1445 - Gensklaven für Uulema
der feldisolierten Hochstromleiter standen noch unter Spannung. Ihre Energie versorgte die Magnetfeldprojektoren der primären Bewegungsmechanismen.
Kleinere Stromverbraucher waren hartverdrahtet und verschiedenfarbig normalisoliert.
Die zweite Klappe war wesentlich kleiner. Sie befand sich an der Oberkante des zwei Meter hohen Sockels, auf dem der Rohrleitungsbauroboter einfach abgestellt worden war.
Teile der autarken Kraftanlage waren zu sehen. Ganz unten ragten die Abstrahlungsprojektoren des Prallfelds hervor, auf denen sich der Koloß normalerweise fortbewegte.
Viel interessanter als die Mechaniken war der rechteckige Kasten in der linken Gehäuseaussparung. Er war etwa hundertfünfzig Millimeter lang und nur halb so breit. „Da liegt das Problem", behauptete Fulgen und deutete auf den dunkelrot lackierten Behälter. „In dem massiven Stahlkasten ist die Steuersyntronik eingebaut. Die Cantaro neigen zur Miniaturisierung, was im Fall einer so großen Maschine gar nicht nötig wäre. Ich habe versucht, den Schutzbehälter abzunehmen. Es geht nicht. Wer es mit Gewalt versucht, zerstört alles. Er klappt auf, wenn jemand den Kode eingibt."
Wossonow verzichtete auf eine Antwort.
Er schaute lange Zeit in die beiden Öffnungen hinein, kontrollierte mit den Augen den Weg der verschiedenartigen Leitungen und konzentrierte sich anschließend wieder auf die Schutzhülle.
Yart Fulgen kämpfte um seine Beherrschung. Wossonows Art ging ihm auf die Nerven, was den Boten aber nicht zu stören schien. Er gönnte dem Plophoser nicht einmal einen Blick. Er schaute auch nicht auf, als er gelassen fragte: „Welche Schuhgröße hast du?"
Yart starrte verständnislos vor sich hin.
Mit Wossonows eigentümlichem Humor hatte er schon beim Hinflug trübe Erfahrungen gesammelt. „Hat das was etwas mit dem Kode zu tun?"
Wossonow zeigte wieder jene Spur eines Lächelns, die sein hartgezeichnetes Gesicht so angenehm entspannte. „Dein Unruhe-Getrampel weckt Tote und alarmiert feinfühlige Sensoren. Einige der hiesigen Reptilien dürften sich auch angesprochen fühlen. Also hör auf, den Planeten Uulema mit einem Butterfaß zu verwechseln."
„Butterfaß?" fragte Yart verständnislos. „Ein rundes Ding aus Holz. In meiner Kindheit durfte ich darin herumstampfen.
Aus Rahm wurde Butter. Alles klar?"
„Überhaupt nicht", regte sich Fulgen auf.
Seine große Nase war anklagend in die Luft gereckt. Er wollte seine Rede fortsetzen, unterließ es jedoch, als sich Wossonow nach vorn beugte. Seine linke Wange berührte den Schutzbehälter. Die in sich verknorpelte Narbe färbte sich rötlich. „Lexceet-Kode", erklärte Wossonow und richtete sich wieder auf. „Die Cantaro benutzen ihn häufig. Nichts Besonderes.
Jeder höherrangige Tölpel vom Umsorgungs-Dienst hat ihn in der Tasche."
Yart verzichtete auf seine Rede. Er war zu einfühlsam, um jetzt noch Fragen zu stellen. Ferner bemerkte er mit sicherem Instinkt, daß er unauffällig unterrichtet wurde. Wossonow zeigte ihm auf seine Art, wie unerfahren er noch war.
Der Bote zog ein Etui aus einer Außentasche seiner Tarnkombi. In ihm befanden sich zahlreiche Mikrogeräte. Eins davon besaß die Form einer hauchdünnen Nadel.
Wossonow schob sie in die Öffnung auf der Oberseite des Schutzbehälters. Er klappte sofort auf und offenbarte das, was er vor unerwünschten Zugriffen zu behüten hatte. „Aha!" hüstelte Yart. Ein achtungsvoller Blick streifte den Hochgewachsenen.
Tetch schob den Kodegeber in die Hülle zurück. „Wundert dich etwas?" erkundigte er sich.
Fulgen schaute in das kantige Gesicht hinauf. Wossonow war einsneunzig groß. „Seitdem ich bei den Widdern gelandet bin, wundere ich mich nur noch. In deinem Fall wundert mich deine linke Wange. Ich meine – äh – wenn du das Ohr an den Kasten gelegt hättest, wäre ich auf die Idee gekommen, in dir eine Art von Wunderlauscher zu sehen. Du hast aber die Wange gegen das Material gedrückt - genauer gesagt: die Narbe."
„Und?"
„Sie verfärbte sich etwas. Was ist darin eingebaut? Mikrosensoren? Ein Pikosyn in Netzwerkversion? Wenn ja, ist das die beste Siganesen-Arbeit, die ich je gesehen habe. Ich wollte schon fragen, weshalb du im Zeitalter der vollendeten Gentechnik und Bioplastchirurgie die Narbe nicht beseitigen läßt. Das wäre eine ambulante Kleinigkeit mit einer halben Stunde Heildauer."
„Stimmt!" nickte Wossonow. „Überzeugt dich meine Beteuerung, daß ich eitel bin?
Ich möchte mich von
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