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1442 - Die grauen Eminenzen

Titel: 1442 - Die grauen Eminenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nichts nütze, wenn du sie nicht mit anderen teilst", antwortete der Gimtra salbungsvoll.
    Als sie die Hütte verließen, suchte Tifflor nach der Spur, die der Unbekannte durchs Gras gezogen haben mußte. Er fand sie. Sie war nicht besonders deutlich, aber es gab für ihn keinen Zweifel, daß sie dieselbe war, die er in der vergangenen Nacht gesehen hatte. Sie hätte recht gut von einem terranischen Schuh stammen können
     
    5.
     
    Hatte die Szene am sonnenhellen Morgen eher pastoral gewirkt, so zeigte sich am Abend, daß die Gimtras sehr wohl über eine hochentwickelte Technik verfügten und die rustikale Lebensweise, deren Gion Shaub Ayn sich befleißigte, mehr einer Laune entsprang. Die Lichtung war von Heliostrahlern, die unter dem Dach des rechteckigen Gebäudes hingen, hell erleuchtet. Sanfte, fremdartige Musik schwang in der warmen Abendluft.
    Scharen von Fahrzeugen standen auf der freien Fläche geparkt, und im Innern des Baues hatten sich weit über vierhundert Wesen unterschiedlichster Herkunft zusammengefunden, um sich von der Weisheit des Gimtras bestrahlen zu lassen.
    Der Innenraum nahm die gesamte Grundfläche des Gebäudes ein. Die Ränge, auf denen es sich die Zuhörer bequem gemacht hatten, wie es ihrer Körperform oder ihrer Gewohnheit entsprach, stiegen stufenförmig vom Zentrum aus an. Es gab auf jeder der vier Seiten mehrere Eingänge, von denen Rampen zu den Rängen emporführten. Die Decke des Raumes war mit großen Lumineszenzplatten bestückt, die angenehme Helligkeit verbreiteten. Die Luft war erfüllt von den Lauten Hunderter gedämpfter Stimmen.
    Julian Tifflors Delegation war vollzählig zur Stelle. Pontima Scud hatte es sich nicht nehmen lassen, die Fremden zu begleiten.
    Tifflor schritt die Rampe empor und sah sich um. Der Raum war fast zur Gänze gefüllt. Es gab nicht mehr viel freie Plätze.
    Tifflor brauchte keinen Anweisungen zu erteilen. Die Einzelheiten des. Abends waren im Verlauf des Nachmittags mehrmals durchgesprochen worden. Jeder wußte, worauf es ankam. Gulliver Smog wandte sich wortlos nach rechts und fand einen Sitzplatz auf dem höchsten Rang, unmittelbar an der Längswand des Gebäudes. Vanda Taglia bewog zwei Gimtras durch freundliche Gesten, ein wenig zusammenzurücken, so daß sie sich neben dem Ausgang der Rampe niederlassen konnte. Tyly Chyunz und Bolder Dahn fanden ganz unten noch Raum, nur wenige Meter von der freien Fläche entfernt, auf der Gion Shaub Ayn in Kürze erscheinen würde.
    Die Ankunft der Fremden hatte Aufsehen erregt. Man musterte sie mit respektvoller Neugierde. Es war wie an jenem Abend auf Kaalix, am „Ort der würdevollen Entspannung". Damals hatte Tifflor das Verhalten der Neyscuurer als merkwürdig empfunden. Heute wußte er Bescheid. Er nahm auch zur Kenntnis, daß nicht allen seinen Begleitern dasselbe Maß an Interesse zuteil wurde. Pontima Scud und Tyly Chyunz fanden kaum Beachtung.
    Es waren die fünf Humanoiden, die die Aufmerksamkeit auf sich zogen.
    Julian Tifflor trat auf ein Geschöpf zu, das ihn aus großen, weit hervorquellenden Froschaugen musterte. Der Fremde schien zu merken, daß sein neugieriger Blick als aufdringlich empfunden wurde. Er senkte den Kopf. Dann stand er auf und entfernte sich. Julian Tifflor bot Nia Selegris den freigewordenen Platz an. Er selbst blieb stehen.
    Die exotische Musik, die im Innern des Gebäudes ebenso wie draußen im Freien zu hören war, steigerte sich zum dröhnenden, pochenden Kreszendo und brach dann plötzlich ab. Ein greller Blitz zuckte durch den großen Raum, und als die geblendeten Augen wieder zu sehen vermochten, stand Gion Shaub Ayn drunten auf der freien Fläche in der Mitte der Halle. „Das habe ich Jahrmarktskünstler in Terrania schon besser machen sehen", murmelte Nia. „Wen will er beeindrucken?"
    Julian Tifflor antwortete nicht. Er trug eine leichte Allzweckkombination, die mit einem pikosyngesteuerten Kommunikationssystem ausgestattet war.
    Den Translator hatte er auf Simplex-Modus geschaltet: Er übertrug von Neyscam nach Interkosmo, aber nicht umgekehrt. „Alles auf Posten?" fragte er leise.
    Aus dem winzigen Empfänger, den er als Implantat hinter dem rechten Ohr trug, kamen die Antworten. Die Verbindung funktionierte einwandfrei. Gion Shaub Ayn begann zu sprechen. Seine Stimme, von geschickt plaziertem Gerät auf ein Vielfaches ihres natürlichen Volumens verstärkt, schien von allen Kanten und Winkeln des Raumes zu hallen. „Klug sind die, die nach zusätzlichem

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