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144 - Der Flug der Todesrochen

144 - Der Flug der Todesrochen

Titel: 144 - Der Flug der Todesrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Teil von Manta One.
    Der getarnte Gleiter konnte nur von entsprechend aufgerüsteten Cyborgs geflogen werden, aber wenn alles nach Plan lief, wurde ein weiterer Einsatz ohnehin überflüssig.
    Aiko rutschte ein wenig hin und her, um die bequemste Position zu finden. Die Rampenoberfläche wies ebenfalls Körpereinformungen auf, die seine Bauchlage angenehmer gestalteten. Sobald er sich perfekt positioniert hatte, fuhr er den Dorn aus seinem Handgelenk und loggte sich ein.
    Draußen ließen die Russen den Bug der Attrappe vorsichtig zu Boden. Aiko sprach ihnen seinen Dank aus. Laut genug, damit sie ihn durch die Hülle hörten.
    »Viel Glück, Towarisch!«, antwortete der Kommandant.
    »Wir warten hier, um mit dir den Sieg zu feiern.«
    Wie dieser Sieg genau aussehen mochte, wusste der Mann zwar nicht, aber dass die Mission, die er hier begleitete, von größter Wichtigkeit war, stand für ihn wohl außer Zweifel.
    »Ich versuche euch nicht allzu lange warten zu lassen«, erwiderte Aiko, der keineswegs sicher war, ob er den gleichen Weg zurück nehmen konnte, auf dem er den Kratersee anfliegen würde. Sein getarnter Gleiter besaß zum Glück genügend Energie, um Moska oder jede andere europäische Großstadt aus eigener Kraft zu erreichen.
    Völlig in sich versunken überprüfte Aiko seine Systeme.
    Sämtliche Verbindungen standen, alles arbeitete einwandfrei zusammen. Seine eigenen Augen waren längst geschlossen.
    Die Bilder, die er nun sah, stammten von den Netzhäuten des Rochen. Um das Anti-Schwerkraft-Aggregat zu starten, musste er keinen Schalter betätigen, er musste nur daran denken, dass er es starten wollte.
    Summend baute sich ein magnetisches Kraftfeld auf, das entgegengesetzt zu dem der Erde arbeitete. Je stärker es wurde, desto kräftiger wurde es auch abgestoßen. Raschelnd stieg der Rochen aus dem Gras und begann zu schweben.
    Aiko hörte, wie die nicht weit entfernt stehenden Russen zu klatschen begannen. Gleich darauf sah er sie mit eigenen Augen, denn er beschrieb mit dem Gleiter eine enge Kehre, um die Bäume hinter sich zu lassen.
    Unter lautem Jubel stieg er in den freien Himmel auf.
    Das Tarnprogramm begleitete den Kurs mit kräftigen Schwingenschlägen, die den ganzen Rumpf erzittern ließen.
    Unter den Bewegungen begann das Metallskelett der Attrappe zu knirschen. Das Geräusch pflanzte sich durch die Hülle fort und drang plötzlich von allen Seiten auf Aiko ein.
    Trotzdem bleib er völlig gelassen. Er wusste, dass Manta One der Belastung standhielt.
    Ab einer Höhe von fünfzig Metern drosselte er den Schub.
    Mit ausgebreiteten Schwingen ging es weiter. Das blaue Band des träge dahin fließenden Ob lag längst hinter ihm.
    Langsam aber stetig gewann er an Höhe. Zwischendurch begann er zweimal zu kreisen, damit es so aussah, als ob ihn ein warmer Luftstrom empor tragen würde. Auf diese Weise etablierte sich Manta One rasch bei dreihundert Metern. Das erschien dem Cyborg hoch genug, um eventuelle Gefahren rechtzeitig zu erkennen.
    Dank des Magnetfeld-Antriebes hätte er natürlich auch senkrecht, ohne einen einzigen Flügelschlag aufsteigen können, aber er legte Wert darauf, sich von Anfang an wie ein echter Todesrochen zu verhalten. Niemand wusste, wie genau und mit welchen Mitteln die Daa’muren ihr Gebiet kontrollierten.
    Vielleicht stand er ja längst unter Beobachtung?
    Aiko ließ sich von dieser Vorstellung nicht beeindrucken.
    Furcht war seinem elektronischen Gehirn fremd, auch wenn Subroutinen für den notwendigen Selbsterhaltungstrieb sorgten. Gelassen programmierte er einen Kurs, der ihn schnurstracks nach Osten führte, mitten hinein ins Reich der Todesrochen…
    ***
    In der Stratosphäre, auf Höhe des 60. Breitengrades
    (Erneute Anzeichen eines Emotionsrausches) , lautete der Satz, der Thgáan hellhörig machte. Rasch rekapitulierte er die bisherigen Daten und stellte fest, dass er einer Aurenschmelze zwischen einem Hal und seinem Lun beiwohnte.
    (Name und Standort des Individuums?), fragte Veda’lun’uudo.
    (Schon wieder Veda’lin’mawil im Dorf der subterranen Modelle), meldete Veda’hal’fiio. (Seine Passivität nimmt immer größere Ausmaße an, und als ich ihn deshalb zur Rede stellte, wurde er aggressiv. Veda’lin’mawil verweigert sogar die Aurenschmelze und zieht es vor, die Stimmbänder zu gebrauchen. Er wurde sehr laut und steigerte sich in einen Wutanfall hinein.)
    (Klingt sehr bedenklich), antwortete der Lun. Thgáan teilte diese Einschätzung. (Nach

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