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1439 - Agenten weinen nicht

Titel: 1439 - Agenten weinen nicht
Autoren: Unbekannt
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Schläfe. Sie schmerzte. „Es war die Gehirnerschütterung", wurde er belehrt. „Bist du vorher schon einmal mit der Stirn aufgeschlagen?"
    „Im Computersaal", antwortete Fulgen geistesabwesend. „Der Drehstuhl schlug mir gegen die Kniekehlen. Ich fiel gegen den Sockel."
    Der Mediziner nickte bedächtig. Sein faltiges Gesicht blieb dabei unbewegt. „Dann habe ich die Frage des Ektopoden ja richtig beantwortet. Er wunderte sich, daß du bei seinem Anblick ohnmächtig geworden bist. Anscheinend warst du durch den vorangegangenen Sturz noch psychisch störanfällig."
    „Danke, eh - vielen Dank", sagte er stockend. „Als der Gigant so plötzlich hinter mir stand, bin ich maßlos erschrocken. Ich heiße übrigens Yart Fulgen."
    „Taparon. Ich bin hier der Medochef."
    Fulgen stand auf. Taparon überragte ihn um Haupteslänge. Er mußte über zwei Meter hochgewachsen sein.
    Yart versuchte einige Schritte. Er hatte keinerlei Beschwerden. Seine tastenden Finger fanden die Naht, hinter der er seinen syntronischen Datenträger versteckt wußte. Es schien alles in Ordnung zu sein.
    In seinem Bewußtsein hatte sich jedoch ein Bild eingeprägt. Es war die Gestalt eines übergroßen Ertrusers von 2,80 Meter Höhe und einer Schulterbreite von mindestens 2,15 Meter.
    Ektopoden waren Multi-Cyborgs besonderer Prägung. Die Cantaro hatten mit ihnen Kreaturen erschaffen, die cantarischen Wunschvorstellungen über die Vollkommenheit eines Körpers entsprachen.
    Nach ihrer Philosophie hatte die geistige Entwicklung hochstehender Intelligenzen die körperlichen Funktionen weit überflügelt. Wenn man einen Gleichklang herstellen wollte, blieb keine Wahl, als die nicht mehr entwickelten Organe und Extremitäten gegen biosyntronisch gesteuerte Mechano-Elemente auszutauschen.
    Im Fall der Multi-Cyborgs waren Meisterleistungen vollbracht worden. Die biophysikalischmechanische Modifizierung ihrer Organe, Gliedmaßen, Muskeln und Sehnen ging soweit, daß sie ihre neuentstandenen Körper aufteilten und sie in der Form von eigenständig operierenden Modulen auf die Reise schicken konnten.
    Im Raum der Milchstraße waren die Ektopoden zu einem Begriff geworden; allerdings zu einem des Schreckens!
    Sie waren hochspezialisierte Jäger im Auftrag der Cantaro. Gegner des Systems, die von einem Ektopoden verfolgt wurden, hatten keine Chance mehr.
    Die natürlichen Gehirne der Multi-Cyborg ließen die Cantaro unangetastet.
    Selbst die vorhandenen Nervensysteme pflegten sie mit peinlicher Sorgfalt in die Körperkonstruktion einzubauen. Im Fall der Jäger resultierte daraus ein übermächtiger Körper unter der Regie des natürlichen Intellekts.
    Auch das gehörte zur seltsamen Philosophie der Cantaro. Die Psyche wollten sie in der Regel nicht verbessern, wohl aber die organische Konstruktion der Natur. Sie zu vervollkommnen und dem überragend gewordenen Geist gleichzustellen, war ihr Ziel.
    Fulgen schloß seine Kombi und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Taparon beobachtete ihn abschätzend und gab ihm anschließend noch eine Information. „Der ektopische Jäger nennt sich Tauro Kasom. Er soll ursprünglich aus der berühmten Ertruser-Familie der Kasoms hervorgegangen sein. Wir nehmen an, daß er auf Stiftermann III energetisch aufgetankt wurde."
    „Wir?"
    Der Mediziner grinste ihn an. Seine braunen Augen verschwanden fast hinter den Falten seines Gesichts. „Wir, die Besatzung. der TAMAN. Wir haben jährlich eine Menge wichtiger Persönlichkeiten zu befördern. Multi-Cyborgs von Kasoms Art sind weder alltäglich noch beliebt. Selbst hartgesottene Gemüter werden aschfahl, wenn sie einem dieser Jäger begegnen. Es ist wie ein Psycho-Schock, verstehst du!"
    Yart glättete nochmals seine Haare.
    Taparon war offensichtlich bemüht, ihn moralisch aufzurichten. „Es ist also keine Schande, beim Anblick eines solchen Riesen umzufallen?" erkundigte er sich verunsichert. „Überhaupt keine. Außerdem bist du nicht der Stärksten einer."
    „Ich werde mich bei ihm entschuldigen", beschloß Fulgen. „Ich möchte niemand kränken. Vielen Dank für deine Hilfe."
    Taparon öffnete die Tür. Draußen wartete eine Invitro-Hosteß. Sie war aufmerksam, liebenswürdig und intelligent.
    Fulgen fühlte sich beschämt, die Dienstleistungen eines Wesens beanspruchen zu müssen, das nur zum perfekten Dienen erschaffen worden war.
    Niemals zuvor war ihm das Ausmaß der galaxisweiten Genverbrechen so bewußt geworden wie jetzt. Früher, als er von der
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