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1444 - Legende und Wahrheit

Titel: 1444 - Legende und Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vorgeführt hat?"
    „Ein Spukbild", antwortete Vanda Taglia. „Ziemlich geschickt gemacht. Ich kenne mich auf diesem Gebiet nämlich aus. Spukbilder sind meine Freizeitbeschäftigung." Sie schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. „Aber nichts, was die Bezeichnung >genial< verdient."
    „Ich wäre da vorsichtig", warnte Nia Selegris. „Ihr konzentriert euch zu sehr auf die Technik der Darstellung. Könnte es nicht sein, daß die Genialitat in den dargestellten Objekten zum Ausdruck kommt?"
    Julian Tifflor sah seine Lebensgefährtin verwundert an. „Zwei verbogene Kästen, die irgendwie ineinander verwachsen sind?" fragte er.
    Nia hob die Schultern. „Wir wissen so gut wie nichts über die anorische Kultur", antwortete sie. „Vielleicht sind für die Anoree die zwei verbogenen Kästen, wie du sie nennst, von besonderem Symbolgehalt. Ist dir übrigens aufgefallen, wie abgespannt Degruum aussah?"
    „Nein", bekannte er. „Ich kenne mich da nicht aus. Ich kann nicht erkennen, ob sie müde oder hellwach sind. Ich kann ihre Gesichtsausdrücke nicht deuten. Wenn die technischen Implantate nicht wären, hätte ich Mühe, Degruum, Shyrbaat und Gavval voneinander zu unterscheiden."
    „Sie sind verschieden groß!" protestierte Nia. „Mag sein. Aber solange sie nicht nebeneinander stehen, kann ich keinen Größenvergleich anstellen."
    „Degruum war erschöpft", kehrte Nia Selegris nachdenklich zum ursprünglichen Thema zurück. „Man sah es ihm an, und als er mit Shyrbaat die Treppe hinaufstieg, hinkte er immer einen halben Schritt hinterher."
    „Wahrscheinlich haben ihn seine Forschungen zu sehr angestrengt", theorisierte Vanda Taglia. „Er will auch einen Orden."
    „Er hat doch schon genug", wehrte Bolder Dahn ab und fuhr im selben Atemzug fort: „Ich will euch sagen, was ich von der Sache halte. Wir haben es hier mit drei reichen Privatgelehrten zu tun, die sich bei irgendeiner Akademie als Mitglieder eingekauft haben und jetzt im Universum umherreisen, um sich selbst zu beweisen, daß sie tatsächlich Wissenschaftler sind. Sie forschen an Dingen herum, die keiner von uns versteht und..." dazu hob er den Zeigefinger... „die keiner von uns für wichtig hält. Auf ihre eigene Art und Weise erzielen sie hin und wieder Erfolge.
    Dann blasen die Fanfaren, die Roboter werden nervös, und in der großen Zeremonienhalle wird ein Orden verliehen.
    Selbstbeweihräucherung, wenn ihr mich fragt - sonst nichts."
    Wenn Bolder Dahn eine Grundsatzerklärung abgab, dann tat er dies mit einem Flair von Autorität. Es wagte auch diesmal niemand, ihm zu widersprechen. Der Rest des Frühstücks verging in Schweigen.
    Kurze Zeit später meldete sich der Bordinterkom. Wiederum wurde kein Bild eingeblendet. Die Videoflächen zeigten nach wie vor die weitverteilten Sterne der Kleingalaxis Gorandaar und, auf der Steuerbordseite, die Trümmer, die die Überreste der NARGA SANT verkörperten. „Wir haben die erste Etappe unseres Fluges hinter uns", sagte Degruums Stimme, wie Julian Tifflor zu erkennen glaubte. Merkwürdig: Heute hatte er mit Gavval als Betreuer gerechnet. „Ich hoffe, es ist euch gelungen, eine Antwort auf eine eurer Fragen zu finden. Die YALCANDU nimmt in Kürze Fahrt auf. Wir steuern das nächste Ziel an. Selbstverständlich seid ihr eingeladen, den Flug vom großen Observationssaal aus mitzuverfolgen. Ich erwarte euch."
    Als sie kurze Zeit später aufbrachen, waren wie üblich die Roboter zur Stelle und geleiteten sie zu der Kammer, in der das unsichtbare Transmittersystem installiert war. Es verlief alles so wie am ersten Tag, nur daß es heute Degruum war, der sie begrüßte. Die YALCANDU hatte sich inzwischen in Bewegung gesetzt. Man erkannte es daran, daß das Trümmerfeld der NARGA SANT nur noch als winziger, nebliger Fleck zu erkennen war. „Habt ihr gefunden, wonach ihr suchtet?" erkundigte sich der Anoree. „Wir haben es gefunden", antwortete Julian Tifflor. „Es war ein trauriger Fund.
    Die Trümmer waren einst ein riesiges Raumschiff, das Hunderttausende intelligenter Wesen transportierte. Sie kamen ums Leben, als das Schiff in ein Schwarzes Sternentor gerissen wurde - dasselbe Tor, durch das auch wir kamen."
    Ein nachdenklicher Ausdruck erschien in Degruums Augen. Julian Tifflor erwartete den üblichen Einwand, daß es das Tor, von dem die Rede war, gar nicht geben könne, weil es nicht auf den Karten des Straßennetzes verzeichnet sei. Statt dessen fragte der Anoree: „Wie kommt es, daß das

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