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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des Humanidroms beenden konnten.
    Das Humanidrom war ein kulturgeschichtliches Museum, das Zeugnis über das frühere Leben in der Lokalen Gruppe ablegte. Viele Relikte und Zeitdokumente von damals gaben Auskunft über längst ausgestorbene Völker wie Gurrads, Maahks, Tefroder, Kartanin, Hauri und wie sie alle geheißen hatten und deren Heimat die Nachbargalaxien der Milchstraße gewesen waren und so exotische Namen wie Kleine und Große Magellansche Wolke, Andromeda, Hangay und Pinwheel gehabt hatten. Diese Völker waren seit fast 700 Jahren Legende, und niemand vermochte zu sagen, wie es in ihren Heimatgalaxien heute aussah, weil niemand durch den Schutzwall um die Milchstraße in die Leere des Todes vordringen konnte.
    Aus Dank für ihre Großtat war den Cantaro und Nakken ein kleiner Sektor des Humanidroms als Wohnbezirk überlassen worden. „Soweit die Geschichte", endete Pheldor seine Erzählung. „Aber was davon wirklich wahr ist, vermag ich nicht zu beurteilen."
    „Was sollte daran nicht stimmen?" wunderte sich Aribo. „Es hört sich glaubwürdig an. Und vor allem, warum sollte über das Humanidrom die Unwahrheit verbreitet werden?"
    „Ich kann keinen Grund dafür nennen, weil ich die Motive nicht kenne, die die Triebfeder des Systems sind", antwortete Pheldor. „Aber da Cantaro und Nakken das Humanidrom beherrschen oder verwalten, ist es vielleicht gar kein Museum, sondern eine waffenstarrende Festung. Diese Meinung habe ich mal zu hören bekommen. Das würde dazu passen, daß Lokvorth selbst eine Gettowelt ist, zu der Feinde des Systems verbannt werden - aber auch Fehlprodukte von uns Klonmeistern."
    „Warst du schon einmal im Humanidrom?" fragte Plinal.
    Pheldor verneinte. Aber auf Lokvorth sei er schon mal gewesen, fügte er hinzu.
    Als die ARASIM wieder Fahrt aufnahm und das Humanidrom immer kleiner wurde und schließlich im Sternenmeer versank, löste sich die Menge im Oservatorium auf.
    Pheldor wollte sich mit seinen Schützlingen in ihre Kabinen zurückziehen und dort darauf warten, daß Clynac den ersten Schritt tat, um dessen Pläne kennenzulernen und darauf die eigene Strategie abzustimmen. Doch als sie auf den Korridor hinaustraten, lief der Gentechniker zwei Kollegen in die Arme.
    Der eine war ein gutproportionierter Terraner namens Wilbur Samm, der zweite hieß Ancleu und war ein Artgenosse von Pheldor. Beide behaupteten, vor einem Vierteljahrhundert auf Siga, in der Klonzucht für miniaturisierte Humanoide, mit ihm zusammengearbeitet zu haben.
    Pheldor war zwar zu dieser Zeit auf dem zweiten Planeten von Gladors Stern gewesen, aber an die beiden konnte er sich nicht erinnern. „Das erachte ich als persönliche Beleidigung", tönte der Terraner und ließ eine Farbkaskade nach der anderen über seinen Stirnreifjagen, was er wohl als Ausdruck seiner Empörung gedeutet wissen wollte. „Ich verlange Genugtuung, indem du uns etwas von deiner Zeit für ein Fachgespräch widmest."
    Pheldor fügte sich ins Unvermeidliche, aber als die beiden verlangten, daß er seine beiden Anhängsel, „diese Klon-Karikaturen", irgendwohin schicken sollte, blieb er hart und erreichte, daß Aribo und Plinal ihn in das Konferenzzentrum mit den Konversationszellen begleiten durften.
     
    *
     
    Es herrschte guter Besuch; fast alle Tische, auch die größeren, waren besetzt und von schallisolierenden, energetischen Flimmerglocken eingehüllt.
    Samm und Ancleu zeigten sich über die Geschehnisse auf Siga so gut informiert, daß Pheldor ihnen glaubte, damals mit ihm zu tun gehabt zu haben. Aber ganz baute er sein Mißtrauen nicht ab, und er achtete aufmerksam auf jedes Wort, jede Geste seiner Gesprächspartner. Selbst als er verstohlene Blicke mit Aribo und Plinal tauschte und diese übereinstimmend verneinend die Köpfe schüttelten, war er nicht davon zu überzeugen, daß ihm in einem der beiden nicht Clynac in perfekter Maske gegenübersaß.
    Aribo und Plinal waren sich dagegen ihrer Sache völlig sicher. Der Terraner entsprach zwar weitestgehend dem Ideal seines Volkes, wie es für Klone zur Anwendung kam, aber er hatte nicht Clynacs süffisant lächelnden Mund, nicht dessen grausamsinnlich geschwungene Lippen.
    Das Gespräch der Gentechniker drehte sich zuerst um allgemeine Dinge, dann steuerten es Samm und Ancleu geschickt auf ein spezifisches Thema zu. „Wir wollen deine Meinung zum Thema der gezielten Fehlprodukte beim Klonen hören", sagte Samm. „Keine Ausflüchte!" rief Ancleu, bevor Pheldor noch

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