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1435 - Tödlicher Frost

1435 - Tödlicher Frost

Titel: 1435 - Tödlicher Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einzusickern versuchten.
    Ich wartete nicht länger und drehte mich um. Jetzt lagen die Bauten wieder vor mir. Ihre Fenster waren erleuchtet, und der Schnee davor erinnerte mich an eine Gardine.
    Schüsse hatte ich bisher nicht gehört. Wahrscheinlich waren die Eisleichen noch gar nicht in der Nähe. Dass sie nicht kommen würden, daran glaubte ich nicht. In dem Zustand, in dem sie sich zurzeit befand, hatte sich Karina bestimmt nicht geirrt.
    Also zurück.
    Wieder in den Anbau. Nach Karina Grischin schauen und darauf hoffend, dass sich ihr Zustand weiter gebessert hatte.
    Ich ging an den beiden Wachtposten vorbei und betrat das Innere der Kaserne. Ich wollte zu Karinas Zimmer gehen, aber nach dem ersten Schritt stoppte ich bereits, weil mir etwas durch den Kopf schoss, über das ich erst jetzt richtig nachdachte.
    Mir war das Verhalten der Wachtposten aufgefallen. Sie hatten mich nicht angesprochen. Bei den anderen war das schon der Fall gewesen. Diese hier schienen mich gar nicht wahrgenommen zu haben.
    Das Misstrauen trieb mich zurück. Ich blieb diesmal auf der Schwelle im Rücken der beiden Soldaten stehen.
    Ich räusperte mich so laut, dass sie das Geräusch einfach hören mussten.
    Keiner drehte sich um.
    Ich drückte dem rechten der beiden Soldaten nicht mal hart meine Handfläche ins Kreuz.
    Wie ein Brett fiel er nach vorn. Es lief so schnell ab, dass ich ihn nicht auffangen konnte. Bäuchlings blieb er liegen, und ich kümmerte mich um seinen Kameraden.
    Er stand auf der Stelle, aber er bewegte sich nicht. Daran war nicht die äußerliche Kälte schuld, sondern die in seinem Innern.
    Ich hatte es geahnt.
    Sie waren schon längst hier.
    Ich hatte innerlich das Gefühl, allmählich zu vereisen.
    Dann dachte ich an Karina. Unsere Zimmer lagen hier im Flur, ebenso wie das des Majors.
    Es dauerte nur Sekunden, bis ich an der Tür war und sie heftig aufriss.
    Ich wollte Karinas Namen rufen. Doch der blieb mir im Hals stecken.
    Niemand saß oder lag mehr auf dem Bett.
    Das Zimmer war leer!
    ***
    Enttäuscht war ich nicht mal, nur wütend auf mich selbst. Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen. Jetzt stellte sich natürlich die Frage, ob sie freiwillig gegangen oder geholt worden war.
    Von dem Uralten?
    Ihn sah ich als meinen besonderen Feind an. Er war der Schamane, der Magier, der sicherlich etwas von den versteckten Kräften und Mächten der Natur wusste und…
    Ein hartes Geräusch außerhalb des Zimmers ließ mich zusammenfahren. Ich fuhr herum und lief in den Flur.
    Major Grassow hatte die Tür aufgerissen. Er taumelte förmlich in den Flur, drehte sich um, als er mich sah, und deutete auf seine beiden Soldaten, von denen einer am Boden lag.
    »Er hat sie erwischt«, sagte ich.
    »Was?«
    Ich wiederholte den Satz langsamer.
    Der Major schaute scheu auf seine Männer. Dann flüsterte er etwas, was ich nicht verstand. Aber er sah auch die offene Tür zu Karinas Zimmer.
    »Ist da was…«
    Ich stoppte ihn mit einer Handbewegung. »Dort ist nichts. Dort war Karina, aber jetzt ist sie verschwunden. Abgetaucht, weg und leider nicht mehr greifbar.«
    Der Major schwieg. Dabei presste er die Lippen fest zusammen. Er schüttelte den Kopf, und ich sah, dass er dabei war, den Überblick zu verlieren.
    »Was können wir tun?«
    »Wir müssen Karina suchen.«
    »Ja, aber das Gelände ist groß.«
    »Wir haben das Auto. Ich habe es vorhin gesehen. Es stand nicht weit vom Eingang weg.«
    »Gut, dann hole ich den Schlüssel.« Er deutete auf eine Tür dicht hinter dem Eingang.
    »Ja, tun Sie das.«
    Ich trat ins Zimmer und suchte nach irgendwelchen Hinweisen, die mir sagen konnten, wohin Karina unter Umständen gegangen oder verschleppt worden war.
    Ein lauter Ruf riss mich aus meinen Überlegungen. Es war mehr ein Schrei. Der Major hatte ihn ausgestoßen. Ein Mann wie er war nicht leicht zu erschüttern. Wenn er geschrien hatte, dann musste schon etwas passiert sein.
    Raus aus dem Zimmer, die paar Schritte durch den Flur, und schon konnte ich in den Raum schauen, in dem der Major so steif stand, als wäre er selbst eingefroren.
    Als ich ihn erreichte, sah ich, wen es erwischt hatte. Vor dem Waschbecken stand ein hoch gewachsener, hölzern wirkender Mensch mit leicht vorgestreckten Armen, als wollte er mit beiden Händen eine Gabe entgegennehmen.
    »Er auch«, flüsterte Grassow. »Auch Jasper, mein Fahrer…«
    Ich gab ihm keine Antwort und deutete nur ein knappes Nicken an. Danach ging ich auf Jasper zu, der wie sein

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