1436 - Die Bionten von Kyon
bildete. Es schien, als habe er ein bestimmtes Ziel. Womöglich einen Unterschlupf, überlegte Rhodan im Laufen. Sie hatten zwar schon Hütten und primitive Gerätschaften entdeckt, jedoch nichts von Belang. Vielleicht würde es diesmal anders? „Halte an! Wir wollen nur mit dir sprechen!"
Der Biont hörte nicht, obwohl Rhodan sicher war, daß er wie die meisten anderen dieser Wesen Interkosmo verstand. Mit einem Blick rückwärts sah er Quando Perst und die beiden Frauen, die keuchend Anschluß hielten. Nur Salaam Siin war aufgrund seiner kurzen Beine weit zurückgefallen. Sie konnten jetzt keine Rücksicht auf den kleinen Ophaler nehmen; keiner von ihnen trug einen SERUN, sie alle mußten sich auf die Füße verlassen. Der Gleiter stand zu weit entfernt.
Der Biont übersprang ein paar entwurzelte Bäume und erreichte die ersten Felsen.
Jetzt würde es schwieriger werden, ihn im Auge zu behalten. Rhodan fragte sich, ob der Aufwand überhaupt lohnte.
Wahrscheinlich nicht, dachte er, und trotzdem wollte er jetzt nicht lockerlassen. „Warte, Perry!" rief eine der Frauen. „Nicht ganz so schnell! Wir verlieren dich aus den Augen!"
„Beeilt euch!" gab er zurück.
Indessen verschwand der Biont hinter dem Ausläufer eines Bergrückens, und er mußte sein Tempo sogar noch beschleunigen. Rhodan kürzte mit einem weiten Satz über einen Graben ab. Von hier aus ließ sich der größte Teil des Bergrückens einsehen. Der Biont war verschwunden. Unmöglich... Das Wesen konnte keinerlei technische Gerätschaften zu Hilfe genommen haben, also mußte es einen simplen Trick geben. Mit den Augen suchte er aufmerksam das Gelände ab. Er entdeckte den Tunneleingang schon wenige Sekunden später.
Gleichzeitig tauchten die beiden Frauen und Quando Perst auf. „Wo ist er?"
„Bleibt hinter mir!" rief Rhodan. „Er ist in dem Tunnel da drüben."
Mit wenigen Sprüngen erreichte Rhodan die dunkle Öffnung. Er fand einen grob bearbeiteten Gang vor, der etwa hundert Meter gerade verlief. Perst und die beiden Frauen blieben hinter ihm, Salaam Siin war noch nicht einmal in Sicht.
Gleichgültig, der Ophaler würde sie schon finden. Rhodan sah hinter der Krümmung des Ganges Tageslicht schimmern. Wie konnte das sein? Durchmaß der Berg tatsächlich nur hundert und ein paar Meter?
Rhodan sah konzentriert auf den unebenen Boden und brachte laufend den Gang hinter sich. Die drei anderen waren hinter ihm. Am Ende des Ganges wurde kurz der Biont sichtbar, als habe er die Absicht, sie hinter sich herzulocken.
Natürlich hätte er mißtrauisch werden müssen, das begriff Rhodan. Doch er wollte um keinen Preis den Anschluß verlieren. Er hatte nur vage gehofft, diesmal womöglich Näheres über die Bionten von Kyon zu erfahren - und nun stand ein positives Ergebnis nahe bevor.
Was sollte dieser Gang? Wo lag das Ziel?
Die Biegung...
Perry beschleunigte und bog in vollem Lauf ab. Dann aber blieb er wie angewurzelt stehen. Seine Begleiter prallten gegen ihn, und Quando Perst kam zu Fall. Er konnte jetzt nicht darauf achten. Vor sich sah er etwas, das er nach den Aussagen ihrer Ortungsspezialisten auf diesem Planeten niemals erwartet hätte.
Es war ein Raumschiff. Eine Kugel von hundertzwanzig Meter Durchmesser, die Herkunft entweder terranisch oder akonisch. Darauf jedenfalls ließ die Bauweise schließen, wenn auch einige Konstruktionsmerkmale sich geändert hatten und die Hülle Spuren vieler Jahre Raumfahrt trug. „Bleibt da stehen, wo ihr seid." Rhodan registrierte, daß die Stimme Interkosmo sprach. Ein paar Meter entfernt stand der Biont und starrte sie neugierig an. Seine Begleiter stießen überraschte Wortfetzen aus, während er die Ruhe bewahrte und jedes Detail in sich aufnahm. Er begriff jetzt, daß der Genkrüppel sie absichtlich in diese Höhle gelockt hatte, die offenbar als Versteck diente. „Können wir miteinander reden?" rief er laut. „Wir haben keine feindlichen Absichten!"
„O ja...", sprach die Stimme. Es war ein Tonfall des Zorns und lange Jahre unterdrückter Spannung. „Zunächst reden wir, ich will vieles wissen. Wie lange habe ich darauf gewartet! Daß ihr nun hier seid..."
Rhodan sah sehr wohl die kleinen Geschütze, die sich auf ihn und seine Begleiter richteten. Ohne Schutzanzüge konnten sie nicht einmal kleinen Geschützen widerstehen - und niemand wußte, ob einige der Öffnungen nicht noch größere Kaliber bargen. Irgendwie mußten sie sich die Feindschaft der Leute im Schiff zugezogen
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