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1444 - Legende und Wahrheit

Titel: 1444 - Legende und Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Im übrigen ist Schönheit nicht etwas, das nur äußerlich gesehen werden darf", fuhr der Vorsitzende fort. „Illu Siragusa ist die Mutter der Nation. Ohne sie gäbe es uns nicht. Das ist uns Schönheit genug."
    So wurde allmählich das Eis gebrochen.
    Bolder Dahn war so erschüttert, daß er während des mehrstündigen Gesprächs kein einziges Mal den Mund mehr aufmachte. Hin und wieder sah man ihn einen verzweifelten Blick in Richtung des Gemäldes werfen. Er konnte es nicht verwinden, daß die von ihm so glühend verehrte Illu Siragusa sich als Megäre entpuppt hatte, und völlig desillusioniert war er, als sich im Lauf der Unterhaltung herausstellte, daß man der Großen Mutter nicht nur vierzehn Söhne, sondern obendrein noch sechs Töchter anrechnete.
    Inzwischen entwickelte sich die Konversation zwischen den übrigen Mitgliedern der Tifflor-Gruppe und den Konziliumsräten auf durchaus freundliche Art und Weise. Die Illumenschen - so nannten sie sich wirklich! - gaben zu, auf den überraschenden Anflug des Raumboots voreilig und in völlig unangemessener Weise reagiert zu haben.
    Sie beherrschten die Raumfahrt selbst nicht, wußten aufgrund der Überlieferung jedoch wohl, daß es sie gab. Von den Anoree und ihren Hilfsvölkern, den Gimtras, Cutenexern, den Vaasuren und Aiscrou, hatten sie erfahren, aber es ließ sich nicht mehr ermitteln, wie ihnen diese Informationen zugeflossen waren.
    Was sich auf Terminal Hope in den vergangenen Jahrhunderten abgespielt hatte, wurde aus den Darstellungen der Illumenschen zwar nicht direkt offenbar, weil zu vieles von Legenden verbrämt und durch pseudohistorische Schönfärberei verzerrt war. Aber es ließ sich anhand gewisser Indizien unschwer rekonstruieren, wie es den Nachfahren der Illu Siragusa ergangen war. Die Wissenschaftlerin war an Bord einer Space-Jet mit geringer Besatzung - ob es zwei oder drei Mann außer Illu waren, ließ sich heute nicht mehr ermitteln - unterwegs gewesen, als sie zu nahe an den Ereignishorizont des Schwarzen Loches geriet, das heute ihren Namen trug. Die Feldschirme der Space-Jet hatten entweder versagt oder hatten von Anfang an nicht genug Leistung besessen, um den Sturz des Fahrzeugs ins Innere des Black Hole zu verhindern. Aus irgendeinem Grund hatte die Kontrollstation des Schwarzen Loches auf die Space-Jet angesprochen und sie auf eine Sternenstraße verfrachtet, die an dem Schwarzen Loch endete, aus dem heute auch die YALCANDU zum Vorschein gekommen war.
    Wie lange Illu Siragusa gebraucht hatte, um die Welt zu finden, die sie dann auf den Namen Terminal Hope taufte, konnte nicht mehr festgestellt werden. Die Space-Jet existierte nicht mehr. Über ihr Schicksal war nichts bekannt. Es mußte den Unglückseligen gelungen sein, einen Teil der Ausrüstung zu retten, aber zuverlässige Aufzeichnungen - zum Beispiel in Form eines Computer-Logs - hatten die Landung auf Terminal Hope anscheinend nicht überlebt. Illu Siragusa war eine äußerst resolute Frau. Sie hätte allen Grund gehabt zu verzweifeln. Statt dessen richtete sie sieh mit ihren zwei oder drei Begleitern und den aus dem Fahrzeug geborgenen Ausrüstungsgegenständen häuslich ein und entwickelte alsbald eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Was Bolder Dahn, in dessen Bewußtsein vage Vorstellungen von weiblicher Züchtigkeit spukten, am meisten störte - wie er später zugab -, war die Vorstellung, daß die zu allem entschlossene Illu sich wahllos mit ihren Begleitern eingelassen und sich hatte schwängern lassen, als läge es allein an ihr, das ganze Universum zu bevölkern.
    Es war gekommen, wie es hatte kommen müssen. Illu Siragusa wußte wohl um die Gefahren der inzestuösen Genetik. Was Bolder Bahn ihr im Zorn der ersten Enttäuschung als Mannstollheit auslegte, war wohl viel eher Pflichtbewußtsein gewesen, das auf die Erzeugung einer möglichst breiten Bevölkerungsbasis abzielte. Die Folgen hatten sich dennoch nicht vermeiden lassen. Von Generation zu Generation waren mehr geistig oder körperlich behinderte Illumenschen geboren worden. Der Rückmarsch in die Primitivität hatte begonnen. Von Illu und ihren Begleitern war nach Kräften vorgesorgt worden. Es gab schriftliche Aufzeichnungen, aus denen die Nachfahren lernen konnten. Der Sturz bis hinab zum Anfang aller Zivilisation hatte vermieden werden können. Heute existierten die Illumenschen auf einem Niveau, das dem des mittleren 20.
    Jahrhunderts alter Zeitrechnung entsprach.
    Sie waren nach wie vor von

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