1447 - Das Traumpaar
sogar mit den falschen Leuten verbündet, anstatt deren Blut zu trinken. Sie hat es bisher nicht geschafft, und sie wird es auch jetzt nicht schaffen.«
»Und deshalb bist du hier?«
»Nein!«
»Ich wusste es.« Suko wollte nicht weiterhin im Dunkeln sprechen.
Er hatte die Lampe nicht weggesteckt. Jetzt hob er den Arm ein wenig an und schickte den Strahl nach vorn.
Volltreffer!
Plötzlich stand Mallmann im bleichen Licht des Kegels. Der Strahl bildete einen Fächer, in dessen Licht sich Mallmanns obere Körperhälfte einschließlich des Gesichts abmalte.
In Vampirfilmen erscheinen die Blutsauger oft mit einer entsprechenden Fratze. Bleich und verzerrt. Aufgerissene Mäuler, um das Markenzeichen, ihr Zähne, zu präsentieren.
Das war hier nicht der Fall. Das Gesicht des Supervampirs war auch durch das Licht nicht bleicher geworden. Es sah aus wie immer. Da gab es keine Spuren einer Alterung. Die hohe Stirn, die dunklen Augen, die leicht gebogene Nase, blutleere Lippen und ein eckiges Kinn, das genau war Will Mallmann.
Auf der Stirn hatte der Buchstabe an Farbintensität verloren. Er war so gut wie ganz verschwunden, und man hätte schon sehr genau hinschauen müssen, um ihn zu sehen.
Im krassen Gegensatz zur Gesichtshaut stand das Haar. Schwarz wie das Gefieder eines Raben lag es flach auf dem Kopf. Es war nach hinten gekämmt worden, und wie immer hatte sich Will Mallmann für eine schwarze Kleidung entschieden. Sie gehörte einfach zu seinem Image, das man sich von einem Vampir zu machen hatte. Da gehörte er noch zu den sehr konservativen Gestalten. Es gab andere Blutsauger, die sich mehr der neuen Zeit angepasst hatten, und das galt nicht nur für Justine Cavallo.
Mallmann zwinkerte nicht. Er ließ das Licht auf sich einwirken und schien es sogar zu genießen. Hin und wieder bewegte sich sein Mund. Er sollte so etwas wie ein Lächeln zeigen.
Suko sah den Supervampir vor sich stehen. Er wollte allerdings auf Nummer Sicher gehen und streute das Licht der Lampe. Mal leuchtete er nach rechts, dann wieder nach links, denn er wollte sehen, ob die unheimliche Gestalt tatsächlich allein gekommen war.
Ja, das war sie. Er sah nichts, was ihm hätte gefährlich werden können. Aus seiner Vampirwelt hatte Mallmann keine Helfer mitgebracht. Er war gekommen, um zu warten, und Suko ging natürlich davon aus, dass es mit dem Einsatz seines Freundes John und der blonden Bestie Justine Cavallo zusammenging.
»Du bist unsicher, Suko!«
»Wer sagt dir das?«
»Du selbst durch dein Verhalten. Du stehst hier und denkst nach. Du überlegst, warum ich hier bin und was meine Pläne sind. Aber dir fällt nichts ein, denn dir fehlt die Fantasie.«
»Das würde ich nicht so sehen. Ich treibe mich nicht zum Spaß hier in der Dunkelheit herum.«
»Ja, das gestehe ich dir zu, Suko, und ich denke auch, dass du nicht allein gekommen bist.«
»Siehst du noch jemanden?«
»Nein, aber ich kann sie riechen. Deinen Freund Sinclair und seine neue Freundin Justine Cavallo.«
»Sie ist nicht seine Freundin.«
»Ah, noch mehr? Partnerin vielleicht?«
»Auch das nicht.«
»Verbündete?«
»Vielleicht.«
Der Vampir lachte. Es klang wie ein leichtes Grollen. »Wie leicht sich doch mein alter Freund Sinclair hat einseifen lassen. Das ist alles sehr ungewöhnlich. Aber er schien keine Möglichkeit mehr zu sehen. Da musste er diesen Weg gehen.«
Suko gefiel die Unterhaltung nicht. Sie hatte ihn bisher nicht weitergebracht.
»Was willst du, Mallmann?«, fuhr er ihn an. »Verdammt noch mal, rede endlich.«
Mallmann breitete die Arme aus. Er spreizte auch die Finger und gab eine Antwort. »Sagen wir so, Suko, ich habe mir vorgenommen, mich in eurer Welt ein wenig umzusehen. Das ist ja kein Verbrechen, denke ich. Schließlich stamme ich von hier. Es macht mir Freude, mir mal wieder die Menschen anzuschauen, das ist alles.«
»Verstehe.« Suko lächelte kalt. »Nur wird es bei dir beim Anschauen nicht bleiben. Wie ich dich kenne, wirst du Menschen auch rekrutieren, wenn sie dir gefallen.«
»Kann sein.«
»Und du bist hier richtig?«
»Ich hoffe es. Und ich bin mir sogar sicher, Suko, sehr sicher. Wenn ich mir sicher bin, dann habe ich es mir angewöhnt, mich durch nichts und von niemandem stören zu lassen.«
Suko ging darauf nicht ein. »Wen hast du dir denn diesmal ausgesucht?«
»Lassen wir Namen und Personen weg. Es gibt genügend Menschen, die anfällig sind. Die eine gewisse Neugierde in sich haben, um auch mal andere Wege
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