1443 - Die Hölle stirbt nie
haben.«
Er grinste sie an. »Du siehst alles zu schwarz.«
»Nein, das sehe ich nicht. Ich kenne dich, Travis, sogar recht gut. Unser letztes Gespräch hat mir die Augen geöffnet. Ich überlege, ob wir unsere Beziehung, so wie sie jetzt besteht, fortsetzen sollen, aber das muss sich noch alles ergeben.« Sie schaffte wieder ein Lächeln.
»So, und jetzt möchte ich fahren.«
»Wie du willst.« Diese Antwort sprach er bereits gegen ihren Rücken, denn Lynn hatte schon kehrtgemacht.
Sie gingen nicht mehr lange direkt am Wasser entlang. Lynn wandte sich zuerst nach links, um in das Dünengebiet zu gelangen, wo ihr Wagen parkte.
Mit dem Kreuz in der Hand ging Travis Beck hinter ihr her. Er blieb in ihren Spuren. Es war nicht leicht, auf dem weichen Boden zu gehen, aber daran dachte er nicht. Seine Gedanken drehten sich einzig und allein um das Fundstück und wie er diesen Fund zu Geld machen konnte, ohne dass es irgendwie auffiel.
Plötzlich war die Stimme da. Er vernahm sie im Kopf, nicht mit den Ohren. Sie klang sehr hart, irgendwie metallisch, und sie sagte nur einen Satz.
»Bring sie um!«
Travis Beck blieb stehen. Sein Gesicht verlor schlagartig die Farbe.
Er schaute sich um, weil er den Sprecher sehen wollte, doch es gab keinen. Aber er war davon überzeugt, die Stimme gehört zu haben.
Und jetzt wieder.
»Bring sie um!«
Travis Beck zuckte zusammen. Sein Mund zog sich in die Breite.
Er schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht begreifen. Die Stimme war vorhanden gewesen, nur hatte er den Sprecher nicht gesehen.
Der hielt sich irgendwo verborgen.
Er sollte jemanden umbringen. Nein, nicht einfach nur jemanden.
Es gab nur eine Person, die damit gemeint sein konnte.
Lynn!
Sie hatte von alldem nichts bemerkt. Sie war den Weg weitergegangen, die Hände in den Taschen ihres Mantels vergraben, und sie ging auch recht gebeugt.
Beck holte tief Luft. Dieser Befehl aus dem Unsichtbaren hatte ihn durcheinander gebracht. Als könnte ihm das Kreuz dabei eine Hoffnung geben, so schaute er es sich an, und erst jetzt bemerkte er die dunkleren Einschlüsse in den beiden Balken. Sie waren ihm zuvor nicht aufgefallen. Sie hatten jetzt noch etwas Besonderes an sich, denn sie waren nicht starr, sondern bewegten sich zittrig auf und nieder.
Was war das?
Die Frage stürmte mehr als einmal auf ihn ein. Er hatte das Gefühl, von ihr regelrecht gequält zu werden, doch er schaffte es nicht, sich eine Antwort darauf zu geben.
»He, Travis, wo bleibst du denn?«
Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er hob den freien Arm und winkte Lynn zu.
»Ja, ja, ich komme gleich. Ich habe mich nur leicht vertreten.« Er war froh, dass ihm die Antwort eingefallen war. Bei diesem Gelände war das leicht möglich.
Beck ging weiter. Nicht mehr so forsch. Seine Gedanken drehten sich um die Stimme in seinem Kopf. Er fragte sich, ob er sich die Stimme vielleicht nur eingebildet hatte. Nein, sie war da gewesen.
Er war angesprochen worden, daran gab es nichts zu rütteln. Aber es war kein Mensch in der Nähe gewesen.
Er hatte niemanden gesehen, und genau das bereitete ihm große Probleme.
»Kommst du endlich?«
»Ja, verdammt, ich komme. Mein Fuß…«
»Entschuldigung. Hatte ich vergessen.«
Travis Becks Gedanken waren jetzt nur noch bei dem Kreuz.
Es war etwas Besonderes. Davon ging er jetzt aus. Und er brachte auch das Kreuz mit dieser Stimme in einen Zusammenhang. Beide mussten miteinander zu tun haben. Eine andere Erklärung gab es für ihn nicht. Das Kreuz war so etwas wie ein Katalysator, der etwas hörbar machte, was nicht sichtbar war.
Er sah es nicht als furchtbar an. Der erste Schreck war vorbei. Es konnte sogar eine Chance sein. Eine große Chance, um sein Leben umzukrempeln.
Dagegen hatte er nichts einzuwenden. Er stand zwar auch jetzt nicht auf der Schattenseite, doch er hatte nichts dagegen, die absolute Sonnenseite zu betreten, und das Kreuz würde ihm sicherlich bei diesem grandiosen Aufstieg helfen.
Lynn wartete in der Nähe des Autos. Sie schaute ihm entgegen und sagte: »Da bist du ja endlich.«
»Klar.«
»Und das Kreuz hast du auch noch«, fügte sie bitter hinzu.
Er grinste sie an. »Ich werde es auch nicht wieder hergeben, Lynn. Dazu habe ich mich entschlossen.«
»Schade.«
»Für mich nicht.«
»Was versprichst du dir nur davon?«
»Ist meine Sache.«
Sie nickte und ließ ihn dabei nicht aus dem Blick. »Gut, Travis, und was ist mit unserer Sache?«
»Was meinst du?«
»Wir haben doch
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