehte sich aber nicht zu mir um.
Ich versuchte es weiter. »Bitte, Rita, ich weiß, wie es in Ihnen aussehen muss. Aber ich denke, dass wir beide noch etwas zu klären haben. Deshalb bitte ich Sie, mir zuzuhören.«
Das Mädchen bewegte sich. Es erhob sich langsam und drehte sich zu mir um.
Sofort suchte mein Blick ihre Augen. Ich stellte fest, dass sie normal waren. Keine Schwärze lag in den Pupillen. So wie sie vor mir stand, hatte sie sich nicht verändert.
»Er ist tot, Mr Sinclair.«
»Ja, leider. Ich bedauere es sehr.«
»Aber er ist nicht umsonst gestorben. Er hatte mit allem nichts zu tun.
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