1444 - Saladins Leibwächter
nicht.«
»Lass mich ausreden, bitte. Es geht ihm um eine besondere Macht. Er hat seine neue Bleibe in der Vampirwelt, zusammen mit Will Mallmann. Das kennen wir, das ist alles okay. Aber das reicht ihm nicht, denn er will noch mehr. Die Macht über eine andere, eine zweite Welt. Das ist ihm wichtig.«
»Und welche?«, fragte ich.
Glenda lächelte breit. »Was soll ich dazu sagen? Eine zweite Welt ist das eigentlich nicht. Er sucht nach einem Weg, um in die Vergangenheit zu gelangen.«
»Nach Atlantis!«, sagte Purdy.
»Genau!«
Nach dieser Antwort schwiegen wir. Ich merkte, dass mir ein Schauer über den Rücken rieselte.
Jetzt brauchte ich auch einen Schluck, ging in die Küche und kehre mit zwei Wasserflaschen zurück.
»Ist dir was eingefallen, John?«, fragte Purdy.
»Nein. Ich habe noch immer meine Probleme damit.«
Ich nahm mein Glas in die Hand und schaute Glenda an. »Kannst du uns vielleicht mehr erzählen?«
»Zumindest will ich es versuchen.«
»Dann bitte.«
Glenda berichtete uns, was Saladin ihr gesagt hatte. Er hatte praktisch seine Pläne vor ihr ausgebreitet, aber er hatte auch einsehen müssen, an eine Grenze gestoßen zu sein. Ohne Hilfe kam er nicht weiter. Er konnte sich nicht so einfach in die Vergangenheit beamen.
Er musste in der gleichen Zeitzone bleiben. Der Trip in die Vergangenheit klappte nur, wenn magische Kräfte am Werk waren.
Also brauchte er Hilfe. Und die konnte er nur von denen erhalten, die Bescheid wusste, und auch das nur eingeschränkt.
»Du hast ihm doch nicht helfen können, oder?«
Glenda lachte mich an. »Wo denkst du hin?«
»Und? Hat er dir das abgenommen?«
»Ich weiß nicht. Jedenfalls war er so sauer, dass er mir seine beiden Leibwächter auf den Hals gehetzt hat.«
»Hört sich spannend an.«
»Das ist es auch.«
Ich wollte sie nicht weiter stören und wartete, bis Glenda das Wort wieder aufnahm.
»Ich denke nicht, dass man mich umbringen wollte«, murmelte sie.
»Eher sollte ich in eine bestimmte Richtung gebracht werden.«
»Bist du das denn«, fragte ich, »und in welche?«
»Ich denke schon«, sagte sie und schaute dabei Purdy an. »Hier sitzen zwei Menschen, die über Atlantis Bescheid wissen. Oder?«
»Das können wir nicht leugnen«, sagte ich.
Purdy schüttelte heftig den Kopf. »Meine Güte, Atlantis ist Vergangenheit. Seit über zehntausend Jahren verschwunden. Es besteht nur noch aus Erinnerung, wobei die meisten Menschen glauben, dass es den Kontinent gar nicht gegeben hat. Ich weiß nicht, ob das alles so einfach zu sehen ist.«
»Saladin sieht es so.«
»Und warum kann er nicht bei seinem Freund Mallmann in seiner verdammten Vampirwelt bleiben?«, fragte Purdy.
»Ich bin die falsche Person für eine Antwort«, erwiderte Glenda.
»Das musst du ihn fragen. Ich kann dir nur das sagen, was ich gehört habe. Alles andere sind Spekulationen.«
Das sahen wir ein. Spekulationen. Nachdenken lohnte sich in diesem Fall nicht. Es mussten Tatsachen folgen.
Glenda sah noch immer so aus, als wäre sie dabei, eine geistige Nuss zu knacken. Sie dachte sehr intensiv über etwas nach, und ich wollte sie schon fragen, was der Grund war, als sie den Kopf hob und etwas in die Runde warf, das uns sehr nachdenklich machte.
»Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass wir an der langen Leine geführt werden. Dass alles von Saladin so gewollt wurde. Er hat die beiden Killer-Brüder auf mich zugehen lassen. Er hat sich einen Teufel darum geschert. Normalerweise hätten sie mich leicht töten können. Der eine hätte nur sein Messer zu werfen brauchen, der andere hätte bequem mit dem Schwert zustechen können. Ich weiß selbst, was ich mir zutrauen kann. Okay, ich beherrsche nun mal diese ungewöhnliche Kunst des Verschwindens, aber ich kann euch sagen, dass alles seine Zeit dauert. Ich muss mich konzentrieren auf das, was mir bevorsteht, und das ist verdammt nicht einfach. Es vergeht dabei Zeit, die ausreicht, um mich zu ermorden, wenn das jemand vorhat. Das muss man so sehen, und wenn ich daran denke, dass es zwei Gegner waren, hätten sie mich glatt wegräumen können. Es mag mir nicht gefallen, euch ebenfalls nicht, aber es ist eine Tatsache.«
Purdy Prentiss nickte und sagte dabei mir leiser Stimme: »Du musst es wissen.«
»Ja, so sehe ich das.«
»Also ein Teil des Plans. Ein erster, meinetwegen.« Ich sprach langsam, weil ich sehr nachdenklich war. »Wenn das zutrifft, können wir davon ausgehen, dass es noch einen zweiten Teil gibt, und
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