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1442 - Die grauen Eminenzen

Titel: 1442 - Die grauen Eminenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sollst Ochronosch sehen."
    Er wandte sich um. An der rückwärtigen Wand des Raumes tat sich eine Tür vor ihm auf. Er war ein paar Minuten lang verschwunden. Als er zurückkehrte, schwebte die Antigrav-Plattform hinter ihm her. Darauf kauerte der Droide. Er bot einen jämmerlichen Anblick. Ochronosch hatte gut zwei Drittel seiner Körpersubstanz verloren. „Kannst du ihm helfen?" fragte Pontima Scud. „Nein", antwortete Julian Tifflor. „Ich sagte: >Ich weiß, was ihm fehlt.< Ich glaube nicht, daß es der Hilfe bedarf.
    Woher hast du es?"
    Pontima-Scud ließ sich mit der Antwort Zeit. Der starre Blick des roten Auges ruhte auf dem Terraner, als wolle er ihm bis in die Seele dringen. „Man hat es mir überlassen, als ich den Auftrag erhielt, nach Kaalix zu reisen", hörte Tifflor aus seinem Translator. >„Man<. Wer ist >man    „Du bist hartnäckig", beschwerte sich Pontima Scud. „Es gibt Dinge, über die ich dir keine Auskunft geben darf."
    „Was weißt du über die bnescrorre?" fragte Tifflor.
    Es zuckte in Pontimas Gesicht. Aus der Mundöffnung drang ein zischendes Geräusch. „Woher kennst du das Wort?" fragte der Cutenexer aufgeregt. „Wer hat es dir genannt?"
    „Accurr."
    Julian Tifflor dachte an das kleine, graue, längliche Ding, das er in der Kante zwischen Wand und Decke des Raumes gesehen hatte, in dem die Besprechung mit der vaasurischen Ratsbehörde abgehalten worden war. Wer war der Spion? lautete die Frage. Wenn Pontima Scud wirklich nichts davon wußte, daß das Wort bnescrorre während der Aussprache mehrmals gefallen war, dann konnte er der Schuldige nicht sein. „Wer ist Accurr?"
    „Du kennst ihn", antwortete Tifflor. „Er hat dich angemeldet, als du und deine Freunde uns zum erstenmal besuchen kamst."
    „O ja, ich erinnere mich", gab der Cutenexer zu. „Ein Subalterner der Ratsbehörde von Kaalix. Es steht ihm frei, Worte zu gebrauchen, wie sie ihm in den Sinn kommen. Woher soll ich wissen, was er mit bnescrorre meint?"
    Man brauchte sich im Gehabe der Cutenexer nicht auszukennen: Es war ihm anzusehen, daß er das Thema als unangenehm empfand und sich ein Ende der Unterhaltung sehnlichst herbeiwünschte. „Ich habe dir Vertrauen geschenkt, Pontima Scud", sagte Julian Tifflor ernst. „Ich habe die Reise nach Mareesh an Bord deines Schiffes mitgemacht, obwohl ich meine eigenen Fahrzeuge besaß. Ich habe mich in deine Gewalt gegeben, obwohl du mir ein Fremder warst. Ich komme von weit her. Mein einziges Anliegen ist es, Informationen zu erhalten, die mich in die Lage versetzen, nach Hause zurückzukehren. Ich will den Völkern von Neyscuur nichts Böses, und selbst wenn ich es wollte, wäre meine Streitmacht viel zu gering, als daß ich euch ernsthaft gefährlich werden könnte. Ich wünsche mir mehr Aufrichtigkeit von dir, Pontima Scud."
    Der Cutenexer wandte sich abrupt um.
    Er blieb starr stehen, als ginge es ihm lediglich darum, den Blick des Terraners nicht mehr ertragen zu müssen. „Geh jetzt, Fremder", preßte er hervor. „Diese Unterhaltung führt zu nichts. Ich kann dir nicht sagen, was ich nicht sagen darf."
    Tifflor schritt zur Tür. Einmal noch wandte er sich um. Es lagen ihm ein paar Worte auf der Zunge, die er loswerden wollte. Im letzten Augenblick besann er sich jedoch anders und verließ den Raum.
    Diesmal verzichtete er auf die Benützung des Antigravschachts. Am Ende des Korridors war eine Tür, die hinaus ins Freie führte. Die Sonne Gamquam war längst untergegangen. Die Sternenpracht des galaktischen Zentrums schmückte den Nachthimmel. Einer von Mareeshs drei Monden war vor wenigen Minuten aufgegangen, rot und mit Pockennarben bedeckt wie eine von Insekten angefressene Tomate. Die Nacht war hell.
    Julian Tifflor schritt ein paar Dutzend Meter weit den Hang hinab. Er war zuversichtlich, daß die Situation der Entscheidung entgegendrängte. Er hätte Pontima Scud nur noch ein wenig härter zuzusetzen brauchen, dann wäre der Cutenexer zusammengebrochen. Die Geduld hatte sich gelohnt. In Kürze würde er die Informationen bekommen, die man ihm bisher vorenthalten hatte. Er kehrte um, .als er den Rand des Waldes vor sich sah. Die feuchte Wärme der tropischen Nacht trieb ihm den Schweiß auf die Stirn, als er die Steile des Hanges mit weitausgreifenden Schritten zu bewältigen suchte. Unter der in freitragender Bauweise aufgeführten Terrasse befand sich eine etwa 80 Quadratmeter große, mit Natursteinplatten belegte Fläche. Tifflors Schritte hallten durch

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