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144 - Der Flug der Todesrochen

144 - Der Flug der Todesrochen

Titel: 144 - Der Flug der Todesrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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bemühte sich nicht mehr, den Anschluss zu halten. Ihre Hände tiefer denn je in den Kitteltaschen vergraben, kam sie langsam nach. Erst nach einem herausfordernden Blick von Crow bequemte sie sich zu einer Antwort.
    »Ja, sehr beeindruckend.« Über ihrer Nasenwurzel entstanden zwei tiefe Kerben, die ihrem sanften Gesicht einen ungewöhnlich harten Zug verliehen. »Wie viele von diesen Supermännern stehen schon in unseren Diensten?«
    »Knapp einhundertfünfzig, doch die Produktion läuft gerade erst richtig an. Nicht mehr lange, und die Verluste der West-und Ostmänner sind wieder aufgewogen. Ach, was sag ich! Sie werden bald weit übertroffen sein, weil die Kraft und Intelligenz eines U-Men zehn Barbaren aufwiegt. Und das Beste daran ist, dass die Daa’muren nicht im Geringsten ahnen, womit sie es bald zu tun bekommen.«
    »Westmänner?«, fragte die Wissenschaftlerin verwirrt.
    »Meinen Sie unsere Verbündeten in London? Wissen die überhaupt von diesen Forschungen?«
    Crow spürte ein heißes Prickeln im Nacken, ließ sich aber äußerlich keinen Ärger über den eigenen Lapsus anmerken.
    Verdammt, es gab so viele geheime Projekte, zu denen nur bestimmte Personenkreise Zugang hatten, dass man schon einmal den Überblick verlieren konnte, wer genau in was eingeweiht war. Zum Glück kapierte die Moore gar nicht, um was es wirklich ging.
    »Den Tommies von unseren U-Men erzählen?«, fragte er rasch, um das Thema zu wechseln. »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, Frau Professor. Vergessen Sie nie, dass die Briten mit Takeo und der Amarillo-Enklave im Bunde stehen. Vor zwei Monaten haben Commander Drax und Aiko Tsuyoshi sogar Fudohs Truppen bei der Evakuierung des japanischen Festlandes geholfen. Glauben Sie wirklich, dass man solchen Verbündeten trauen kann?«
    Er blieb stehen und wartete, bis Ellen Moore zu ihm aufgeschlossen hatte.
    »Nein, meine Liebe«, fuhr er dann fort. »Die Freiheit der gesamten Welt liegt einzig und allein in den Händen des Weltrats. Nur wir sind in der Lage, den Daa’muren die Stirn zu bieten, deshalb dürfen wir auch niemandem trauen.«
    ***
    Nördlich des Kratersees
    Durch drei Lesh’iye aus der Luft gedeckt, schob sich der Tross über die letzte Anhöhe, die noch den Blick auf das subterranische System der Höhlenspezies verdeckte. Einsam und verlassen lagen die gedrungenen Hütten unter ihnen, als Veda’lin’mawil den Gipfel des schroffen Felskamms erreichte.
    Die Palisade aus angespitzten Stämmen, die das Dorf umgab, fiel bereits an mehreren Stellen auseinander. Ein schon lange zurückliegender Sturm hatte Löcher in die Reisigdächer gerissen, viele Unterkünfte und Schmieden wiesen außerdem Spuren von umher streifenden Tieren und Fäulnis auf.
    Nicht einer der zahllos aufragenden Schornsteine rauchte, denn die Narod’kratow, die hier einst Erz gefördert und zu Eisen verarbeitet hatten, existierten nicht mehr. Sie waren genauso neutralisiert worden wie die übrigen nutzlos gewordenen Modelle.
    Die Bio-Organisation in der Mitte ihres Trosses wälzte sich langsam den mit Geröll übersäten Hang hinab. Ihre formlose, ständig nässende Gestalt passte sich jeder noch so spitz zulaufenden Unebenheit an und schlängelte sich, eine feuchte Schleimspur hinterlassend, langsam aber sicher in die Tiefe. Im Inneren des durchscheinenden Schlauchs, der von milchig weißen Schlieren durchzogen wurde, schimmerten siebenhundert Daa’muren-Eier, die zwar unter den Muskelkontraktionen erzitterten, aber niemals aneinander stießen.
    Vollkommen fest und sicher steckten sie in dem halb erstarrten Gelee, das jeden Stoß perfekt abfederte.
    Auf einen fremden Betrachter mochte die Bio-Organisation wie ein trächtiges Muttertier wirken, doch in Wirklichkeit handelte es sich um ein speziell gezüchtetes Transportmittel; völlig blind und taub und von minderer Intelligenz. Ein Ziel von alleine anzusteuern, war ihm unmöglich. Ohne die telepathischen Anweisungen seiner echsenhaften Begleiter hätte es sich im Kreis bewegt, bis es vor Austrocknung elendig verendet wäre.
    Insgesamt acht aufrecht gehende Echsen schirmten den Gallertwurm nach allen Himmelsrichtungen ab.
    Veda’lin’mawil sicherte die linke Flanke, so weit es in dieser Ödnis etwas abzusichern gab.
    Seit dem Abbruch der Experimente und der Neutralisation fast aller Modelle lebten am Rand des Kratersees fast nur noch kleinste, kaum gefährliche Bio-Organisationen.
    Trotzdem durften sich die Daa’muren nicht zu sehr in Sicherheit

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