1447 - Das Traumpaar
lenkten mich ab. Jedenfalls war sie plötzlich bei mir.
Ich nahm einen intensiven Parfümgeruch war, ich sah dieses glatte Gesicht, auf dem sich die Schatten der Dunkelheit verteilten, und zog meine Waffe, um sie zu stoppen.
»Bleiben Sie stehen!«
Sie ging weiter. Sie war hoch gewachsen, ein weiblicher Rächer, der sich durch nichts ablenken lassen wollte, und es machte ihr auch nichts aus, dass sie mit dem Leib gegen die Waffenmündung stieß.
Genau das irritierte mich. Das war ich nicht gewohnt. Auf dem Weg zu mir hatte sie auch keinerlei Gefühle gezeigt. Sie schien mich einfach umlaufen zu wollen.
Das konnte es doch nicht sein!
Und das war es auch nicht, wie ich in den folgenden Sekunden leider feststellen musste. Es war mein Fehler gewesen, mich zu sehr auf das Gesicht zu konzentrieren. Dabei hatte ich vergessen, dass ihre Hände noch in den Manteltaschen steckten.
Es blieb auch so, als sie sie bewegte und mich von zwei Seiten an den Hüften erwischte.
Ich schrie auf.
Vergessen war die Waffe in meiner Hand. Durch meinen Körper rann etwas, das ich in meinem bisherigen Leben noch nie so verspürt hatte. Es war einfach furchtbar. Ich zitterte wie jemand, der an einer Stromleitung hängt, und der Begriff Strom brachte mich zugleich auf die richtige Idee.
Elektroschock!
Gleich zwei hatten mich erwischt. Ich dachte nicht mehr daran, dass ich meine Beretta in der Hand hielt. Dafür musste ich einen gewaltigen Stoß hinnehmen, der mich förmlich nach hinten katapultierte. Meine Füße hoben vom Boden ab. Ich segelte zitternd durch die Luft und merkte nur, dass ich unkontrolliert um mich schlug.
Dann prallte ich auf.
Nicht nur mit dem Rücken, auch mein Hinterkopf wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die berühmten Sterne zerplatzten zwar nicht vor meinen Augen, aber die Schmerzen schossen wie Messerstiche durch meinen Kopf.
Dabei rollte ich über das eiskalte Pflaster. Nur durch den Schwung getrieben, denn ich konnte meine Bewegungen nicht mehr kontrollieren. Die beiden Stromstöße hatten mich paralysiert. Aber sie hatten mich nicht völlig ausgeschaltet, denn die Gefühle blieben nach wie vor. Mein Sehvermögen war auch noch vorhanden.
Ich blieb auf dem Rücken liegen, als sollte ich das, was in den nächsten Minuten geschah, genau erleben, ohne allerdings eingreifen zu können.
Es war ein Zustand, den ich bisher nicht kannte. Nach wie vor rann ein Kribbeln durch meinen Körper, das in meinem Innern auch ein leichtes Brennen hinterließ.
Ich sah das, was in meiner Umgebung geschah, zwar alles sehr deutlich und in jeder Einzelheit, aber es erschien mir trotzdem anders, weil es zeitverzögert war.
Jede Bewegung in meinem Sichtfeld lief für mich im Zeitlupentempo ab. Ob Zufall oder nicht, ich war so gefallen, dass ich nahezu den perfekten Überblick hatte. Ich sah die Frau mit den toten Augen, an der rechten Seite den lauernden Werwolf und schräg dahinter auch den angeketteten Gefangenen, wenn ich meine Augen etwas verdrehte.
Alles lief auch weiterhin für mich langsamer ab. Mein Wahrnehmungsgefühl war leider gestört, und dagegen konnte ich nichts machen.
Meine Aufmerksamkeit galt jetzt voll und ganz der Frau im langen, offenen Ledermantel.
Ich war ihr Ziel.
Lässig schlenderte sie heran. Ich sah sie klar und deutlich. Da störte selbst die Dunkelheit nicht. Mein Geruchssinn nahm auch wieder den Duft des ungewöhnlichen Parfüms wahr, der auf mich zuschwebte.
Eine Lage auf dem Rücken kann ebenso demütigend sein wie eine auf den Knien. Ich bemühte mich, aber es gelang mir nicht, mich aufzurichten. Zwar war ich jetzt in der Lage, meine Finger zu bewegen, weiter brachte es mich trotzdem nicht. Ich hätte auch eine Spielzeugpistole in meiner rechten Hand haben können.
Die Unbekannte mit dem glatten Gesicht und den kalten Augen brauchte nur noch einen Schritt zu gehen, um mich zu erreichen.
Den schaffte sie locker. Danach stand sie still und schaute mit ihren toten Augen auf mich nieder.
Ich kam nicht hoch. Ich war fertig, und ich war nicht in der Lage, um Hilfe zu rufen. Das war einfach nicht möglich, und sicher hätte man das auch nicht zugelassen.
Ich wünschte mir meinen Freund Suko herbei. Er kam nicht. Stattdessen stand die Unbekannte vor mir, betrachtete mich und bückte sich schließlich, wobei sie den Arm ausstreckte, denn sie wollte meine Beretta.
Es war kein Problem für sie, mir die Waffe abzunehmen.
Ich schaute zu. Es war alles fließend geworden. Die Bewegung ihres Arms kam
Weitere Kostenlose Bücher