1449 - Der Knochentempel
wissen Sie bestimmt. Meine Mutter ist gegen die Schultasche getreten und der Kopf rollte raus.«
»Dann habe ich bei der Polizei angerufen«, erklärte die Frau.
»Ja, das weiß ich.«
Betty Grinth sprach weiter. »Aber wer legt denn einen echten Totenschädel in ein Gebüsch? Und warum tut man so etwas? Das habe ich nicht begriffen.«
»Ich auch nicht«, sagte Suko. »Aber es ist nun mal so, und damit müssen wir klarkommen.« Er trank einen Schluck Wasser. »Gibt es hier in der Gegend einen Friedhof?«
Mrs Grinth brauchte nicht lange zu überlegen. »Nicht dass ich wüsste. Nein, einen Friedhof in der Umgebung kenne ich nicht. Sie denken vielleicht daran, dass jemandem Grab aufgebrochen hat, um diesen Totenschädel zu stehlen?«
»Das habe ich tatsächlich gedacht.«
»Stimmt aber nicht.«
»Gut, dann hätten wir das geklärt.«
Suko schaute Stevie an. »Kannst du mir die Stelle zeigen, an der du den Kopf gefunden hast?«
»Klar, das kann ich. Es ist nicht weit von hier. In dem kleinen Park.«
»Den habe ich gesehen.« Suko wandte sich mit der nächsten Bemerkung an Betty Grinth. »Ich habe noch eine Frage an Sie, Mrs Grinth. Sagt Ihnen der Name Ellen Kinley etwas?«
Für einen Moment sagte sie nichts und saß unbeweglich in ihrem Sessel. Sie hatte sich über die Frage auch nicht erschreckt. Man sah ihr an, dass sie nachdachte.
»Nein, der Name sagt mir nichts. Den höre ich zum ersten Mal.«
»Verstehe.«
»Was ist denn mit der Frau?«
Suko winkte ab. »Es war mehr eine Vermutung. Ellen Kinley soll hier in der Gegend wohnen.«
»Allein?«
»Ja.«
»Tut mir Leid, aber den Namen habe ich noch nie gehört. Ich kenne auch nicht viele Nachbarn.«
»Und was ist mit dir, Stevie?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Nein, eine Ellen kenne ich auch nicht.«
»Gut.« Suko lächelte und schlug sich selbst auf die Schenkel.
»Dann wollen wir mal los.«
Stevie war begeistert. Er wäre am liebsten sofort losgerannt, und seine Mutter musste darauf achten, dass er sich eine Jacke überzog.
Als Suko ihren besorgten Blick sah, beruhigte er sie.
»Keine Angst, ich bringe Ihren Jungen schon heil zurück.«
»Das will ich hoffen.«
Vor der Tür schaute der Junge zu Suko hoch. »Es ist echt cool, dass ich mit Ihnen gehen kann.«
»Warum?«
»Sie sind vom Yard.« Er stieß Suko an. »Haben Sie auch eine Pistole, Mister?«
»In der Tat. Aber ich werde sie dir nicht zeigen.«
»Schade.«
Suko sprach das Thema nicht mehr an. Sie passierten den abgestellten Rover und hatten es nicht mehr weit bis zum Ziel.
Im Sommer mochte der Park ja ein kleines Erholungsgebiet sein.
Im Winter sah es anders aus. Es gab auch keinen Schnee und keine Sonne am Himmel. Beide zusammen hätten eine wunderbare Winterlandschaft zaubern können. Stattdessen war das Gras braun, und die laublosen Bäume wirkten wie eine Bühnendekoration.
Stevie war vor einem sperrigen Gestrüpp stehen geblieben. »Hier habe ich ihn gefunden.«
»Sehr gut.«
»Er kann da reingerollt sein.«
Da widersprach Suko nicht, denn das Strauchwerk lag ein wenig tiefer als der Weg.
»Und er war nicht zerstört?«
»Nein, Sir.« Stevie grinste. »Sah aus wie neu, würde meine Mutter sagen.«
»Das wird wohl stimmen.«
Suko umging das Gestrüpp und schaute sich auch die in der Nähe stehenden Büsche an. Da war nichts zu entdecken, was ihn hätte misstrauisch werden lassen.
»Schade, nicht?«, fragte der Junge.
»Das kannst du wohl sagen. Ich hätte wirklich gern gewusst, warum jemand einen Totenschädel hierher wirft. Und überhaupt, was er damit anstellen will? Das begreife ich noch nicht.«
»Halloween haben wir ja nicht.«
»Richtig.«
»Den hat jemand verloren.«
Suko nickte in Gedanken. Er dachte bereits einen Schritt weiter, und der Name Ellen Kinley wollte ihm nicht aus dem Kopf. War es möglich, dass sie den Totenschädel verloren hatte?
Im Prinzip war alles möglich, das hatte Suko in all den Jahren gelernt. So leicht konnte ihn nichts überraschen, und als er Stevie anschaute, bedankte er sich bei ihm.
»Toll, dass du mir das gezeigt hast.«
Stevie zeigte sich enttäuscht. »Was das alles?«
»Ja.«
»Schade.«
»Na ja, ich werde den Kerl schon finden, der sich so stark für den Totenschädel interessierte. Nur schade, dass er maskiert war, sonst hätten wir nach ihm fahnden können.«
Suko wunderte sich, dass Stevie plötzlich so ruhig war. Der Junge stellte keine weiteren Fragen mehr. Dafür stand er neben Suko und schaute zu
Weitere Kostenlose Bücher