1448 - Flucht ins Bluthaus
sie mit Schrecken, dass ihr Körper der Fliehkraft nachgab. Sie wurde nach rechts gedrückt, aber sie hatte keinen linken Gummiarm, mit dem sie sich hätte festhalten können.
Deshalb rutschte sie auch ab!
Nur noch eine Hand hatte sie zum Festhalten, und das war einfach zu wenig. Als der Wagen wieder normal geradeaus fuhr, wurde sie gegen die Hinterseite geschleudert, und dann merkte sie, dass sie sich auch mit der rechten Hand nicht mehr halten konnte.
Alles ging zu schnell. Sie konnte sich keine Gedanken darüber machen, wie sie sich verhalten sollte. Ihr war der Boden im wahrsten Sinne des Wortes unter den Füßen weggezogen worden. Sie rutschte, sie fiel, ihr Bauch prallte auf die Kupplung. Es war nicht mehr als eine kurze Berührung, da der Wagen ja weiterfuhr, aber in diesem Moment kam ihr blitzartig eine Idee.
Mit beiden Händen fasste sie zu, bevor das Fahrzeug davonfahren konnte.
Es war wirklich eine meisterliche Leistung, die Justine da gelang.
Mit beiden Händen hielt sie den Knauf der Anhängerkupplung umfasst. Sie wurde mitgezogen, und sie schleifte dabei über den Belag der Straße hinweg. Sie hielt fest.
Ihre Kleidung rutschte über den Boden. So gut das Leder auch war, es hielt nicht alles aus. Aber sie wollte ja nicht über Kilometer hinweg hinter dem Transporter hergezogen werden. Mit ihren übermenschlichen Kräften musste es ihr gelingen, sich wieder näher an den Wagen zu ziehen, um auf die Kupplung zu klettern.
Was sich Justine ausgedacht hatte, das setzte sie jetzt in die Tat um. Sie glaubte an einen Erfolg, aber sie rechnete nicht mit der Reaktion des Fahrers.
Er fuhr nicht mehr weiter.
Stattdessen bremste er ab.
Nicht sehr schnell. Es ging alles recht langsam, aber Justine fragte sich, warum er hier überhaupt auf freier Strecke hielt.
Der Wagen stand noch nicht ganz, als die Blutsaugerin reagierte.
Rechts und links der Straße gab es nur wenig Deckung. Man hätte sie leicht vom Fahrerhaus aus sehen können, wenn sie diesen Weg genommen hätte. Und entdeckt werden, das wollte sie auf keinen Fall, deshalb blieb ihr nur eine Möglichkeit als Ausweg.
Sie musste unter den Wagen!
Klar, auch das war mit einem Risiko verbunden, aber besser als nichts. Justine war schnell. Schlangengleich kroch sie auf die Lücke zwischen Stoßstange und Straße zu. Zum Glück war sie so hoch, dass sie darunter passte.
Sie hörte noch, wie die Türen geöffnet wurden und zwei Personen ausstiegen. Dann zog sie die Beine an und war nicht mehr sichtbar…
***
»Da stimmt was nicht!«
»Was?«, fragte Mallmann.
»Mit dem Wagen.«
Der Supervampir lachte. »Wieso? Wir fahren doch und das nicht mal schlecht.«
Saladin ließ sich nicht beschwichtigen. »Es hat nichts mit dem Gelände zu tun. Irgendwie ist die Gewichtsverteilung anders geworden. Glaub es mir.«
Dracula II sagte zunächst nichts. Er war allerdings froh, dass sie weiterfuhren. Schließlich huschte eine Idee durch seinen Kopf. »Gut, du bist der Fahrer. Wir können nachsehen, wenn wir die Straße erreicht haben. Ist das okay?«
»Das hätte ich sowieso getan.«
»Gut, dann lass uns abwarten.«
Dracula II schaute jetzt des Öfteren aus dem Seitenfenster, ohne allerdings etwas sehen zu können, was seinen Verdacht erregt hätte.
Er dachte über Saladins Aussagen nach. Er war der Fahrer, er musste es wissen, doch eine Veränderung hätte Mallmann auch spüren müssen. Das war bei ihm nicht der Fall gewesen.
Im Außenspiegel war die linke Seite des Transporters gut zu sehen. Dort war nichts Ungewöhnliches. Hätte eine Tür aufgestanden, wäre es ihm aufgefallen.
Noch befanden sie sich im Gelände. Noch schaukelte der Wagen auf und nieder, schlingerte manchmal, weil Saladin doch recht schnell fuhr, aber andere Probleme gab es nicht. Im Gegenteil, die Scheinwerfer erreichten bereits den Feldrand und damit auch den schmalen Graben, den sie noch überqueren mussten.
Das geschah mit einem Bocksprung, den der Transporter hinter sich brachte.
Saladin kurbelte das Lenkrad scharf nach rechts. Leicht brach das Heck aus. Mallmann hörte Saladins Lachen, als er das Tempo erhöhte. Er schien mehr zu wissen.
Sie waren noch nicht weit gefahren, da spürten beide den Ruck am Heck.
»Verdammt, da ist doch was!«
»Das sagte ich, Will!«
»Und jetzt?«
»Stoppen wir!«
Diesmal hatte Mallmann nichts dagegen. In seinem Kopf jagten sich die Gedanken. Er dachte in alle Richtungen. Namen kamen ihm in den Sinn. Sinclair und Suko, aber auch die Cavallo
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