145 - In den Fängen der Dämonenspinne
noch rechtzeitig die bedrohliche Situation. Ein halber Schritt nach
vom - und schon streckte er die Linke nach dem Mann aus, der wie ein Stein zu
Boden fiel, als ob er von einer unsichtbaren Faust einen Kinnhaken bekommen
hätte.
X-RAY-7 verhinderte den Sturz des Mannes.
Kunaritschew seufzte, blickte auf die beiden
Ohnmächtigen in seinen Armen und meinte leise zu sich selbst: »Jetzt fehlt bloß
noch, daß auch ich geistig abtrete. Aber dazu darf’s wohl nicht kommen. Da ist
ja keiner, der mich auffangen kann ...«
*
Wie von Furien gehetzt, sprang sie aus dem
Bett und schlug wie eine Wahnsinnige um sich.
Sie hatte plötzlich das Gefühl, daß ihr
ganzer Körper von krabbelnden Spinnen bedeckt sei.
Kaltes Grauen erfüllte sie.
»Tony! Tony !« gellte
ihre Stimme durch das Haus.
Doch da war niemand, der sie hörte.
Sandra Stanton riß die Tür auf und stürzte
über die Treppe nach unten durch das dunkle Haus.
Die Amerikanerin stöhnte und schluchzte. Nur
mit einem dünnen Nachthemd bekleidet, rannte sie in den Garten. Sie wagte es nicht,
in ihr Gesicht zu fassen oder ihre Hände anzuschauen.
Mit nackten Füßen lief sie über den
Plattenweg, dann quer über den feuchten Rasen zu der Mauer, die ihr Grundstück
vom Anwesen der Caines trennte.
Durch die gute Freundschaft, die beide Paare
miteinander verband, war Elron Caine eines Tages auf die Idee gekommen, hier in
der Mauer ein Gittertor anbringen zu lassen, damit sie sich beide den Umweg
über die Straße ersparten.
Sowohl die Caines als auch die Stantons
besaßen einen Schlüssel zu diesem Tor.
Der Schlüssel!
Siedendheiß fiel es Sandra ein. Der lag oben in der
Wohnung. Aber sie wagte nicht, dorthin zurückzulaufen.
Mit beiden Händen die kühlen Metallstäbe
umklammernd, rüttelte sie an der schmiedeeisernen Verbindungstür.
»Mary! Elron! Hört ihr mich?! So kommt doch,
mein Gott... so helft mir doch !«
Sandra Stanton meinte, den Verstand verlieren
zu müssen.
Sie zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub,
und ihre Stimme überschlug sich wie die einer Hysterikerin. In der panischen
Angst, die sie erfüllte, kletterte sie über das Tor, nur von dem Gedanken
beseelt, so schnell wie möglich bei Menschen zu sein, die ihr halfen.
Diese schrecklichen Spinnen . . . ihre Haut
schien in der Zwischenzeit besonders sensibel auf den geringsten Kontakt mit
den winzigen, krabbelnden Beinen zu reagieren. Jede einzelne Bewegung spürte
sie deutlich.
Das schmiedeeiserne Tor hatte spiralförmig
gedrehte, spitze Aufsätze. Sie mußte höllisch aufpassen, um sich nicht daran zu
verletzen. Das schaffte sie, doch sie blieb mit dem Hemd daran hängen und
zerriß den hauchdünnen, bonbonrosafarbenen Stoff.
Alles in ihr wehrte sich gegen das zunehmende
Grauen, das ihre Sinne erfüllte.
Sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren.
Egal, was immer auch kam. Doch der Gedanke, jeden Augenblick den Verstand zu
verlieren, raubten ihr den Atem und die Kräfte.
Sie ließ sich zu schnell los und trat ins Leere.
Sandra Stanton stürzte. Der rechte Fuß knickte um. Schmerzhaft verzog die Frau
das Gesicht. Die Willensstärke, die sie noch immer aufbrachte, war erstaunlich.
Benommen richtete sie sich auf und torkelte weiter, das eine Bein hinter sich
herziehend. Der Weg durch den großen, düsteren Garten der Freunde schien
überhaupt kein Ende zu nehmen . ..
Sandra Stanton benützte nicht den gewundenen
Pfad, sondern lief quer zwischen den Stämmen entlang, auf die der Terrasse
vorgelagerte Rasenfläche zu.
Es brannte Licht im Haus! Jemand war da. Gott
sei Dank .. .
Es schien der Frau, als hätte sie in der
Zwischenzeit Stunden gebraucht, um die knapp zweihundert Meter, die beide
Grundstücke voneinander trennten zu überwinden.
Sie hatte sich völlig unlogisch verhalten.
Diesen Vorwurf mußte sie sich jetzt machen. Alles wäre viel einfacher gewesen,
wenn sie telefoniert hätte.
Auf diesen Gedanken war sie in der Erregung
über das namenlose Grauen überhaupt nicht gekommen.
Sandra wollte rufen. Aus ihrer Kehle drang
nur heiseres Krächzen. Ihre Stimmbänder versagten.
Sie taumelte über den Rasen in das Licht des
beleuchteten Brunnens, der vom Wohnzimmer der Freunde deutlich einzusehen war.
Hier verließen sie ihre Kräfte. Sie stürzte
und klatschte in den nassen Rasen, direkt an den Rand des Teichs.
Mühsam hob sie die Hand. Auf irgendeine Weise
mußte sie sich bemerkbar machen. Dort oben in dem behaglich erleuchteten
Wohnzimmer bewegte sich eine
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