145 - Jagd auf den Zeitkristall
folgte ihm wie das unaufhaltsame Verhängnis.
Dorian und Coco hatten die dreistöckige Villa erreicht. Der magische Schirm war nicht zu sehen, aber zu spüren. Coco machte ihn deutlich aus, und Dorian verspürte Unbehagen, das um so stärker wurde, je näher er sich der Villa näherte.
Plötzlich sahen sie ein Mädchen mit unglaublich roten Haaren ins Freie treten. Dorian stieß Coco an. Die beiden Dämonenkiller nickten sich zu. Sie befanden sich seitwärts im toten Winkel für die Rothaarige; sie konnte sie nicht sehen. Im gleichen Moment, in dem die Rothaarige durch den Schirm schritt, handelten Dorian und Coco. Sie flankten über den Zaun, der mit der magischen Schutzglocke abschloß, und warfen sich zwischen Ziersträuchern auf den Boden.
Niemand schien sie bemerkt zu haben.
Die Rothaarige verschwand.
„Sie war eine Dämonin", sagte Coco leise.
„Um sie können wir uns kümmern, falls sie zurückkommt", sagte Dorian. „Los, ins Haus. Wir müssen rasch zuschlagen."
Sie suchten den Hinterausgang und fanden ihn. Coco öffnete und trat vorsichtig ein. Sie sondierte die nächste Umgebung und fand sie frei von Dämonen. Lautlos huschte sie ins Haus. Dorian folgte ihr, die magischen Waffen griffbereit.
Plötzlich war die Hexe verschwunden.
Sie hatte sich in den schnelleren Zeitablauf versetzt.
Dorian ging langsam weiter. Er wußte nicht, wohin sich Coco gewandt hatte, als sie sich wortlos verabschiedete. Aber plötzlich spürte er ein heftiges Brennen im Gesicht, das sich blitzartig über seinen ganzen Körper ausdehnte. Er schrie auf und wollte zurückweichen, aber er konnte sich nicht mehr bewegen.
Ein Dämon tauchte vor ihm auf, knochig und grauhäutig. Ettore Zardoni war es. Dorian erkannte die Gesichtszüge wieder, obgleich der Dämon als Mensch etwas anders ausgesehen hatte. Ettore lachte triumphierend und bewegte zwei Finger. Dorian schrie auf, eine schier unerträgliche Last drückte auf seine Schultern und zwang ihn in die Knie.
„Der große Dorian Hunter", sagte Ettore. „Ich hätte nicht gedacht, daß du so einfach in die Falle tappst. Stirb."
Er bewegte wieder zwei Finger, diesmal in anderer Richtung. „Kha ghylca orn throo", sagte er. „Serphont thek ghylca."
Dorian glaubte, ihm würde das Herz aus der Brust gerissen. Das Brennen auf der Haut war unerträglich, und plötzlich sah er Flammen aus seiner Kleidung schlagen. Ettore lachte wieder.
Im nächsten Moment war er tot.
Er wurde durchsichtig, glühte von innen heraus auf und zerfiel zur verwehenden Staubwolke, noch ehe er zusammenbrechen konnte. Seine Kleidung raschelte zu Boden. Die Flammen um Dorian erloschen, und er konnte sich wieder bewegen. Hinter dem vernichteten Dämon tauchte Coco auf. „Tut mir leid, Rian", sagte sie. „Ich konnte nicht eher kommen. Ich habe das ganze Haus durchsucht und ihn zu spät entdeckt. Da war er schon mit dir beschäftigt."
Dorian erhob sich. Er hatte kleine Brandblasen an den Händen und im Gesicht. „Was hast du herausgefunden?" fragte er.
„Vittorio, das Sippenoberhaupt der Zardonis, ist tot, von Condano ausgeschaltet. Sie wollen die gesamte Sippe versammeln. Der hier", sie deutete auf die zusammengefallene Kleidung, „war zur Zeit der einzige Dämon im Haus. Wir können also ungehindert diese Villa zu einer Falle machen." Dorian nickte.
Die nächste Stunde brachten sie damit zu, überall im Haus versteckte Bannzeichen anzubringen und sie abzuschirmen. Die Dämonen durften die Zeichen nicht sofort entdecken. Die Symbole mußten mit einem Schlag aktiviert werden können. Coco wob einen Zauber durch alle Räume. Sie hoffte, daß sie den Dämonen damit einen empfindlichen Schlag versetzen konnte.
„Wir werden sie nicht vernichten können", sagte sie, „zumindest nicht die stärkeren unter ihnen. Aber es dürfte ihnen sehr unangenehm heiß um den Hintern werden. Das reicht vielleicht, um sie gründlich abzulenken."
Sie verließen das Haus wieder. Den magischen Schirm konnten sie auch diesmal nicht durchdringen. Er öffnete sich nur, wenn ein Zardoni ihn passierte. Also mußten sie abwarten, bis ein Dämon das Haus betrat.
Sie machten sich auf eine längere Zwangspause gefaßt. Dorian war unruhig. Die Zeit brannte ihm unter den Fingernägeln, denn sie hatten den Zeitkristall nicht gefunden. Somit hatte ihn entweder die Rothaarige mitgenommen, oder Condano hatte gelogen. Beides war gleich unangenehm.
Jeden Moment konnte der Tod zuschlagen…
Condano war nicht schnell genug. Nachdem
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