Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1442 - Die grauen Eminenzen

Titel: 1442 - Die grauen Eminenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Vermummten gab einen schrillen Warnlaut von sich. Er kam zu spät. Das Summen mehrerer Paralysatoren war zu hören. Die Anoree begriffen, daß sie in eine Falle gegangen waren. Sie wandten sich zur Flucht, aber die singenden, lähmenden Strahlen waren schneller. Einer nach dem ändern stürzten die Grauen zu Boden. Die Waffen der Angreifer waren auf geringste Leistung justiert, weil niemand genau wußte, wie der anorische Körper auf die Strahlung eines galaktischen Paralysators reagierte.
    Binnen weniger Sekunden war alles vorüber. Julian Tifflor nützte die Gelegenheit, das Feuer zu löschen, das inzwischen mehrere Quadratmeter der geflochtenen Trennwand verzehrt hatte.
    Dann eilte er hinaus. Er blickte über den mit Fahrzeugen vollgestellten Platz zum großen Gebäude hinüber. Dort rührte sich nichts. Wahrscheinlich sang Gion Shaub Ayn noch immer in hellen Tönen das Loblied auf die unübertreffliche Weisheit der Erbauer der Schwarzen Sternenstraßen.
    Bolder Dahn machte sich auf den Weg.
    Er wußte, wie ein gimtraischer Gleiter zu steuern war. Wenige Minuten später kam er mit dem Fahrzeug, in dem Pontima Scud seine Gäste chauffiert hatte, zurück.
    Wortlos wurden die drei reglosen Gestalten der Anoree aufgeladen. Vanda Taglia hatte sich inzwischen vergewissert, daß ihnen kein ernsthafter Schaden zugefügt worden war. Sie würden binnen einer Stunde wieder zu sich kommen. Die Waffen hatte man ihnen sicherheitshalber abgenommen.
    Plötzlich waren die Laute vieler Stimmen zu hören. Das Portal des Haupteingangs hatte sich geöffnet. Gion Shaub Ayns Lehrveranstaltung war beendet, und die Zuhörer strömten aus der Halle. Ihr aufgeregtes Gerede war Zeugnis dafür, daß der Gimtra es verstand, Begeisterung für seine Lehre zu wecken.
    Julian Tifflor nickte grimmig. „Gut", sagte er. „Wir warten auf Pontima Scud und Gion Shaub Ayn. Da geht es alles gleich in einem Aufwasch."
     
    *
     
    Die Anoree waren humanoid. Aber es wäre einem schwergefallen, sie mit Menschen terranischer Herkunft zu verwechseln. Man hatte ihnen die Kapuzen von den Schädeln gezogen. Ihre Köpfe waren nach hinten eiförmig in die Länge gezogen, was bedeuten mochte, daß sie über ein ungewöhnlich großes Gehirnvolumen verfügten. Ihre Haut war von alabasternem Weiß und völlig haarlos.
    Das Gesicht saß für menschliche Begriffe, wie Bolder Dahn sich respektlos ausdrückte, „ein wenig zu weit unten". Es nahm nur die Hälfte der Vorderseite des Schädels ein. Über kleinen, blassen Augen wölbten sich sanft geschwungene Brauenwülste. Die Nase war dünn und lang geraten. Der Mund war klein, aber von vollen Lippen umgeben, die zum Kuß geschürzt wirkten.
    Das Gesicht als Ganzes vermittelte den Eindruck harmloser Unschuld. Aber das war aus terranischer Sicht gesehen. Man mußte sich hüten, daraus falsche Schlüsse zu ziehen. Julian Tifflor empfand keinerlei Neigung, die Anoree für harmlos und unschuldig zu halten.
    Gion Shaub Ayn und Pontima Scud hatten auf die Gefangennahme der Grauen mit Schock und Entsetzen reagiert. Tifflor war auf ihre Proteste nicht eingegangen. Er war bitter. Er durchschaute jetzt das Spiel, das man mit ihm getrieben hatte. Er hatte die höchste Stufe der neyscuurischen Wissenshierarchie erreicht. Von den Anoree würde er erfahren, was er seit der Ankunft im Moischou Black Hole hatte wissen wollen: Wie die Schwarzen Sternenstraßen funktionierten und was er unternehmen mußte, um in die Lokale Galaxiengruppe zurückzukehren. Selbst die Aiscrou mußten von der Existenz der Anoree gewußt haben. Sie kannten vermutlich den Namen anorii nicht und wußten auch nicht, wo die Erbauer der Sternenstraßen zu finden waren. Aber wenigstens daß es sie gab, hätten sie erwähnen können. Statt dessen hatten sie Tifflors Expedition nach Kaalix geschickt, wo die Vaasuren sich ähnlich uneinsichtig und engstirnig verhielten. Von den Vaasuren wurden die Anoree bnescrorre genannt, was darauf hinwies, daß auch die Ersten Weichensteller das System der Hierarchie nicht völlig durchschauten.
    Aber die Vaasuren wußten, wie die Anoree aussahen. Deswegen war Julian Tifflor und Bolder Dahn im shengri alanaal mit so respektvoller Neugierde angestarrt worden.
    Man hatte sie aufgrund ihrer humanoiden Erscheinung für Erbauer der Schwarzen Sternenstraßen gehalten! Nachträglich wäre zu fragen gewesen, ob womöglich auch Accurr und die Mitglieder der Ratsbehörde diesem Irrtum erlegen waren und die Diskussion über die unerklärliche

Weitere Kostenlose Bücher