1443 - Die Flucht der BARBAROSSA
„Es scheint uns also doch bemerkt zu haben und war vermutlich die ganze Zeit über in der Nähe!"
„Sofort zurück ins Schiff. Alle!" befahl Heyda. „Implanz, Alarmstart vorbereiten!"
Sie aktivierten die Flugaggregate ihrer Anzüge und rasten dicht über dem Dschungel davon. Sie schleusten ein und befanden sich kaum an ihren Positionen, als das Halbmondschiff einen Orbit um Peeneroc erreicht hatte. Ein Zugstrahl griff hinab zur Oberfläche und riß die BARBAROSSA empor. Es dauerte keine halbe Stunde, da lag sie eng vertäut an dem Halbmondschiff, und ein Funkspruch forderte sie auf, eine Delegation an Bord des Schiffes laussaii zu senden.
Laussaii? dachte Heyda. Nennen wir es in schönem Interkosmo einfach LAUSSA. „Was kommt jetzt?" klang die leise Frage von Ferr-Moon auf. Er hatte seit dem Vorfall mit den beiden Cutenexern nicht mehr viel gesprochen, entschuldigte sich mehrmals und wirkte ziemlich kleinlaut. „Wieso fragst du?" erkundigte Hyghon sich. „Die Anoree sind die Herrscher. Sind sie es über die ganze Galaxis oder nur über die Schwarzen Sternenstraßen? Weißt du denn nicht, daß jene, die über die Schwarzen Sternenstraßen herrschen, eigentlich nur die Cantaro sein können? Oder zumindest sind die Cantaro die Diener der Anoree, ihre Techniker, ähnlich wie die Aiscrou und Vaasuren!"
*
Das Innere des Schiffes glänzte in grauen und silbernen Tönen. Von den grellen Farben der Aiscrou, den pastellenen Tönen der Vaasuren und dem dunklen Glanz der Cutenexer-Erzeugnisse war nichts zu entdecken. Ein akustisches Signal führte sie einen Korridor entlang in eine kleine Halle. Sie traten durch den Eingang und fühlten sich durch den schmalen Gang eingeengt, der in engen Windungen weiterführte.
Und dann standen sie ihnen plötzlich gegenüber.
Das also waren die Anoree!
Die Wesen gehörten zur Gattung der Humanoiden, schlank und feingliedrig, in der Größe den Hauri ähnlich. Ihre Körper waren völlig haarlos, die Haut wirkte wie Alabaster und leicht semitransparent, ohne allerdings Äderchen oder Knochen durchscheinen zu lassen. Sie besaßen längliche, schmale und nach hinten ausladende Ovalschädel, die deutlich auf das große Hirnvolumen schließen ließen.
Die Gesichter nahmen nur die untere Hälfte des Kopfes ein, und die blassen runden Augen musterten die Ankömmlinge aufmerksam, aber keineswegs aggressiv oder bösartig. Der kleine Mund mit den sinnlich wirkenden Lippen unterstrichen dies. Nur die etwas zu lang geratene Nase störte in diesem Gesicht. Insgesamt wirkten die Gesichter dieser Wesen schön und kindlich, jedoch keinesfalls naiv oder unwissend.
An verschiedenen Stellen ihres Gesichts, ihres Kopfes und ihrer Hände erkannten die Freihändler kleine Accessoirs unterschiedlicher Form, die auf den ersten Blick wie Schmuckstücke wirkten. Es konnten jedoch auch technische Hilfsmittel in Mikrobauweise sein. Als Ferr-Moon es entdeckte, fauchte er unterdrückt. „Das yimineel hat ein Ende", verkündete der vorderste von ihnen. Er sprach Neyscam, obwohl sich mehrere seiner Begleiter in einer anderen Sprache Bemerkungen zuwarfen, bei der es sich wohl um die Muttersprache der Anoree handelte. Yimineel bedeutet soviel wie Kriegsspiel. „Das hoffen wir auch", erwiderte Heyda. „Ihr seid uns heimlich gefolgt, wie wir sehen."
„Oh, eure Fährte war deutlich und klar", lächelte der Anoree. „Deshalb ist es uns auch gelungen, nach Peeneroc zu kommen und euch eine Nachricht Tifflors zu überbringen!"
Vorsicht! warnten Heydas Gedanken.
Mit Mühe löste sie ihren Blick von dem freundlichen Lächeln des Anoree. „Sprich!" sagte sie. „Was hat Tiff uns zu berichten!"
„Zwischen ihnen und uns ist ein Abkommen getroffen worden. Es herrscht Offenheit auf allen Gebieten. Wir wissen jetzt, daß wir von euch nichts zu befürchten haben. Ihr kommt aus einer Galaxie, die nicht in den Karten der Schwarzen Sternenstraßen verzeichnet ist.
Es herrscht Freundschaft, und Tifflor bittet euch, den Rendezvouspunkt mit den anderen beiden Schiffen anzufliegen und dort zu warten, bis er von seinem Erkundungsflug zurückkehrt. Danach wird Gelegenheit sein, über alle Probleme zu sprechen. Davon scheint es eine ganze Reihe zu geben, wie wir inzwischen bemerkt haben."
„Wir sind einverstanden. Bringt uns dorthin", erklärte Heyda. „Wir haben jedoch auch eine Bitte an euch. Kümmert euch um das Problem Peenerocs. Die Scuuru sind unglücklich. Sie sind hier vergessen worden und wollen weg von
Weitere Kostenlose Bücher