1436 - Der Höllensohn
weg, begreifst du?« Er schüttelte zuckend den Kopf. »Alles weg…«
»Ich weiß.«
»Was geschieht hier?«
Ich beschloss, ihm reinen Wein einzuschenken. »Es gibt eine Gefahr hier in der Maschine. Wir können sie nicht in den Griff bekommen, weil sie im menschlichen Sinne nicht existent ist.«
»Das begreife ich nicht.«
»Kann ich mir denken, Konstantin. Um es noch klarer auszudrücken: Unser Feind ist ein Geist.«
Eine derartige Erklärung überraschte ihn. Er musste erst darüber nachdenken und fragte dann mit leiser Stimme: »Ist es vielleicht der Geist des Bösen?«
»Ja, so kann man es nennen. Ein Geist, in dem das Böse steckt. Der möglicherweise aus den dunkelsten Sphären der Hölle stammt und viele Jahrtausende überstanden hat.«
»Ich glaube dir!«, erklärte der Pope spontan. »Ja, ich glaube dir. Auch wenn andere über deine Worte den Kopf schütteln würden. Aber ich kann dir glauben, John. Du bist ehrlich.«
»Danke, aber das bringt uns nicht weiter.«
»Und was hat er vor? Weißt du das auch?«
»Ich befürchte es…«
Zwei Augen starrten mich an, und ich sah den leicht skeptischen Blick. »Du willst es mir nicht sagen – oder?«
»Es ist nicht einfach.«
»Bedeutet das den Tod?«
Ich hatte geahnt, dass diese direkte Frage kommen würde. Ich wich einer Antwort nicht aus und sagte: »Ja, das bedeutet es im Endeffekt.«
Der Pope verhielt sich sehr ruhig. Beinahe wie jemand, der nichts anderes erwartet hatte. Er wischte sich mit den gekrümmten Fingern über die Augen und flüsterte: »Man muss stets bereit sein, und man muss das Gute ebenso annehmen wie das Gegenteil davon. Ich bin dir dankbar, dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Ich würde zwar gern noch weiter leben, aber ich habe auch keine Angst vor dem Tod.«
»Nun ja, das sagt sich so leicht…«
»Bei mir ist es der Fall. Zudem macht mich mein Glaube stark. Ich habe schlimme Zeiten erlebt, und auch heute noch akzeptieren viele Menschen in meinem Land den Wandel nicht so richtig. Sogar Drohungen habe ich bekommen, und so weiß ich, dass das Leben nicht nur Freuden bereithält. Siehst du das auch so?«
»Ja.«
»Und bist du ebenfalls bereit, dich in dein Schicksal zu fügen? Genau wie ich?«
Die Frage hatte ich zwar nicht erwartet, doch ich gab ihm sofort die richtige Antwort.
»Nein, dazu bin ich nicht bereit!«
Konstantin war überrascht. Er setzte sich aufrecht hin. »Das ist mir neu. Ich weiß, dass man nicht aufgeben soll. Wenn das Böse allerdings so stark ist, dass es unsere Existenz bedroht und man keine Möglichkeit mehr sieht, ihm zu entkommen, dann…«
»Gibt es immer noch eine Chance, mein Lieber«, erklärte ich. Ich wurde präziser. »Und diese Chance existiert, solange noch ein Funken Leben in mir brennt.«
Der Pope lächelte. »Du willst mir Mut machen, nicht wahr?«
»Auch das«, gab ich zu. »Aber kannst du dir nicht vorstellen, dass ich es ehrlich meine?«
»Ja, ehrlich bist du.«
»Und ich spreche aus Erfahrung. In meinem Leben habe ich mich oft genug an der Grenze zum Tod bewegt. Da lernt man es, sich mit schwierigen Problemen auseinander zu setzen.«
»Auch in einem Flugzeug?«
Ich hob die Schultern.
»Das meine ich eben«, sagte Konstantin. »Es sind die äußeren Umstände, die mich daran zweifeln lassen.«
Was sollte ich darauf erwidern? Im Prinzip hatte er ja Recht. Wir befanden uns in einem Gefängnis ohne Gitterstäbe.
Bisher hatten sich die anderen Passagiere völlig normal verhalten.
Nichts wies darauf hin, dass der Geist des Schamanen den einen oder anderen übernommen hatte. Wenn ich richtig darüber nachdachte, musste er das auch nicht, um sein Ziel zu erreichen. Er brauchte sich nur an die Männer im Cockpit zu halten.
Ich erhob mich.
»Wohin willst du jetzt?«
Ich lächelte dem Popen zu. »Denk an die Chancen. Ich versuche, sie zu nutzen.«
Ein scharfer Blick, ein tiefes Atemholen, dem die geflüsterte Antwort folgte: »Ich werde für dich beten.«
»Danke, Konstantin.« Ich meinte es ehrlich, trat hinaus in den Gang, ging die ersten drei Schritte, und genau in diesem Augenblick kippte die Maschine nach vorn…
***
Glenda Perkins schüttelte den Kopf, was auch Suko nicht verborgen blieb.
»Was ist mit dir?«, fragte er.
»Ich kann es nicht.«
»Bitte, ich…«
Glenda nickte und sprach in Sukos Satz hinein. »Ja, verdammt noch mal, ich kann es nicht. Ich weiß, dass ich mich blamiere oder dumm dastehe, aber es ist so.« Ihre Stimme wurde ein wenig schrill.
Ein
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