1447 - Das Traumpaar
zu gehen.«
»Die du ihnen zeigst.«
»Genau das ist es. Ich zeige sie ihnen. Ich gebe ihnen die Chance, andere Welten zu sehen, und niemand wird mich daran hindern, das kann ich dir versprechen.«
Das glaubte Suko ihm aufs Wort. Aber er wusste auch, dass er auf der anderen Seite, auf der der Menschen stand, und da sah er sich als Beschützer an.
»Nein, Will, nicht so. Du hast deine Welt, wir haben die unsrige. Gib dich mit dem zufrieden, was du dir erschaffen hast, und verschwinde von hier.«
»Es ist zu spät, mein Freund.«
»Nein. Das ist es nicht. Wenn du es nicht freiwillig…«
»Keine Drohungen!«
Die Stimme des Blutsaugers hatte an Schärfe gewonnen. Suko überlegte, woher Dracula II diese Sicherheit nahm. Okay, die konnte in ihm stecken. Für einen Vampir wäre das nicht ungewöhnlich gewesen, aber Suko wusste auch, dass Dracula II trotz allem jemand war, der auch bei seiner Macht auf eine gewisse Rückendeckung setzte.
Deshalb fühlte er sich gewarnt. Er sagte auch nichts mehr, sondern war wieder voller Konzentration. So leer die Umgebung auch sein mochte, irgendetwas tat sich hier. Das Verhalten des Vampirs wies darauf hin. Er sah auch nicht aus, als hätte er sich auf einen Kampf eingestellt, den er nicht nur in seiner menschlichen Gestalt führen konnte, sondern auch in der zweiten, wenn er sich in eine riesige Fledermaus verwandelte.
Danach sah es nicht aus. Dennoch schien er sich als Sieger zu fühlen. Und so etwas war nur möglich, wenn er eine besondere Rückendeckung hatte.
Rücken?
In diesem Moment ärgerte Suko sich, dass er im Hinterkopf keine Augen hatte. Er sah es nicht, er spürte nur, dass sich nicht weit von ihm entfernt etwas tat.
Ein Geräusch?
Ein Mensch kann leise gehen. Vielleicht auch unhörbar. Aber da müssen dann die Verhältnisse entsprechend sein. Die waren hier nicht gegeben. Es gab hier keinen glatt gefegten und völlig sauberen Boden. Wer sich hier bewegte, der konnte nicht lautlos bleiben. Es sei denn, er wäre in der Lage, über den Boden zu schweben. Aber ein Mensch ist kein Geist, und das war in diesem Fall für Suko von Vorteil und möglicherweise auch lebensrettend.
Mit keiner Bewegung gab er zu erkennen, dass er handeln wollte.
Er blieb nach wie vor gelassen, er stellte sich nur innerlich darauf ein, hob sogar lässig die Schultern und tat so, als hätte er sich mit seinem Schicksal abgefunden.
Das hatte er nicht.
Er flog herum und sprang gleichzeitig mit einer schnellen Bewegung zur Seite.
Sein Blick fiel nach vorn und auf eine zweite Gestalt, die über die Rampe geklettert war.
Sie war nur schwach zu erkennen. Sie war mehr ein Umriss, und als er sie sah, da zuckte ein Name durch seinen Kopf.
Saladin, der Hypnotiseur!
***
Ein Wolf, ein Werwolf?
Ich konnte mir selbst keine klare Antwort geben. Ich bin kein Superman, ich brauche auch eine gewisse Zeit, um Überraschungen zu verdauen, und ich hatte für einen kurzen Moment das Gefühl, mitten in einem Albtraum zu stecken.
Die mir unbekannte Frau war zunächst mal vergessen. Es ging um den hoch aufgerichtet stehenden Wolf, dessen kalte und funkelnde Augen mir auffielen. Auch deshalb, weil der Blick der Frau so starr gewesen war. In seinen Augen war etwas, das ich auf keinen Fall mit »Leben« bezeichnen wollte. Darin leuchtete einfach nur die Gier.
Ich musste mich entscheiden. Dabei fühlte ich mich als schwächster Punkt eines Vierecks.
Auf der einen Seite stand die Frau mit den toten Augen, dann gab es den Wolf, auch den angeketteten Mann an der Laterne, und der vierte Punkt war ich.
Meine Beretta hatte ich noch nicht gezogen. Die Überraschung hatte mich für kurze Zeit gelähmt. Doch nun musste ich etwas tun. Wer von den beiden sich um den Gefesselten kümmern würde, war mir unbekannt, und so wusste ich nicht, an wen ich mich zuerst halten sollte.
Der Wolf tat nichts. Er lauerte im Schatten und war so etwas wie eine monströse Rückendeckung für die Frau mit den leeren Augen.
Sie bewegte sich jetzt. Durch den Ruck geriet der offene Mantel ins Schwingen. Mit einem langen Schritt ging sie auf mich zu. Dadurch lenkte sie mich von dem Wolf ab, aber auch von dem Mann, der gekettet am Laternenpfahl hing.
»Niemand stört uns!«, sagte sie. »Niemand stört uns…« Diesen Satz wiederholte sie mehrere Male, sodass ich das Gefühl hatte, einen Roboter vor mir zu haben.
Ihre Worte irritierten mich, und vielleicht beging ich einen Fehler, weil ich nichts tat. Die Schwingungen der Mantelhälften
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