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1436 - Die Bionten von Kyon

Titel: 1436 - Die Bionten von Kyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ebenso grausam Unrecht zugefügt wie mir und den anderen. Aber ihr seid intelligent, und das gibt euch in unserer Kolonie einen Sonderstatus. Ihr seid wichtig für uns, weil nur wenige Intelligente ankommen. Viel zu wenige; und den weniger Glücklichen muß geholfen werden. Was ihr hier seht, ist so etwas wie die geistige Elite. Alle anderen verstecken sich lieber. Sie haben mit Technik schlechte Erfahrungen gemacht."
    „Du sprichst von einem Automatfrachter, Jiitüp", sagte Zoporra. „Heißt das, an Bord gibt es keine Besatzung außer uns und den anderen, die zurückgeblieben sind?"
    „Genau", antwortete das Wesen, das sich selbst einen Blue genannt hatte. „So ist es jetzt zum achtenmal. Sie schicken uns einen ausgedienten Frachter mit Autopilot. Wenn wir Intelligenten an Bord gehen, sind jedesmal die automatische Steuerung und ein paar Geräte im Maschinenraum zerstört. Wir glauben, daß beim Start Zeitzünder eingebaut werden."
    „Aber ansonsten funktionieren die Schiffe?" fragte Zoporra aufgeregt. „Ja, ansonsten funktionieren sie."
    „Dann könnten wir fliehen und herausfinden, warum wir hierher gebracht wurden!"
    „Und weshalb viele von uns so verunstaltet aussehen. Ja, daran denke ich auch. Irgendwann ist es soweit. Jetzt haben wir acht Schiffe. Zuerst müssen wir die übrigen Passagiere aus eurem Schiff holen - dann unterhalten wir uns eingehend. Es gibt viel mehr Fragen, als ihr beantworten könnt."
     
    *
     
    „Genau so sieht die traurige Wahrheit aus", berichtete Jiitüp. „Wir wissen nicht, weshalb wir hier sind. Irgend jemand wollte uns los sein, wollte uns vielleicht aus dem Sinn haben. Oder man überläßt diese Kolonie nur eine Weile sich selbst und schaut nach hundert Jahren, was aus uns geworden ist... Wahrscheinlich gar nichts." Zoporra glaubte, in dem fremdartigen Gesicht einen Ausdruck der Befriedigung zu erkennen. „Die meisten von uns sind zeugungsunfähig", erklärte der Blue unaufgefordert. „Deshalb werden sie nichts finden in hundert Jahren; außer, es kommt weiterhin alle zehn Jahre ein Schiff hierher. Wir wissen auch, daß es noch mehr Planeten wie diesen gibt. Sie alle liegen wie ein Gürtel um die Milchstraße herum - du weißt, was die Milchstraße ist?"
    „Ich weiß es", antwortete Zoporra. „Ornomall und ich sind als Astronauten ausgebildet."
    „Ein großes Glück! Wir haben nur wenige Astronauten, ihr kommt wie gerufen!"
    „Weshalb?" erkundigte sich Zoporra mißtrauisch. „Ganz einfach: Wir planen eine Expedition. Aber dazu später. Ich wollte dir von den anderen Welten erzählen. Wir haben manchmal Funkkontakt mit ihnen.
    Die Funkgeräte an Bord der Frachter sind nämlich intakt, nur bekommen wir keine Verbindung mit der Milchstraße. Wir empfangen nichts von dort, und das können wir uns nicht erklären. Ob unsere Sendungen ankommen, wissen wir natürlich nicht. Wir haben es ohnehin aufgegeben, um niemanden unnötig auf uns aufmerksam zu machen. Das wäre nicht ratsam..." Zoporra rätselte, was der Blue mit „nicht ratsam" meinte, aber er spürte, daß der andere recht hatte. Etwas war falsch an ihnen allen, sie waren Abfall. Sie gehörten nicht ins Licht der Öffentlichkeit. Im Grunde konnten sie froh sein, daß alle hier mehr oder weniger verunstaltet waren oder geistige Mängel aufwiesen. So kam keine Eifersucht auf.
    Er wußte natürlich um seine eigene besondere Lage. Er kannte sich nicht aus im gemeinsamen Leben mit vielen anderen; er würde erst lernen müssen, jeden Tag aufs neue mit den Leuten dieses Planeten auszukommen. Und er würde lernen müssen, ohne Aufsicht zu sein.
    Auch die niedrige Temperatur würde eine Zeitlang Schwierigkeiten bereiten. „Ja", sagte Jiitüp, als er den Blue darauf ansprach. „Du kannst tun und lassen, was du willst Niemand wird dich daran hindern. Aber deine frisch gewonnene Freiheit hat eine Schattenseite. Es sind so viele hier, die Hilfe brauchen. Manche können sich nicht richtig bewegen, andere würden ohne Anleitung verhungern. Wir Intelligenten haben eine harte Pflicht. Ich hoffe, du wirst dich ihr nicht entziehen."
    Zoporra überlegte eine Weile. Zunächst schaute er mit düsterer Miene in Richtung Waldrand, dann musterte er die Gefangenen, die Jiitüps Leute in mühseliger Arbeit aus dem Frachtschiff befreit hatten. Vielleicht war es sogar besser, eine Pflicht zu haben. Es würde ihm helfen - dann konnte er ohne Selbstmitleid die nächsten Wochen überstehen. „Ich helfe euch." Seine Entscheidung stand fest.

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