1447 - Das Traumpaar
sie in einem Ausbruch von Gewalt enden konnte, das war mir auch klar, und so stellte ich mich innerlicht darauf ein. Nur dass sie ihre Hände noch immer in den Manteltaschen vergraben hielt, das gefiel mir gar nicht.
»Wir brauchen ihn!«
»Ach ja? Wofür? Was habt ihr mit ihm vor?«
»Wir werden ihn auch bekommen!«
Ich schüttelte den Kopf und rechnete jetzt damit, dass etwas passieren würde. Meine Jacke hatte ich inzwischen geöffnet, auch der Schal störte mich nicht, wenn ich schnell die Beretta ziehen musste, aber ich wollte nicht den Anfang machen.
Auch sie tat nichts. Die Lage war so undurchsichtig und auch irgendwie überspitzt. Bis ich dann ein bestimmtes Geräusch hörte, das mich alarmierte.
Ein gefährlich klingendes Knurren…
Zugleich hörte ich hinter mir den leisen Schrei.
Ich sprang zurück und drehte mich um. Ich sah den Gefesselten an der Laterne stehen und erkannte, dass er seinen Kopf zur Seite gedreht hatte und in eine bestimmte Richtung schaute.
Dorthin blickte auch ich.
Meine Augen wurden groß. Im Schatten und trotzdem noch ganz gut zu erkennen, stand jemand.
Er hatte sich hoch aufgerichtet, aber er war kein Mensch, sondern ein auf seinen Hinterläufen stehender Wolf. Bei seiner Größe konnte es sich nur um einen Werwolf handeln…
***
Auch Suko machte es keinen Spaß, in dieser kalten Nacht zu stehen und nichts zu tun, als nur zu warten. Er hatte den BMW in der Nähe einer alten Halle abgestellt, vor der es noch eine Laderampe gab, die an einigen Stellen zerbrochen war. Darüber befand sich ein Tor, durch das man die Halle betreten konnte. Da es als solches nicht mehr vorhanden war, gähnte Suko nur ein breites Loch entgegen, in dem sich die Düsternis ballte.
Nichts tat sich. Nichts bewegte sich in der Nähe. Suko wusste selbst nicht, warum er hier wartete. Im Notfall konnte er sich damit trösten, seinem Freund John einen Gefallen getan zu haben. John fühlte sich mit Rückendeckung wohler und war somit nicht nur auf die Cavallo angewiesen, der nicht so recht zu trauen war.
Da sich in seiner überschaubaren Umgebung nichts getan hatte und auch nicht bei seinem Freund John Sinclair, der von der Cavallo verlassen worden war, starrte er konzentriert auf das offene Tor der alten Halle. Seiner Ansicht nach konnte sie auch als Versteck für Menschen dienen, die nicht unbedingt gesehen werden wollten.
Oder auch für Vampire…
Welche Rolle Justine Cavallo spielte, davon hatte er keine Ahnung.
Sie hatte sich auch John Sinclair gegenüber nicht erklärt, aber grundlos würden sie hier nicht hocken und warten.
Andere Menschen sah er nicht. Bei diesen Temperaturen knapp unter Null war das kein Wunder. Früher hatten sich mal in dieser Umgebung einige Kneipen befunden. Sie waren nach und nach verschwunden, als man diesen Teil des Hafens stillgelegt hatte.
Wer sich jetzt hier herumtrieb, der gehörte zu den Schattengewächsen. Der mochte die Nacht mehr als den Tag, was man von Suko nicht eben behaupten konnte.
Er hatte mit John keine Zeit abgesprochen, wann sie wieder in Verbindung treten würden. Suko wusste nur, dass sein Freund ebenfalls allein im Wagen saß und wartete, dass etwas geschah.
Nichts bewegte sich. Es wurde auch nicht dunstiger. Die schwachen Schleier blieben in der Luft hängen, als wollten sich die Geister des Hafens den Menschen zeigen.
Suko mochte seinen alten BMW. Aber er hasste es, im Wagen zu sitzen, ohne dass etwas passierte. Hinzu kam, dass er sich gern bewegte, und das wollte er auch jetzt.
Die angeblich leere Halle reizte ihn. Das Tor stand einfach zu weit offen. Es lud ihn förmlich ein, und er ging davon aus, dass irgendetwas in der Umgebung geschehen musste. Schließlich war die Cavallo unterwegs.
Zwei Minuten gab er sich noch. In der Zeit veränderte sich nichts, und so stieg er aus dem Wagen. Er ließ sich Zeit dabei, als wollte er die kalte und zugleich feuchte Luft genießen. Er richtete sich auf und drehte den Kopf dem offenen Tor zu.
Es lud ihn ein, und Suko war ein Mensch, der solche Einladungen nicht übersah. Für ihn war es kein Problem, auf die Rampe zu klettern. Auch wenn sie an einigen Stellen zusammengebrochen war, seinem Gewicht hielt sie stand.
In der alten Halle war es noch dunkler als draußen. Er blieb für eine Weile vor der Öffnung stehen und versuchte, sie mit seinen Blicken zu durchdringen.
Es gelang ihm nicht. Da hätte er schon die Augen einer Katze haben müssen.
Ein Atemzug, ein kurzer Blick, dann betrat er die
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