Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1442 - Die grauen Eminenzen

Titel: 1442 - Die grauen Eminenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
beantworten, denen andere bisher mit Unverständnis gegenübergestanden hatten.
    Tifflor glaubte zu empfinden, daß er von Degruum als Gleichberechtigter betrachtet wurde. Das war zuvor nicht der Fall gewesen. Die Anoree hatten geglaubt, ihn aus Gion Shaub Ayns Hütte ausräuchern zu können, als ob er einer von ihren primitiven Unterlingen wäre.
    Nun gut: Man hatte ihn überzeugt.
    Anstatt sie zu fassen, waren die Anoree den Fremden selber in die Hände gefallen.
    Manchmal bedurfte es brutaler Mittel, eine Situation zu schaffen, in der man zivil miteinander verkehren konnte. Es war in diesem Augenblick sicherlich nicht unvernünftig, Degruums Vorschlag wenigstens in Erwägung zu ziehen. „Laß mich hören", sagte Julian Tifflor. „Es kostet mich einen kurzen Funkspruch, dann ist unser Raumschiff über Mareesh zur Stelle", antwortete der Anoree. „Der Name des Schiffes ist yalcandui. Es ist für das Befahren der Schwarzen Sternenstraßen bestens ausgerüstet. Das ist wichtig; denn wir werden weite Strecken zurückzulegen haben. Ich möchte dich und deine Begleiter auf eine Reise einladen, in deren Verlauf du viele Antworten auf deine Fragen finden wirst."
    „Eine lange Reise, auf der viel Zeit vergeht?" fragte Tifflor vorsichtig. „Wieviel Zeit du verbringst, liegt allein an dir", erklärte Degruum. „Die Fahrten entlang der Sternenstraßen sind so gut wie zeitverlustfrei. Wie lange du dich am Zielort aufhalten willst, mußt du selbst entscheiden."
    Tifflor sah sich um. Nia Selegris nickte ihm lächelnd zu. Bolder Dahn wiegte den Kopf und sah im großen und ganzen recht zufrieden aus. Gulliver Smog hatte die Unterlippe nach vorne geschoben und blickte nachdenklich zur Decke empor: Aber auch er schien an Degruums Vorschlag vorerst keinen Fehler zu finden.
    Tyly Chyunz hatte das vordere Augenpaar geschlossen, was bei ihm bedeutete, daß er sich einer der beiden möglichen Entscheidungen ebenso bereitwillig beugen werde wie der anderen. Vanda Taglia blickte aus leuchtenden Augen und sagte: „Warum eigentlich nicht?"
    Julian Tifflor wandte sich an den Anoree. „Die Chancen sind gut, daß wir auf dein Ansinnen eingehen", sagte er. „Aber wir brauchen ein paar Stunden, um uns endgültig darüber klarzuwerden."
    „Das verstehe ich", erklärte Degruum. „Ich werde die yalcandui inzwischen herbeirufen und mir morgen deinen Bescheid holen."
    Er stand auf und gab damit auch den anderen Neyscuurern ein Zeichen, daß es an der Zeit sei, Abschied zu nehmen. Die drei Cutenexer setzten das Triebwerk der Antigravplattform in Bewegung. Als sie durch den Ausgang glitt, sprach Degruum zu Tifflor: „Mach dir über Ochronosch keine Sorgen. Er ist tot. Aber er hat nie gewußt, daß er lebte. Der Inhalt seines Bewußtseins bestand allein aus den Gedanken, die ihm sein Programm eingab. Er war ein Roboter, mehr nicht."
    „Aber einer organischer Herkunft", antwortete Julian Tifflor. „Ich werde über deine Worte nachdenken."
     
    *
     
    Später, viel später, saßen sie noch zusammen: Nia Selegris, Julian Tifflor und Bolder Dahn. „Ich halte es für eine gute Idee", erklärte Dahn. „Mein Leben lang habe ich von Illu Siragusa geträumt. Sie soll eine der schönsten Frauen gewesen sein, die die Gattung Mensch je hervorgebracht hat."
    „Ich hätte zu dir viel mehr Zutrauen, wenn du nicht immer die richtigen Entscheidungen aus den falschen Beweggründen träfest", antwortete Tifflor mit freundlichem Spott. „Wir haben uns entschlossen, Degruums Angebot anzunehmen. Aber die Hoffnung, Illu Siragusa wiederzusehen, spielte bei diesem Entschluß wirklich keine Rolle. Selbst wenn sie die schönste Frau des Universums gewesen wäre - wie müßte sie, ohne Zellaktivator, heute im Alter von weit über siebenhundert Jahren aussehen?"
    Bolder Dahn seufzte. „Man kann träumen", meinte er. „Ich mache mir ganz andere Sorgen", sagte Nia.
    Sie hatte sich die ganze Zeit über ruhig verhalten. Ihre unerwartete Äußerung erregte sofort das Interesse der beiden Männer. „Was für welche?" fragten sie wie aus einem Mund. „Degruum hat uns versichert, daß die Dauer der Reise allein von uns abhängt", antwortete Nia. „Die Fahrt entlang der Sternenstraßen verbraucht nicht viel Zeit.
    Er mag recht haben, obwohl Icho Tolot andere Erfahrungen gemacht hat. Aber werden wir uns bei all den Geheimnissen, die die Anoree vor unseren Augen ent-Schleiern wollen, rechtzeitig an die drei Raumschiffe erinnern, die da hinten irgendwo auf uns warten? Und

Weitere Kostenlose Bücher