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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entdeckte auch keinen der anderen Cantaro, die vom Humanidrom zugestiegen waren. Als er Wilbur Samm und Ancleu sah, richtete er es so ein, daß er mit seinen beiden Schützlingen in einen anderen Bus stieg.
    Pheldor atmete erst erleichtert auf, als sich die Türen hinter ihnen schlössen und ihr Bus als erster abhob. „Wie soll es weitergehen?" erkundigte sich Aribo. „Ich werde dafür sorgen, daß der Bus auf der Strecke anhält", raunte Pheldor. „Dann müßt ihr abspringen und laufen, was eure Beine hergeben."
    „Und wohin?" fragte Aribo.
    Pheldor machte eine verstohlene Handbewegung, holte den Taschenspeicher hervor und steckte ihn Aribo heimlich zu. „Das ist ein Datenträger", instruierte er Aribo dabei. „Er sieht aus wie eines der herkömmlichen Geräte, hat aber ein viel komplizierteres Innenleben. Du kannst ihn mit dem Kodewort Romulus aktivieren.
    Alle Informationen sind darin gespeichert - von einem Stadtplan von New Taylor mit allen möglichen Verstecken bis hin zu den Kontaktadressen. Vergiß aber nicht, den Datenträger zu zerstören, wenn du dich informiert hast. Er darf nicht in falsche Hände geraten. Es genügt, nach der Speicherabrufung keine Wiederholung zu verlangen, um das Selbstzerstörungsprogramm zu aktivieren.
    Wenn das Gerät erst eingeschaltet ist, dann befolgt es auch akustische Befehle. Du darfst es nicht zu lange laufen lassen, denn dann zerstört es sich nach einer Zeit ebenfalls automatisch."
    „Hoffentlich kann ich das alles behalten", sagte Aribo mit nervösem Grinsen, während er das kleine, flache Gerät in der Tasche umkrampfte.
    Sie flogen über ein Ruinenfeld hinweg, das völlig im Dunkeln lag. „Das Ost-Getto", klärte Pheldor sie auf, „der Lebensbereich der Ärmsten und die logische Brutstätte für Widerstandskämpfer. Die >Blaue Garde< achtet streng darauf, daß sich niemand von den Gettoleuten in die City verirrt. Euer Ziel ist aber das Süd-Getto. Vergeßt das nie! Wenn ihr überleben wollt, müßt ihr euch dorthin durchschlagen. Und jetzt haltet euch bereit."
    Aribo spürte, wie er vor Aufregung zu zittern begann. Er erinnerte sich wieder, was Pheldor über seine positiven Charaktereigenschaften gesagt hatte, und fragte sich, wann sie denn endlich in ihm erwachen würden. Er fühlte sich in diesem Augenblick weder stark noch kämpferisch, sondern war nur ein zitterndes Angstbündel. Plinal wirkte da schon viel gefaßter.
    Pheldor drängte sich durch die Fahrgäste, die mangels Sitzplätzen stehen mußten, zum Panoramafenster. Er blickte durch die gewölbte Scheibe in die Nacht hinaus. Als vor ihnen die ersten Lichter der City auftauchten, stieß er einen Warnschrei aus und griff über sich.
    Dort befand sich ein kleiner Kasten mit einem rot leuchtenden Bullauge - die Notbremse. Pheldor schrie wieder und hieb gleichzeitig mit der Faust auf den Auslöser der Notbremse - immer wieder. Aber nichts geschah.
    Ein Gemurmel erhob sich. Pheldor wurde mit Fragen bedrängt. Er sagte nur irgend etwas Unverständliches und beteuerte, sich wohl geirrt zu haben.
    Eine Robotstimme ertönte und sagte: „Wir fliegen mit automatischer Zielerfassung zum Konferenzzentrum. Die manuellen Einrichtungen funktionieren nicht."
    Pheldor kehrte verstört zu seinen Schützlingen zurück. „Das hat uns Clynac eingebrockt", sagte er. „Jetzt müssen wir improvisieren."
    Er verfiel danach in brütendes Schweigen, bis der Bus ein vielstöckiges, zylinderförmig aufragendes Hochhaus erreichte, um das sechs niedrigere Komplexe sternförmig angeordnet waren.
    Der Schweber hielt auf das Dach des Zentrumgebäudes zu. Pheldor überblickte die Gegebenheiten auf dem Dachlandeplatz und nickte zufrieden. Es gab einen Sektor für Busse, einen für Privatschweber und einen für Taxis. „Bleibt dicht bei mir und folgt mir", raunte er seinen Schützlingen zu.
    Der Bus landete, und die Fahrgäste stiegen aus. Pheldor richtete es so ein, daß sie zu den letzten gehörten. Er ließ sich, während sie den Piktogrammen für den Antigravlift folgten, noch weiter zurückfallen. Blickte sich prüfend um.
    Nirgendwo waren blaugekleidete Blues mit dem knallroten Vauf der Brust zu sehen.
    Ohne vorherige Warnung machte Pheldor plötzlich einen Schwenk nach links und verschärfte gleichzeitig das Tempo. Er erreichte den Taxistandplatz und ließ sich in den Fond des ersten Schwebers fallen. Aribo und Plinal folgten ihm. Die Gleittüren schlössen sich hinter ihnen mit leisem Seufzen. „Ziel?" fragte die

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