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1438 - Kinder der Retorte

Titel: 1438 - Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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irgend etwas sagen konnte. „Reden wir nicht um das Thema herum.
    Wir alle wissen, daß in jeder Klon-Serie ein gewisser Prozentsatz Ausschuß ist. Das müßte nicht sein, das ist kein Zufall."
    „Jeder von uns, du nicht ausgeschlossen, Pheldor, hat schon genug Gen-Müll geschaffen, manchmal weil das Zellmaterial beschädigt war, gelegentlich aber auch auf höhere Weisung hin gezielt", schloß Samm an. „Ich erinnere nur an den Vorfall auf Siga, wo wir Riesensiganesen von dreißig Zentimeter geklont haben, die zudem noch erhebliche Genschäden aufwiesen."
    „Wir fragen uns nun, was Sinn und Zweck dieser Übung ist", sagte Ancleu. „Warum forciert man absichtlich Experimente, bei denen Gen-Müll herauskommen muß! Das sollten wir beim Kongreß auf Plophos zur Sprache bringen.
    Was meinst du, Pheldor? Wir würden gerne deine Meinung dazu hören."
    „Meine Meinung ist", sagte Pheldor erregt, „daß ihr beide Spitzel seid, die mich aushorchen und, wenn ich etwas gegen das System sage, denunzieren wollen."
    Der Ära und der Terraner zeigten sich über die Maßen konsterniert. „Was für ein Unsinn!" rief Samm aus. „Was faselst du von einem System?" fragte Ancleu verblüfft.
    Aribo und Plinal merkten, daß Pheldor noch zorniger zu werden drohte, als er schon war. Doch bevor sein Zorn voll ausbrechen konnte, kam es zu einem Zwischenfall, der die Situation einerseits bereinigte, in anderer Weise jedoch dramatisch verschärfte.
    Samm und Ancleu schenkten Pheldor auf einmal keinerlei Beachtung mehr und blickten durch die flimmernden Schallschirme in die Richtung, die in Aribos und Plinals Rücken lag. Sie sprangen auf und nahmen respektzollende Haltung an.
    Pheldor, der ihren Blicken gefolgt war, fragte: „Kennt ihr den Cantaro etwa?"
    „In der Tat...", brachte der Terraner hervor; wenigstens zeigte seine devote Haltung, daß er selbst kein getarnter Cantaro war.
    Es dauerte einige Zeit, bis Aribo die Situation erfaßt hatte und sich umdrehte. In diesem Moment trat der Cantaro gerade durch den Schallschirm und sagte, an Pheldor gewandt, mit tiefer wohlmodulierter Stimme: „Ich störe hoffentlich nicht. Mein Name ist Shaargor. Ich bin einer der vier Passagiere, die vom Humanidrom zugestiegen sind, und komme mir unter so vielen Fremden ein wenig verloren vor.
    Darum war ich überaus erfreut, als ich mit Wilbur und Ancleu zwei gute Bekannte entdeckte."
    Der Cantaro nahm die Einladung seines Freundes Wilbur Samm, sich zu ihnen an den Tisch zu setzen, wortlos an.
    Shaargor war ein Cantaro jener Generation, die äußerlich Robotern schon ähnlicher sahen als Lebewesen aus Fleisch und Blut. Unter seinem togaähnlichen Gewand waren die Arme bis zu den Ellenbogen hinauf zu sehen. Sie waren zur Gänze aus hautfarbenem Kunststoff, Prothesen mit technischem Innenleben, dem menschlichen Vorbild vollwertig nachempfunden. Die Stiefel, die unter dem knöchellangen Gewand hervorsahen, waren metallverstärkt, jedoch verursachte Shaargor beim Gehen nicht das leiseste Geräusch.
    Es mutete seltsam an, daß sein Gewand an zwei Stellen eng am Körper lag, und dort, an der linken Schulter und der rechten Hüfte, Öffnungen besaß, durch die der nackte Körper zu sehen war - besser gesagt, jene Module, die der Cantaro an diesen Stellen eingepflanzt hatte.
    Sein Kopf steckte unter seinem Helm - eigentlich bestand sein Hinterkopf aus einer metallenen Wölbung, und das Gesicht war fast zur Gänze hinter einem visierartigen Vorbau verborgen, der mit einer Batterie von Miniaturgeräten bestückt war.
    Nur in der unteren Gesichtshälfte wies das Visier einen waagrechten Spalt auf.
    Durch diese schmale Öffnung war der Mund zu sehen. Und es war derselbe Mund, durch den Clynac schon zweimal zu Aribo gesprochen hatte.
    Der Klon war sich diesbezüglich ganz sicher, und wenn es noch anderer Beweise bedurft hätte, daß Shaargor in Wirklichkeit der Klonjäger war, dann konnte Aribo auch noch auf das Schulterund das Hüftmodul verweisen, das Clynac bei der ersten Vorstellung als Erkennungszeichen hatte sehen lassen.
    Doch es war der Mund, an dem er Clynac mit absoluter Sicherheit erkannte!
    Aribo war wie gelähmt, blind für die Umgebung und taub für die Geräusche der anderen. Er sah nur diesen Mund, dessen Lippen sich beim Sprechen spöttisch kräuselten, und hörte ihn durch das dumpfe Pochen in seinem Schädel sagen: „Hallo, Freunde... Ihr wolltet euch doch nicht vor mir aus dem Staub machen, oder? Ich hänge nämlich so sehr an euch dreien...

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