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1449 - Der Knochentempel

1449 - Der Knochentempel

Titel: 1449 - Der Knochentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Filmer seine Kamera nach links geschwenkt, sodass dieser Teil auch aus der Dunkelheit geholt wurde und wir die nächste Überraschung erlebten.
    Bisher war dieser Raum leer gewesen. Zumindest hatten wir kein lebendiges Wesen gesehen.
    Das änderte sich. An der linken Seite und dicht neben der Treppe saß eine Frau mit dunkelblonden Haaren. Sie trug eine hellrote Bluse und einen dunklen Rock. Das konnten wir sogar in diesem recht diffusen Licht erkennen. Da sie den Kopf ein wenig gesenkt hielt und wir sie nur von der Seite sahen, war von ihrem Gesicht nichts zu erkennen. Es wurde zudem von den langen Haaren verdeckt.
    Die Frau hatte die Hände auf ihren Rücken gelegt, aber sie war nicht gefesselt. Sie saß einfach nur so schrecklich demütig da und starrte halb nach vorn und halb zu Boden. Das jedenfalls entnahmen wir ihrer Haltung.
    Ich hörte Ampitius heftig atmen und danach seine hastig ausgestoßenen Worte: »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Wer kann das nur sein?«
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls erscheint mir die Frau noch recht jung zu sein.«
    Der ehemalige Bischof nickte. »Wenn sie sich mal herumdrehen würde, wäre mir wohler.«
    Die Frau schien ihn gehört zu haben. Plötzlich ging ein Ruck durch ihre Gestalt. Bisher hatten wir einen Videofilm ohne Leben gesehen. Von nun an änderte sich dies. Der Ruck war nur der Anfang, denn mit einer nächsten Bewegung schob sich die blondhaarige Frau in die Höhe.
    Sie stand jetzt an der linken Seite der Treppe und schaute noch immer nach vorn. Die Totenköpfe in ihrer Nähe schienen sie gar nicht zu interessieren.
    Weitere Sekunden verstrichen, ohne dass etwas passierte. Die junge Frau wartete noch. Dass sie dabei atmete, erkannten wir an den Bewegungen ihrer Schultern.
    Dann ging sie einen Schritt vor und drehte sich noch in der Bewegung zur Seite.
    Jetzt sahen wir ihr Profil, das mir unbekannt war. Nicht aber dem ehemaligen Bischof. Zuerst hörte ich seinen Schrei. Dann zuckte seine linke Hand hoch zum Kinn und klammerte sich daran fest.
    »Das ist nicht wahr!«
    »Was ist nicht wahr?«
    Ampitius hatte seinen rechten Arm vorgesteckt. Alle Finger wiesen dabei auf die Glotze.
    »Das – das – ist Ellen Kinley, die Tochter des Küsters…«
    ***
    Suko hatte sich kurz mit Glenda Perkins besprochen. Die hatte ihn auf eine gute Idee gebracht und darauf aufmerksam gemacht, dass es vielleicht besser war, wenn er sich die Anschrift der Familie Grinth besorgte, um mit dem Jungen zu reden.
    »Wenn ich dich nicht hätte.«
    »Wollte ich gerade sagen. Immer müssen dir die grauen Büromäuse auf die Sprünge helfen.«
    Glenda half noch weiter. Sie besorgte die Anschrift und stellte die Frage nach einem Auto.
    »Ich nehme einen aus der Fahrbereitschaft. Für den dichten Verkehr in London ist der BMW sowieso zu schade.«
    »Willst du dir nicht mal einen neuen holen?«
    Die Frage brachte Suko zum Staunen. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Deiner ist schon einige Jahre alt.«
    »Dafür super gepflegt, meine Liebe. Außerdem habe ich kein Geld für einen neuen.«
    »Sparen, sparen…«
    »Klar, bei den Gehältern.« Er nickte Glenda zu. »Ich bin dann weg. Halt du die Stellung.«
    »Tue ich das nicht immer?«
    »Zum Glück.«
    »Ich nehme es als Kompliment.« Suko hatte wieder mal einen Rover aus der Fahrbereitschaft bekommen. Mit ihm stürzte er sich in den Verkehr. Er passierte Kensington Gardens und musste sich nordwärts halten, um den Cleveland Square zu erreichen.
    Die Grinths wohnten ganz in der Nähe in einer der kleineren Straßen. Zu seiner Verwunderung fand Suko einen freien Parkplatz. Als er ausstieg und dabei in östliche Richtung schaute, sah er die Fassaden der hohen Häuser, die man durchaus als Wohnsilos bezeichnen konnte. Nicht weit davon lag der berühmte Bahnhof Paddington.
    Etwas Verdächtiges sah Suko nicht. Das normale Leben pulsierte hier. Zwar nicht so richtig und hektisch wie in der City, aber still war es hier auch nicht.
    Die Grinths lebten in einem Mietshaus. Nebenan befand sich eine Pizzeria. Suko durchschritt die lockenden Düfte, die aus der offenen Tür drangen, und blieb für einen Moment vor dem Haus stehen. Es sah gepflegt aus mit seiner dunkelgrün gestrichenen Fassade. Die Fensterrahmen schimmerten in einem hellen Weiß. Wer hier lebte, der konnte zufrieden sein.
    Die Grinths wohnten unten. Zwei Kinder standen in der offenen Haustür und spielten mit Puppen. Suko drückte sich an den beiden vorbei. Im Flur roch es frisch. Jemand musste

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