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1444 - Legende und Wahrheit

Titel: 1444 - Legende und Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unterdrückt, daß zwar Tifflor sie verstand, der Translator aber die Worte nicht aufzeichnete. „Sprich weiter", sagte Tifflor. „Die Temminaloper erzählten den cantarui eine ganz erstaunliche Geschichte", kam Degruum der Aufforderung nach. „Sie waren mit ihrem kleinen Raumfahrzeug in ein Schwarzes Loch gefallen, wie sie sich ausdrückten. Das Fahrzeug war bei der Notlandung auf Temminalop vernichtet worden. Es gab keine Aufzeichnungen über den Flug mehr.
    Aber die cantarui, die wissen wollten, woher die merkwürdigen Fremden kamen, legten ihnen Sternenkarten vor, und die Siedler von Temminalop bezeichneten als den Ort ihrer Herkunft eine Galaxis, in der es zwar Schwarze Löcher gibt, aber keine solchen, die als Sternentore fungieren könnten."
    „Ich nehme an", sagte Julian Tifflor, „daß die Cantaro über dieselben Verzeichnisse des Sternenstraßennetzes verfügen wie ihr."
    „Das ist richtig", bestätigte Degruum. „Und die Verzeichnisse gaben darüber Aufschluß, daß in der Gegend, aus der die Temminaloper zu kommen behaupteten, keine Tore existierten."
    „Die Ähnlichkeit mit der gegenwärtigen Situation entgeht dir nicht", bemerkte Tifflor mit freundlichem Spott. „Sie ist mir aufgefallen, als ich zum erstenmal von euch und eurer Geschichte hörte", bekannte der Anoree, „und mir seitdem nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Aber ich wollte euch von den cantarui berichten. Sie hörten den Bericht der Siedler von Temminalop und wurden neugierig. Die Horde, von der ich sprach - sie bestand aus zwanzig oder dreißig Raumschiffen - kehrte nach Jauccron zurück..."
    „Die Cantaro lebten damals noch auf der Zentralwelt?" fragte Julian Tifflor erstaunt. „Aber gewiß doch. Sie hatten sich in zivilisatorischer, aber nicht in räumlicher Hinsicht vom Stammvolk getrennt", antwortete Degruum. „Sie beanspruchten ihren eigenen Kontinent, etablierten ihre eigene Regierung und gaben sich eigene Gesetze. Sie experimentierten an sich selbst und bemühten sich, Körper und Geist durch die Anwendung genetischer und syntromechanischer Mittel so weit wie möglich zu entwickeln. Aber sie wohnten nach wie vor auf Jauccron.
    Bis die Horde zurückkehrte, die mit den Siedlern von Temminalop zusammengetroffen war. Da packte die cantarui die Wißbegierde. Sie hatten von einem Schwarzen Sternentor erfahren, das auf keiner Karte verzeichnet war. Sie betrachteten sich als Forscher; also mußten sie dieser Sache auf den Grund gehen. Eine Expedition wurde vorbereitet. Die Vorbereitungen nahmen etliche Jahre in Anspruch. Der Flug in ein Gebiet, in dem es keine Schwarzen Sternenstraßen gibt, enthält ein nicht unerhebliches Risiko, gegen das die cantarui sich ausreichend absichern wollten.
    Die Expedition war fast schon startbereit, da wurden starke Erschütterungen der Raumzeit nicht nur von der cantarui, sondern auch von den Wissenschaftlern der Anoree registriert.
    Die Erschütterungen wurden durch hyperenergetische Schockfronten ausgelöst, und deren Herkunft konnte man - mit großem meßtechnischem Aufwand - nach einiger Zeit ermitteln. Man stelle sich vor: Die Schockfronten kamen aus einer kleinen, zirka fünfzig Millionen Lichtjahre entfernten Gruppe von Galaxien, zu der auch jene große Sterneninsel gehörte, aus der die Siedler von Temminalop angeblich gekommen waren."
    Er machte eine kurze Pause. Seine kleinen, blassen Augen musterten Julian Tifflor mit Spannung. Der Blick enthielt eine Aufforderung. Tifflor wußte, was verlangt wurde. Er, der angeblich aus derselben Gegend des Universums kam wie die Temminaloper, mußte wissen, wodurch die hyperenergetischen Schockwellen ausgelöst worden waren. „Es spielte sich damals in unserer Galaxiengruppe, die wir die Lokale nennen, ein phänomenales Schauspiel ab.
    Eine riesige Galaxis materialisierte aus einem anderen Universum." Er hatte nicht das Gefühl, daß er auf die Einzelheiten des Hangay-Transfers einzugehen brauche. „Die Raumzeit wurde schwer erschüttert.
    Es kam zu einer örtlich begrenzten Explosion des Kontinuums. Dabei entstanden die Schockfronten, von denen du sprichst."
    „Du kennst dich aus", lobte Degruum. „Unsere Wissenschaftler - und natürlich auch die cantarui - beobachteten den unglaublichen Vorgang per Hyperortung.
    Sie sahen die fremde Galaxis materialisieren. Sie kam nicht auf einmal zum Vorschein, wenn ich mich richtig erinnere, sondern in drei rasch aufeinanderfolgenden Teilen."
    Julian Tifflor wußte, daß er auf die Probe gestellt wurde.

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