1447 - Das Traumpaar
dass Chira auch weiterhin unentschlossen blieb.
In Momenten wie diesen schien es keine Zeit mehr zu geben. Es war, als würde ich mich in einem Vakuum bewegen, in dem die normalen Kräfte aufgehoben waren.
Der Werwolf hatte noch nicht zugebissen. Meine Reaktion musste ihn aus dem Konzept gebracht haben.
Ich hörte sein Röhren oder Fauchen. Er hielt das Maul offen und hatte bereits mit einer Pranke zugegriffen. Er hatte sie auf die Schulter des Gefesselten gelegt, und der Mann wurde so am Laternenpfahl nach unten gedrückt.
Da fiel der Schuss!
Chira hatte es nicht ausgehalten. Sie wollte mir wohl beweisen, wer hier die Lage beherrschte. Ich hörte den Knall und richtete mich darauf ein, getroffen zu werden.
In den Rücken, ins Bein, in den Arm…
Es trat nicht ein.
Die Kugel pfiff vorbei. Wo sie letztendlich einschlug, wusste ich nicht. Sie erwischte weder den Werwolf noch den Gefesselten. Es war offenbar nur ein Warnschuss, den Chira abgegeben hatte. Sie war meiner Ansicht nach unsicher und wollte mir mit dem Schuss klar machen, dass sie nicht bluffte.
»Die nächste Kugel trifft!«, flüsterte sie.
Ich trieb es mit meiner Antwort auf die Spitze. »Als Vampirin kannst du mit einem Toten nichts anfangen.«
»Das stimmt«, sagte eine Männerstimme, und die gehörte meinem Freund Suko.
Bevor ich mich von der Überraschung erholen konnte, tauchte er wie ein Gespenst aus der Finsternis auf. In diesem Fall war er der rettende Engel. Und sein nächstes Wort brachte alles zum Erliegen.
»Topar!«
***
Wieder hatte Suko auf die Magie seines Stabs gesetzt, der von dem großen Religionslehrer Buddha geweiht worden war. Auch hier lief die Funktion perfekt ab. Fünf Sekunden hatte Suko Zeit, um die Lage zu verändern. Nur durfte er in diesem Zeitraum keinen Menschen töten. Würde er das tun, wäre es mir der Magie des Stabs vorbei gewesen, und das durfte er auf keinen Fall riskieren.
Suko war schnell, und am wichtigsten erschien ihm der Werwolf, der den Ruf ebenfalls gehört hatte und wie festgeklebt auf der Stelle stand.
Suko schlug beide Hände in die Schultern der Kreatur. Er spürte die Haare des Fells an seiner Haut, und er wusste, dass er alle Kraft einsetzen musste, um den Werwolf von seinem Opfer wegzuschleudern.
Suko wuchtete das Wesen herum. Das Gewicht machte ihm zu schaffen. Zum Glück war der Inspektor kein Schwächung. Er bekam den Werwolf von der Stelle, und ein Tritt schleuderte ihn zurück.
Dabei torkelte er in eine Richtung, die Suko so gewollt hatte.
Er geriet zwischen John und diese anderen Frau in dem langen Mantel.
Geschafft!
Und die Zeit?
Die war vorbei. Sie lief normal weiter. Ebenso wie das normale Leben, und innerhalb einer Sekunde musste sich Suko umstellen.
Und nicht nur er allein, auch die anderen Personen, inklusive des Werwolfs…
***
Ich erwachte nicht wie aus einem Traum, denn ich hatte an die letzten Sekunden keine Erinnerung mehr. Die war erst wieder vorhanden, als die Normalität gesiegt hatte.
Da sah alles anders aus!
Ich sah den verdammten Werwolf nicht mehr bei dem angeketteten Mann. Er stand woanders.
In meiner Nähe, aber zwischen mir und Chira. Ich hörte ihren wütenden Schrei und sah auch, dass Suko sich in Bewegung setzte. Er sprang mit langen Sätzen vor, wobei er sich duckte und sich im Zickzack bewegte. Ich vernahm den Klang der Beretta und wurde dann abgelenkt, als sich der Werwolf herumwarf.
Ich stand ihm am nächsten. Also war ich das Opfer, das er sich ausgesucht hatte.
Den Ansatz des Sprungs sah ich noch, dann war ich schon zur Seite getaucht. Auf Treffer mit diesen verdammten Pranken konnte ich gern verzichten.
Er erwischte mich nicht. Ich war zu weit gesprungen und hatte mich sofort wieder umgedreht. Ich wollte der Kreatur von vorn begegnen und mich ihr stellen.
Geweihte Silberkugeln konnten ihn schaffen, aber meine Waffe hatte leider eine andere Person.
Also das Kreuz!
Noch immer war ich nicht dazu gekommen, es hervorzuholen.
Diese Zeit musste ich mir einfach nehmen und zerrte an der Kette.
Bei einem Hemd wäre es leichter gewesen, so aber sah die Bestie mit der breiten, offenen Schnauze und den kalten Augen ihre Chance für gekommen.
Der Werwolf war größer als ich. Er hätte mich zerquetschen können. Zudem konnte er weit springen, wenn er sich kraftvoll abstieß, und ob ich noch einmal schnell genug war, ihm auszuweichen, stand in den Sternen.
Der Knall eines weiteren Schusses überraschte mich.
Ich wusste nicht, wer geschossen
Weitere Kostenlose Bücher