1448 - Flucht ins Bluthaus
Tür. Es waren nur wenige Schritte.
Ich sah, wie er die Tür öffnete, nach draußen trat, dann noch einen Schritt vorging und abrupt stehen blieb, was mich schon wunderte.
Wenig später stand auch ich in der kalten Luft auf der Schwelle vor der Tür und sah, was meinen Freund Suko in Staunen versetzt hatte.
Der Transporter war weg!
***
»Das gibt es nicht«, flüsterte ich. »Verdammt, das kann nicht wahr sein! Der Wagen kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.«
»Bestimmt nicht. Ich denke, dass man ihn weggefahren hat.«
»Und wer?«, murmelte ich.
»Keine Ahnung. Aber viele bleiben nicht übrig.«
»Justine.«
»Zum Beispiel.«
Ich war noch immer leicht von der Rolle. »Warum sollte sie das getan haben?«
»Da musst du sie schon selbst fragen. Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.«
»Nein, nein!« Ich konnte mich mit dieser Idee nicht anfreunden.
»Erst schleppt sie uns hierher, und dann verschwindet sie Knall auf Fall. Was sollte das für einen Sinn ergeben?«
»Durst? Die Gier nach Blut? Schließlich liegen in dem Transporter fünf hypnotisierte Menschen. Denk daran, dass Justine kein Mensch ist, sondern eine Vampirin. Diese Person ist nach wie vor unberechenbar.«
»Ich kann es trotzdem nicht begreifen. Deine Erklärung ist mir auch zu simpel. Außerdem hat sie bereits ihre Nahrung bekommen. Denk an den einen jungen Mann.«
»Stimmt. Doch kennen wir ihren Durst?«
Ich schüttelte den Kopf und ging einige Schritte nach vorn und von der Haustür weg. »Hier ist irgendwas anderes über die Bühne gelaufen, das kannst du mir glauben.«
»Glauben heißt nicht wissen«, antwortete Suko. »Jedenfalls stehen wir ohne Fahrzeug da.«
Da hatte er voll ins Schwarze getroffen. Wir standen hier wie die Deppen und schauten in die Röhre…
***
Man konnte zwar nicht von einer Fahrt in die Hölle sprechen, zumindest aber von einer Höllefahrt, die Justine Cavallo erlebte, und sie war froh über ihre starken Kräfte, denn ein normaler Mensch hätte sich kaum so hart festkrallen können.
Sie aber schaffte es. Ihre Finger waren wie stählerne Klammern.
Mit den Füßen hatte sie auf der Anhängerkupplung zwar keinen perfekten Halt gefunden, aber sie rutschte auch nicht ab, weil das Metall den schräg gestellten Füßen Platz genug bot.
Sie wusste nicht, ob es ihr auf einer normal glatten Straße besser ergangen wäre, denn da hätte der Fahrer mehr aufs Gas drücken können. So aber musste er sich mit den Verhältnissen abfinden, die er hier vorfand. Es gab nicht mal einen Weg. Das Auto musste quer durch das Gelände gelenkt werden.
Justine, die die Umgebung des Hauses wegen ihrer zahlreichen Besuche besser kannte, wusste, dass es nicht so bleiben würde. Es gab Straßen, zwar keine breiten, aber zwischen den Feldern existierten schon Verbindungen. Zudem war die Gegend nicht menschenleer. Es gab hier kleinere Orte, die allerdings weit verstreut waren.
Wo die Reise enden würde, wusste sie nicht. Möglicherweise in einem der Dörfer. Vielleicht in einem zweiten Versteck, das nur Mallmann und Saladin bekannt war. Da musste sie sich überraschen lassen.
Ein wenig Leid tat es ihr schon, dass sie die Geisterjäger nicht informiert hatte. Aber nachzuholen war es im Moment nicht. Vielleicht ergab sich später eine Möglichkeit.
Noch fuhren sie geradeaus und hatten keine großen Kurven zu bewältigen. Das würde anders werden, und darauf stellte sich die Cavallo ein. Dann musste sie mit zusätzlichen Fliehkräften rechnen. Es würde nicht leicht sein, sich dann noch auf der Anhängerkupplung zu halten.
Das Tempo blieb gleich, nachdem der Fahrer seine Anfangsprobleme überwunden hatte. Sie hatte gesehen, dass Saladin den Wagen lenkte. Ein Profi auf diesem Fahrzeug war er bestimmt nicht, aber er kam damit zurecht.
Noch huschte der mit Gras bewachsene Boden der Felder und Wiesen unter ihr hinweg. Saladin stoppte plötzlich etwas ab, aber er hielt den Wagen nicht an. Dafür spürte Justine einen heftigen Ruck, als der Transporter nach rechts gelenkt wurde. Er fuhr noch einmal über eine quer liegende Rinne hinweg, vielleicht ein Graben, und durch diese Schwung wurde ihr Körper gegen die Hinterseite geschleudert.
Der leichte Aufprall war deutlich zu hören, und sie hoffte, dass die andere Seite ihn nicht mitbekommen hatte.
Scharf schlug Saladin das Lenkrad ein.
Wieder machte ihr Körper die Bewegung mit. Es war die erste verdammte Kurve. Obwohl Justine sich darauf eingestellt hatte, erlebte
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