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1435 - Tödlicher Frost

1435 - Tödlicher Frost

Titel: 1435 - Tödlicher Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Braten trotzdem nicht, aber Karina Grischin sah das anders.
    Sie lächelte wieder.
    Dabei streckte sie ihren Arm aus. Und auf genau diese Geste schien der uralte Mann gewartet zu haben. Jetzt bewegte er sich und hob seinen rechten Arm ebenfalls an.
    Zwei Hände fanden sich!
    In mir stieg die Spannung bis dicht an den Siedepunkt heran. Ich hatte das Gefühl, als wäre etwas in Bewegung geraten, das bisher verborgen geblieben war.
    Ich schaute nur auf die Hände. Was musste Karina Grischin in diesem Augenblick fühlen? Sie sagte es mir nicht. Ich konnte sie nur anschauen und es aus ihrer Reaktion lesen.
    Es passierte nichts mit ihr. Sie hielt die Hand des Schamanen fest, als wäre es etwas ganz Besonderes.
    Oder war es umgekehrt?
    Nein, das traf auch nicht zu, denn der Schamane, der noch immer nichts gesagt hatte, schüttelte sich, und dieses Schütteln durchrann besonders seinen rechten Arm.
    Im nächsten Augenblick zog er seine Hand zurück. Aber er blieb nicht stehen. Mit etwas steifen Schritten und ohne mir dabei einen Blick zuzuwerfen trat er seinen Weg an. Nach zwei Schritten drehte er sich um, sodass ich auf seinen Rücken schaute, und ich sah, wie schnell er über das Gelände hinweg eilte.
    Die Verfolgung nahm ich nicht auf. Ich dachte auch nicht daran, ihn durch einen Schuss zu stoppen. Ich ließ ihn einfach laufen, denn jetzt war Karina Grischin wichtiger.
    Sie stand noch immer so, wie sie gestanden hatte, als sie dem Schamanen die Hand gab.
    Genau das bereitete mir Sorge, denn ihr rechter Arm hatte sich nicht gesenkt, wie es eigentlich normal gewesen wäre. Er und die Hand waren weiterhin ausgestreckt, als stünde ein Unsichtbarer vor ihr, dem sie die Hand geben wollte.
    Das war für mich nicht zu begreifen, aber das Gefühl der Unruhe und der beklemmenden Angst drängte sich in mir hoch. Ich war plötzlich sicher, dass mit Karina etwas nicht stimmte.
    Plötzlich wurde ich schnell. Der Schamane war mir jetzt egal, es ging um Karina.
    Mit wenigen Schritten war ich bei ihr. Ich sprach sie sogar auf dem kurzen Weg an, erhielt keine Antwort und legte dann meine Arme auf ihre Schultern.
    Noch im selben Moment zuckte ich zurück!
    Eine heiße Flamme tobte durch meinen Körper bis hinein in den Kopf. Bei Karina erlebte ich das direkte Gegenteil.
    Sie stand vor mir und war eingefroren!
    ***
    Jemand sagte: »Nein, nur das nicht!« Es dauerte, bis ich herausgefunden hatte, dass es meine eigene Stimme gewesen war, und ich fühlte mich wirklich wie vor den Kopf gestoßen.
    Ohne es zu merken, war ich einen Schritt zurückgegangen. Ich schaute mir Karina aus der Entfernung an und sah jetzt, dass sich in ihrem Gesicht rein gar nichts mehr bewegte. Es blieb starr.
    Es hatte auch keinen Sinn, auf sie einzureden, obwohl ich es versuchte und mehrmals ihren Namen rief.
    Sie reagierte einfach nicht.
    Ich hatte das Gefühl, dass sich die Erde gleich öffnen würde, um mich zu verschlingen.
    Das durfte nicht wahr sein! Nein, verdammt, nicht in dieser Einöde eines fremden Landes. Karina Grischin war die einzige Person, die sich etwas auskannte und mir zudem als Dolmetscherin gedient hatte.
    Und nun?
    »Verdammt noch mal«, flüsterte ich ihr zu. »Mach doch keinen Unsinn. Komm zu dir…«
    Ich hätte auch gegen einen Eisblock sprechen können, die Reaktion wäre ähnlich gewesen.
    So aber stand ich da, schaute ins Leere und wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Es war vorbei. Sie war durch die Berührung mit dem Schamanen in den Zustand gefallen, in dem sich auch die Gestalten in der Höhle befunden hatten. Das war der reine Wahnsinn.
    Ich fühlte mich im Innern selbst eisig und wusste nicht, was ich unternehmen sollte. Auf meiner Brust lastete ein Druck, den ich nicht loswerden konnte.
    Ich flüsterte Karinas Namen und versuchte es ein zweites Mal.
    Wieder legte ich die Hände auf ihre Schultern und musste einsehen, dass ich damit nichts verändern konnte. Meine eigene Körperwärme schlug bei ihr nicht an.
    Den rechten Arm hielt sie weiterhin nach vorn gestreckt. Ich fasste die Hand an.
    Wie ein Stück Eis, dachte ich und war nur froh, dass es mich nicht erwischt hatte. In ihr steckte nicht die Kraft des Schamanen, der sie praktisch übernommen hatte.
    Der Zorn und die Wut auf diese Gestalt loderten in mir hoch. Ich drehte mich um, weil ich sehen wollte, ob er noch in der Nähe war.
    Ich sah ihn.
    Er zeichnete sich deutlich in der klaren Luft ab, denn er stand auf einer leichten Erhebung und schaute in meine Richtung. Wir

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