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1444 - Legende und Wahrheit

Titel: 1444 - Legende und Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und die Himmelsrichtungen waren mit Hilfe eines altmodischen Magnetkompasses festgelegt worden - wuchs die zackige Felsenküste eines Kontinents aus der Flut. Der Kontinent zählte zu den kleinsten, die der Planet aufwies, und lag unmittelbar nördlich des Äquators. Hier, so hatte Degruum behauptet, sei die Zivilisation der Welt Temminalop konzentriert. Hier lebten alle zweihunderttausend Bewohner des Planeten, in zahlreichen kleinen Siedlungen und einer größeren Stadt.
    Mehr war dem Anoree über die Temminaloper nicht zu entlocken gewesen.
    Mit einem eigentümlichen Glitzern in den Augen hatte er nur noch zu verstehen gegeben: „Sie sind nicht sonderlich zivilisiert und haben einige recht merkwürdige Angewohnheiten. Nehmt euch in acht und verlaßt euch nicht zu sehr auf eure technische Überlegenheit."
    Das anorische Beiboot hatte die Form eines flachgedrückten Eies. Der Fahrgastraum hätte mühelos die doppelte Anzahl von Passagieren aufgenommen: Keiner aus Tifflors Mannschaft hatte sich zurückweisen lassen; sie waren alle mitgekommen und erwarteten, daß ihnen auf Temminalop eine ähnliche Enthüllung zuteil würde wie tags zuvor im Trümmerfeld der NARGA SANT. Bolder Bahn zeigte sich von seiner gewohnten Seite: Er redete wie ein Wasserfall und ging mit seinen unaufhörlichen Fragen jedermann auf die Nerven. „Glaubt ihr, daß wir hier eine Spur von Illu Siragusa finden?"
    Julian Tifflor steuerte das Boot mit verbalen Anweisungen. Er fühlte sich in seiner Rolle als Pilot nicht besonders wohl.
    Das syntronische Gerät reagierte erst, wenn der Translator seinen Befehl ins Neyscam übersetzt hatte. Dadurch ging Zeit verloren. Wenn die Temminaloper wirklich so gefährlich waren, wie Degruum angedeutet hatte, konnten solche Zeitverluste kritisch werden.
    Das Boot überquerte die felsige Küste.
    An die Felsformation schloß sich nach Norden hin eine weite, waldbedeckte Ebene ab. Als Navigationshilfe benützte Julian Tifflor eine Serie von Photographien, die von der YALCANDU aus hohem Orbit aufgenommen waren. Die kleinen Siedlungen der Temminaloper waren darauf nicht zu erkennen. Aber die Stadt zeigte sich als brauner Fleck inmitten eines Gebiets, das offenbar gerodet worden war und nur niedrige Vegetation aufwies.
    Der Wald war voll tierischen Lebens.
    Das helle Summen des Triebwerks in Verbindung mit dem Schatten, den das Boot unter der Mittagssonne vor sich herwarf, scheuchte riesige Scharen bunter Vögel auf, die in panischer Flucht nach allen Seiten davonstoben. Julian Tifflor erwog, auf größere Flughöhe zu gehen, weil es ihm widerstrebte, die einheimische Tierwelt zu verängstigen. Das war aber gerade der Augenblick, in dem Bolder Dann noch aufgeregter wurde, als er es bisher schon gewesen war. Er wies mit ausgestrecktem Arm auf die Bugbildfläche und schrie: „Seht dorthin! Da brennt's!"
    Tatsächlich zeigte sich weit im Hintergrund über dem grünen Dach des Waldes eine Wolke graubraunen Qualms.
    Tifflor versuchte, die Entfernung zu schätzen. Etwa dort, wo die Rauchwolke aufstieg, mußte sich die Stadt befinden. „Kein Brand", behauptete Nia Selegris. „Seht euch die Form der Wolke an: schön regelmäßig, wie eine Kuppel. Das, meine Freunde, ist Dunst - echter, unverfälschter Zivilisationssmog."
    Das Boot bewegte sich in 300 Meter Höhe. Als der Waldrand sich näherte, drosselte Julian Tifflor die Geschwindigkeit. Die Lichtung, die zuerst auf den Photographien identifiziert worden war und in deren Mittelpunkt die einzige Stadt des Planeten lag, hatte einen Durchmesser von gut und gern 60 Kilometer. Jenseits des Waldrands breiteten sich geometrisch regelmäßige, durch Buschreihen gegeneinander abgegrenzte Parzellen. Hier wurde Ackerbau betrieben. Hier baute die Stadt an, was ihre Bewohner zum Leben brauchten. Julian Tifflor hatte im Lauf seines langen Lebens Hunderte besiedelter Welten gesehen und war stets beeindruckt gewesen von der Vielfalt der Daseinsformen und Lebensgewohnheiten, die die Natur hervorzubringen vermochte.
    Es war keine Welt wie die anderen. Hier dagegen überraschte ihn die Ähnlichkeit der Szene mit Bildern, die ihm aus der Kindheit im Gedächtnis geblieben waren.
    So wie das Gelände, über das das Boot jetzt hinwegglitt, hatte das Farmland in Georgia ausgesehen.
    Die Stadt kam in Sicht. Sie sah aus wie ein Bild aus einem Lehrvideo über terranische Geschichte. Rußige Schornsteine, gelbweiße Qualmwolken verströmend, ragten aus dem Dunst.
    Abbrennendes Erdgas leuchtete

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