1438 - Die Urzeit-Falle
Aber wenn Sie das Ziel angeben, müssen Sie schon etwas springen lassen. Die Verleiher sind Einheimische, und sie fürchten sich vor der Insel.«
»Wir nicht«, sagte ich. »Sie können ja für uns ein gutes Wort einlegen. Oder Sie fahren selbst mit.«
»Nein, nein, nur das nicht!«, rief er.
»Ich muss hier die Stellung halten. Der Tote ist Ihr Fall und nicht meiner.«
Wir waren von dem Verhalten des Polizisten enttäuscht. Er schien sich vor dieser Vulkaninsel zu fürchten, was wir akzeptieren mussten, ohne es begreifen zu können. Wir waren auch keine Einheimischen, und deshalb bohrten wir auch nicht weiter in der Wunde herum.
»Können Sie uns einen bestimmen Verleiher nennen, bei dem wir gut aufgehoben sind?«
»Na ja, da gibt es schon einige. Noch sind nicht alle Boote winterfest gemacht. Versuchen Sie es bei dem größten Verleiher, aber nennen Sie nicht das Ziel.«
»Ist okay.«
Für uns war der Besuch zunächst erledigt. Zuvor wollten wir ins Hotel, um die Reisetaschen abzustellen. Danach blieb noch immer Zeit genug, um die Insel im Hellen zu erreichen und sie auch noch bei Tageslicht wieder zu verlassen.
Als wir uns von dem Kollegen verabschiedeten, sahen wir ihm an, dass er froh war, uns loszuwerden.
Vor der Tür atmeten wir tief durch. Bill schielte mich von der Seite her an, während Teresa Hayward ihren Blick nicht vom wogenden Meer lösen konnte.
Ihr Finger wies in östliche Richtung. »Dort hinten«, sagte sie mit leiser Stimme. »Dort hinten ist was passiert, das ich als Rätsel ansehe. Und Ethan hat dafür mit seinem Leben bezahlen müssen. Den Grund müssen wir herausfinden.«
Bill sprach mich von der Seite her an. »Was sagt dein Bauchgefühl?«
Ich verzog die Lippen. »Neutral ist es nicht. Auch ich habe den Eindruck, dass hier etwas faul ist.«
»Dann können wir uns die Hand reichen…«
***
Ein Schrei hallte über das Wasser hinweg. Er wurde allerdings sehr schnell vom Geräusch des Motors und dem der klatschenden Wellen geschluckt.
Paul Kirikos hatte nicht an sich halten können. Er war so froh, allein aufs Meer hinausfahren zu können. Wind, Wasser und Wellen waren seine Freunde. Sie umgaben ihn, aber sie störten ihn nicht. So konnte er seinen Gedanken freien Lauf lassen, und das war für einen Menschen wie ihn sehr wichtig.
Die Seeluft fegte ihm den Kopf frei. Es war so herrlich, sich den Natur hinzugeben. Hinzu kam, dass die See nicht so rau war, als dass sie ihm hätte gefährlich werden können.
Und so tanzte sein Boot über die Wellen hinweg. Hin und wieder schlugen sie mit lautem Klatschen gegen den Rumpf. Spritzwasser überschüttete dann das Boot. Das meiste wurde von den Scheiben abgehalten, die Paul vorn und an den Seiten schützten.
Er hatte nicht vergessen, was sein Vater ihm gesagt hatte. Und er hatte sich auch die ungefähre Stelle gemerkt, wo Denis das Phänomen aufgefallen war. Dort wollte er hin, und ihm fiel jetzt wieder ein, dass dieser Ort nicht weit von der Insel entfernt lag, die von den Menschen gemieden wurde.
Man mochte sie nicht. Erstens war sie unbewohnt, und es kam noch hinzu, dass man ihr etwas nachsagte, woran er bisher nicht hatte glauben können. Man sagte, dass dieses kleine Vulkaneiland aus der Urzeit stammte und etwas in sich verborgen hielt, vor dem sich die Menschen fürchteten.
Paul hatte sich nie für die alten Geschichten interessiert, sie meist als Spinnerei abergläubischer Menschen abgetan. Nun aber dachte er anders darüber, weil er seinen Vater kannte. Mochte er auch durch die Lähmung an den Rollstuhl gefesselt sein, im Kopf war er noch klar, und die Bewegung im Wasser hatte er sich bestimmt nicht eingebildet.
Mit hohem Tempo auf den Wellen zu reiten war für Paul das Größte. Aber er kannte auch seine Grenzen. Hin und wieder fiel es ihm schwer, sie einzuhalten, und das war jetzt der Fall, als er mit der Fahrt herunter musste, weil er nicht an dem imaginären Ziel vorbeifahren wollte.
Das Boot verlor an Tempo. Die Wellen klatschten weiterhin gegen die Bordwand, nur hörten sich diese Geräusche jetzt anders an.
Nicht mehr so hart, und auch die Wellen wurden flacher, weil der Bug sie nicht mehr so scharf durchschnitt.
Paul Kirikos hatte sich vorgenommen, langsam an die Stelle heranzugleiten. Er wunderte sich darüber, dass sein Herz schneller klopfte und er die Gelassenheit verloren hatte. Wenn so etwas eintrat, dann hatte sich sein Instinkt gemeldet, der ihm sagte, dass nicht alles in Ordnung war, auch wenn die Welt um
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