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1442 - Die grauen Eminenzen

Titel: 1442 - Die grauen Eminenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zufrieden. Die Sache entwickelte sich wie geplant. Er gab Nia einen knappen Wink. Sie folgte ihm bereitwillig. Pontima Scud bemerkte erst im letzten Augenblick, daß seine Gäste im Begriff waren, sich zu entfernen. Er blickte bestürzt, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Für ihn war es undenkbar, den Raum zu verlassen, solange der Weise noch sprach.
    Tifflor nickte ihm beruhigend zu; dann schritt er an Nias Seite die Rampe hinab.
     
    *
     
    Sie trafen sich vor Gion Shaub Ayns Hütte und machten sich daran, das anspruchslose Gebäude zu durchsuchen.
    Von den Vermummten war vorläufig noch nichts zu sehen. Den vorderen Raum kannte Tifflor von seinem Besuch am vergangenen Morgen. Im rückwärtigen fanden sie eine primitive Liegestatt und einen Verschlag, der für hygienische Zwecke eingerichtet war. Neben dem Verschlag führte eine einfache Klapptür ins Freie.
    Es war Tifflor unangenehm, im Privatbereich eines Fremden zu schnüffeln.
    Aber hier blieb ihm kaum eine andere Wahl, wenn er ans Ziel gelangen wollte. Er hatte sich lange genug mit engstirnigen Nichtswissern herumgeärgert. Seine Geduld war zu Ende. „Ich gehe hinaus", erklärte er. „Wenn die Grauen mich sehen, werden sie hierherkommen. Es wird ihnen nicht recht sein, daß ich in Gion Shaub Ayns Habseligkeiten herumwühle. Nehmt den Hinterausgang und haltet euch in der Deckung der Hütte. Ich rechne nicht mit Schwierigkeiten."
    Er trat ins Freie. Auf der Fläche, die die Behausung des Gimtras vom größeren Gebäude trennte, standen reihenweise Fahrzeuge geparkt. Die drei Fremden - Anoree hatten sie sie genannt, weil das Wort anorii so, wie es im Neyscam ausgesprochen wurde, der menschlichen Zunge Schwierigkeiten bereitete - waren soeben erschienen. Sie standen unter dem großen Portal des Haupteingangs und wirkten ein wenig ratlos.
    Julian Tifflor trat aus dem Schatten der Hütte hervor. Sie sahen ihn und setzten sich sofort in Bewegung. Dem Terraner wäre es lieber gewesen, sie hätten durch irgendeine Geste die Friedlichkeit ihrer Absichten bekundet. Aber sie gaben kein Zeichen. Stumm und mit staksenden Schritten kamen sie auf die Hütte zu.
    Tifflor wartete, bis sie sich auf 30 Meter genähert hatten. Dann wandte er sich um und kehrte ins Gebäude zurück.
    Die restlichen fünf Mitglieder der Gruppe befanden sich im rückwärtigen Raum. Nia Selegris stand unter dem Durchgang und wartete auf Tifflors Anweisungen. Die Schritte der Anoree waren zu hören. Tifflor stand an der Hüttenwand und spähte durch einen Ritz ins hell erleuchtete Freie. Die Vermummten blieben vor dem Eingang stehen. Einer von ihnen rief auf Neyscam: „Komm heraus, Fremder! Wir haben mit dir zu sprechen."
    Tifflor hatte den Translator auf geringste Lautstärke gestellt. Die übersetzten Worte waren eben noch zu hören. Er gab keine Antwort. Eine Minute verstrich, da rief der Anoree von neuem: „Komm heraus, Fremder! Unser Anliegen ist ernsthaft. Wenn du nicht freiwillig kommst, holen wir dich mit Gewalt."
    Julian Tifflor verzog ärgerlich das Gesicht. Es war sein Wunsch gewesen, daß die erste Begegnung von freundlicher Art sein sollte. Die Vorbereitungen, die er getroffen hatte, waren nur für den Notfall gedacht. Aber die Verhaltensweise der Anoree ließ wenig Raum für Illusionen. Er winkte Nia zu. Im Hintergrund hörte man matte Geräusche, als die Klapptür geöffnet wurde und einer nach dem anderen die Hütte so lautlos wie möglich verließ.
    Julian Tifflor wartete. Er sah einen der drei Anoree unter die .Kutte greifen und die Hand mit angeschlagener Waffe wieder zum Vorschein bringen. Die Mündung war auf den offenen Eingang gerichtet. Ein nadelfeiner, grell leuchtender Energiestrahl stach aus dem Lauf und fuhr in die aus Gerten geflochtene Trennwand. Die Schußdauer betrug nur Bruchteile von Sekunden, aber die thermische Energie des Treffers erzeugte Flammen, die am trockenen Holz emporleckten. Tifflor nahm zur Kenntnis, daß die Anoree von anderer Mentalität waren als die Neyscuur-Völker, die er bisher kennengelernt hatte.
    Die Aiscrou, die Vaasuren und die Cutenexer: sie alle waren friedfertig und der Gewalt abgeneigt, und derselben Einstellung huldigten anscheinend auch die Gimtras. Die Grauen dagegen waren von ganz anderer Sorte. Da drüben in der großen Halle stand Gion Shaub Ayn und rühmte die Weisheit der Anoree. Hier waren sie, die Gerühmten, und schössen Gions armselige Behausung in Brand.
    Um die Hütte herum kamen eilige Schritte. Einer der

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