144 - Der Flug der Todesrochen
Veda’lun’uudo. Unterrichte mich, sobald du etwas Neues erfährst.)
Die Aurenschmelze brach ab, doch Thgáan beschäftigte sich noch eine Weile mit dem neu erworbenen Wissen.
Anscheinend wuchs da ein Problem heran, das seine Herren vor große Schwierigkeiten stellte. Thgáan beschloss sich des Themas anzunehmen. Von nun an wollte er bei jeder Aurenschmelze kontrollieren, ob es Hinweise auf die Provokation von Emotionen gab. Wenn er genügend Informationen sammelte, fand er vielleicht etwas heraus, das seine Herren bisher übersehen hatten. Und wenn es ihm gelang, seinen Wert auf diese Weise unter Beweis zu stellen, übertrug man ihm sicher weitere Aufgaben.
Dessen war sich Thgáan ganz sicher.
Zufrieden setzte er seine Umkreisung fort und lauschte den Meldungen er Lesh’iye.
(Keine besonderen Vorkommnisse), lautete der Rapport einer Dreier-Patrouille, die einen gerade ins Bergwerk der Narod’kratow aufgebrochenen Transport aus der Luft begleite.
Eine Routinemeldung, die nicht sonderlich viel hergab. Aber durstig nach Informationen, wie er war, versuchte Thgáan sie trotzdem bis ins Kleinste zu analysieren…
***
Einige Tage später, am Ufer des Ob
Im Schatten einiger dicht belaubter Obstbäume schnallten sie das fest verschnürte Paket vom Dach des ARET und legten es auf der mit grünem Moos durchzogenen Wiese ab. Die graue Plane, die den Rochen während der ganzen Fahrt vor neugierigen Blicken geschützt hatte, diente schon wenige Minuten später als sauberer Untergrund, auf dem Manta One startbereit gemacht wurde.
Die ARET-Besatzung half Aiko, die Seitenschwingen auszubreiten und den Schweif auszurollen. Danach hoben sie die Attrappe an, damit er sich, die Füße voran, in den ausgeklappten Einstiegsschacht zwängen konnte. Abgesehen von den Sachen, die er am Leib trug, nahm der Cyborg nur noch eine Wasserflasche und einen kleinen Beutel mit Trockenfrüchten mit. Den langen Haarzopf hatte er unter seine ärmellose Weste gesteckt, um nirgendwo hängen zu bleiben.
Stück für Stück schob er sich rückwärts ins Innere des künstlichen Leibes. Beinmulden, die exakt seinen Maßen entsprachen, halfen ihm dabei, sich richtig zu positionieren.
Aiko stellte die Wasserflasche in die dafür vorgesehene Halterung, verstaute den Proviant und klemmte sein ISS-Funkgerät in den stationären Adapter. Der Sender, mit dem die Allianz Kontakt untereinander hielt, musste vor jedem Verlassen herausgenommen werden, sonst ließ sich die Einstiegsrampe nicht öffnen.
Diese Blockade sollte ein versehentliches Zurücklassen verhindern, denn es würde natürlich fatale Folgen nach sich ziehen, wenn die Daa’muren in den Besitz eines Funkgerätes gelangten. Zwar wurden alle Gespräche verschlüsselt, doch niemand wusste zu sagen, über welche Dechiffriertechnik die Außerirdischen verfügen mochten.
Von allen Seiten eng umschlossen, drückte Aiko auf den versenkbaren Schalter zu seiner Rechten, mit dem sich die Rampe auf- und absenken ließ.
Surrend sprang der Motor an. Das schmale Viereck, durch das er nach draußen sehen konnte, schrumpfte rasend schnell zusammen. Beide Ellenbogen auf den Plysteroxrahmen gestützt, wartete Aiko darauf, dass sich der abgesenkte Abschnitt von unten gegen seinen Brustkorb drückte.
Mit leisem Knirschen geriet das Kopfgestänge der Attrappe in Bewegung. Das aus einem Stück gegossene Frontteil drehte sich so weit nach unten, dass es unterhalb der geschlossenen Rampe einrastete und so für zusätzlichen Halt sorgte.
Um Aiko herum wurde es dunkel. Am Ende leuchtete unterhalb seines Brustbeins nur noch der dünne Spalt des Rochenmauls, aber auch das wurde noch nahtlos geschlossen.
Von außen drang nun kein Lichtstrahl mehr ein. Die Atemluft zirkulierte durch seitlich im Rumpf klaffende Kiemenschlitze, ganz wie bei den echten Rochen. Ein dreifaches Filtersystems wappnete den Piloten sogar vor Gaswolken.
Sobald die Rampe eingerastet war, glühte ein Dutzend roter, über die Decke verteilter Dioden auf, die gerade genügend Licht spendeten, um sich im Innenraum umsehen zu können.
Eine Steuerkonsole gab es nicht. Einen Monitor, der das Bild der künstlichen Rochennetzhäute übertrug, ebenso wenig. Das einzige elektronische Bauteil, das im Kabinenbug funkelte, war eine silberne Metallbuchse, gerade groß genug, um Aikos Interface-Dorn aufzunehmen. Damit konnte er sich direkt in den Bordcomputer einloggen und völlig mit den Leitsystemen verschmelzen, beinahe so, als wäre er selbst ein
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