1447 - Das Traumpaar
vor ihm liegende Dunkelheit.
Schon bald hatte sie ihn voll geschluckt. Sollten Gegenstände im Weg liegen, würde er sie erst bemerken, wenn er dagegen stieß.
Das Pech hatte er nicht. Nach etwa vier Schritten blieb er stehen.
Ob er sich schon in der Mitte der Halle befand, wusste er nicht. Hier musste er sich auf sein Gefühl verlassen.
Vampiren fühlten sich in einer solchen Finsternis wohl. Er aber war kein Blutsauger, er mochte die Dunkelheit nicht.
Seine Hand glitt in die Tasche und holte die schmale und lichtintensive Leuchte hervor.
Suko zögerte. Er hielt die Lampe zwar in der Hand, schaltete sie aber nicht ein, und wunderte sich dabei über sich selbst.
Etwas riet ihn davon ab, das Licht einzuschalten. Es war nur ein Gefühl, der Rat einer inneren Stimme und zugleich so etwas wie eine Warnung. Nur wovor?
War er nicht mehr allein?
Suko hatte sich meist auf seinen Instinkt verlassen können. Wenn er sich konzentrierte, nahm er Dinge wahr, die noch nicht sichtbar waren, aber als Botschaft irgendwie in der Luft lagen. Hier war es nicht anders.
Er glitt mit einem schnellen Schritt zur Seite, damit er sich nicht als Silhouette vor dem breiten Tor abzeichnete.
Es war etwas zu hören. Vor ihm. Nicht unbedingt laut. Soeben noch zu vernehmen. Augenblicklich war das Kribbeln wieder da. Er wollte sich auf das Geräusch stärker konzentrieren, als er umdenken musste, denn jetzt war vor ihm in der Dunkelheit etwas zu sehen, das bisher versteckt gewesen war. Nun leuchtete es ihm als ein blutrotes Zeichen entgegen.
Suko hatte das Gefühl, dass sich in seinem Hals etwas festsetzen würde. Er schüttelte den Kopf, obwohl sich ein bestimmter Gedanke nicht mehr aus seinem Gehirn vertreiben ließ.
Dieses rote Mal war kein normaler Fleck. Es war etwas ganz anderes, denn es zeigte scharfe Konturen.
Aus dem Fleck wurde ein Buchstabe. Und dieser Buchstabe hatte eine besondere Bedeutung. Er war das Zeichen für eine bestimmte Gestalt.
Ein blutrotes D!
Das D stand für Dracula! Nur hielt sich der sagenumwobene Vlad Dracula nicht persönlich vor ihm auf, sondern ein Mann, der dessen Nachfolge aus seiner Sicht übernommen hatte.
Will Mallmann, auch Dracula II genannt!
***
Der Inspektor verfiel nicht in Panik. Er drehte sich auch nicht um, rannte nicht fluchtartig davon. Er blieb auf der Stelle stehen und holte tief Atem, und seine Überraschung zu überwinden.
Er glaubte nicht, dass er sich in einer lebensgefährlichen Lage befand. Und sollte es so sein, dann würde er sich schon zu wehren wissen. Es gelang ihm sogar, sich zu entspannen und locker zu bleiben.
»Du brauchst dich nicht zu verstecken, Will. Ich weiß, wer dort im Dunkeln vor mir steht.«
Suko hörte das leise Lachen. Es klang neutral. Er fühlte sich nicht ausgelacht. Von einem Gesicht und einem Körper war nach wie vor nichts zu sehen, denn die Gestalt verschmolz mit der Dunkelheit.
Nur das rote D zeugte davon, dass es Mallmann gab. Suko wusste, dass es auf seiner Stirn leuchtete. Es wäre sogar das perfekte Ziel für eine Kugel gewesen. Suko ließ seine Waffe trotzdem stecken, denn er wusste, dass jemand wie Mallmann nicht durch eine geweihte Silberkugel zu töten war. Er besaß einen Schutz, den Blutstein. Im Vergleich dazu wirkte das geweihte Silber lächerlich.
»Ich verstecke mich auch nicht. Ich habe mir nur einen Ort gesucht, um abzuwarten.«
»Wie schön. Warum hast du deine Vampirwelt verlassen? Fühlst du dich dort nicht mehr wohl?«
Mallmann kicherte. »Und ob ich mich dort wohl fühle. Sie ist so gut wie perfekt. Es gibt dort Regeln und Gesetze. Ich habe mir damit einen Traum erfüllt. Aber du weißt auch, dass ich Stillstand einfach nur hasse. Es muss bei mir immer vorangehen, und deshalb schmiede ich gewisse Pläne, die ich dann auch in die Tat umsetze.«
»Ja, das glaube ich dir.«
»Aber wieso treffen wir uns hier?«
Nach dieser Frage horchte der Inspektor auf. Er glaubte daran, dass sie nicht einfach nur aus einer Laune heraus gestellt worden war. Dahinter steckte schon mehr.
»Es bleibt eben nichts unentdeckt«, erklärte er. »Da kannst du machen, was du willst.«
»Sie?«
»Wen meinst du?«
»Du weißt genau, dass ich von der Cavallo rede. Steckt sie dahinter?«
»Und wenn?«
Dracula II lachte wieder. »Die Antwort reicht mir schon. Sie hat also etwas bemerkt und will sich wieder einmischen. Das kann sie ruhig. Nur erreichen wird sie nichts. Ich weiß, dass sie meine Welt gern selbst übernehmen würde und sich dafür
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