1444 - Saladins Leibwächter
So schnell konnte kein Nebel und auch kein Dunst entstehen.
Hier stimmte etwas nicht.
Ich hörte in meiner Nähe ein Lachen. Mein Kopf ruckte in den Nacken, weil ich in die Höhe schauen wollte. Für einen Moment erschien das Gesicht des Hypnotiseurs. Sogar das dreckige Grinsen war zu sehen. Sein Triumph leuchtete in den kalten Augen.
Ich wollte ihm etwas zurufen, ihm sogar gewisse Dinge erklären, als ich etwas sah, das mir gar nicht gefallen konnte. Um mich herum zog sich die Welt zusammen. Sie bewegte sich, sie wurde eng, und ich fühlte mich in diese Enge hineingedrückt.
Ich sah, dass der Balkon verschwand, und war nicht in der Lage, mich zu halten. Und so konnte ich nichts daran ändern, dass ich wegglitt.
Etwas anderes hielt mich fest.
Den Boden unter meinen Füßen spürte ich bald schon nicht mehr.
Der freie Fall ins Nichts.
Mein letzter Gedanke galt Saladin. Er hatte es wieder mal geschafft, schneller zu sein als wir…
***
Es war eine Reise, die mir nicht geheuer war. Mit Glenda Perkins hatte ich sie erlebt, und das nicht nur einmal. Ich kannte mich aus, deshalb hielt sich auch meine Furcht in Grenzen.
Niemand griff mich an. Niemand wollte mich töten. Es ging alles glatt. Ich befand mich nur nicht mehr auf dem Balkon, sondern woanders. Aber nicht in Atlantis.
Saladin konnte nicht zurück in die Vergangenheit springen. Er musste sich schon an die Regeln halten, und so ging ich davon aus, dass ich nur an einen anderen Ort geschafft worden war, und zwar an einen, der ihm genehm war.
Ich hatte meine erste leichte Verwirrung sehr bald überwunden und tat das, was ich immer nach diesen ungewöhnlichen Reisen tat.
Ich gönnte mir einen ersten Rundblick.
Viel ergab er nicht.
Es war düster. Am Himmel zeigten sich nur wenige blasse Stellen.
Aber ich stand nicht in einer verloren wirkenden Weite in dieser Düsternis, hier gab es etwas, das ich als einen Anhaltspunkt erkannte. Es war ein zum Greifen nahe stehendes Gemäuer mit starken Säulen, die ein Dach abstützten.
Mein Blick glitt in die Höhe, und ich stellte fest, dass man mich in keinen geschlossenen Raum geschafft hatte. Vier Säulen, ein Dach, aber keine Mauern. Das war so etwas wie ein Unterstand.
Aber wo befand er sich?
Zu allen vier Seiten hin war meine Sicht klar. Und was ich dabei entdeckte, ließ mich nicht eben jubeln. Eine weite Fläche, leicht hügelig, aber ansonsten leer.
Das konnte auch ein Gebiet in Atlantis sein. Sollte es dieser Saladin doch geschafft haben, mich oder uns in diese Welt zu transportieren?
Zunächst mal war ich mit mir allein. Von Glenda und Purdy keine Spur, und das machte mich nicht eben fröhlicher.
Diese Welt war mir nicht wohl gesonnen, das spürte ich sofort.
Hier befand sich etwas, das nicht nur mich störte, sondern auch mein Kreuz, denn ich spürte die Erwärmung, die sich in seiner Nähe auf meiner Haut ausbreitete.
Angegriffen wurde ich nicht. Es zeigte sich niemand. Ich fühlte mich verdammt allein, aber ich wusste auch, dass dies nicht so bleiben würde, und bereits kurze Zeit später erhielt ich die Bestätigung.
»Reg dich nicht auf, John, ich bin es nur.«
Es tat mir gut, Glendas Stimme zu hören. Ich drehte mich um und sah sie hinter einer der Säulen hervorkommen. Ihr Lächeln wirkte etwas schief und verkrampft.
»Na, dann haben wir es zumindest geschafft.«
Sie nickte und sagte dabei: »Ja, wir. Aber du denkst an Purdy, nicht wahr?«
»Ja.«
Glenda hob die Schultern. »Da muss ich leider passen, John. Ich weiß nicht, wo sie ist. In der Nähe zumindest nicht. Da habe ich mich schon umgeschaut.«
»Und wo sind wir?«
Sie deutete auf meine Brust. »Hat sich dein Kreuz denn nicht gemeldet?«
»Doch, das hat es.«
»Dann weißt du ja Bescheid. Wir befinden uns in einer Umgebung, die uns beiden nicht gefallen kann. Ich denke da an die Vampirwelt mit all ihren verdammten Nachteilen.«
»Okay. Einverstanden. Nur frage ich mich, weshalb man uns hierher geschleppt hat.«
»Ist sie nicht perfektes Druckmittel? Zumindest für Saladin. Er und Mallmann haben an ihr gebaut, sie verändert, und ich schätze, dass sie…« Sie unterbrach sich. »Wir bekommen Besuch.« Gleichzeitig deutete sie zum Himmel.
Es stimmte. Da kam etwas auf uns zu. Wir sahen den Schatten durch die Düsternis segeln. Sehr groß, sehr breit, wie ein Segel, das gespannt war und das an den Seiten Zacken zeigte. Ein Flugtier, das es so auf unserer Erde nicht gab, mit dem ich allerdings schon des Öfteren
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