145 - Jagd auf den Zeitkristall
Testament hinterlassen?" wollte Angelina wissen. „Weißt du etwas darüber?" „Es gibt kein Testament. Rico ist sein Nachfolger", sagte Ettore dumpf. „Ich verstehe nicht, wie Condano das fertiggebracht hat. Vittorio einfach zu töten…"
„Sein Wahnsinn spielt dabei eine große Rolle", vermutete Angelina. „Ich glaube, wir müssen die Sippe zusammenrufen, um die weitere Planung abzusprechen."
„Da wird es kaum etwas abzusprechen geben", sagte Ettore. „Wir müssen alles weiterlaufen lassen wie bisher. Wir haben schon zu viele Opfer gebracht. Drei von uns sind in Venedig getötet worden. Vittorio ist der vierte. Soll das alles umsonst sein? Nein, wir müssen diesen Condano wieder erwischen und ihm den Kristall abnehmen."
„Ich werde erst einmal mit diesem versuchen, ob ich etwas ausrichten kann", sagte Angelina. „Falls ich mit ihm tatsächlich einen Weg in die Vergangenheit finde, könnte ich versuchen, Vittorios Ermordung zu verhindern."
Ettore hob die Brauen.
„Tu es", sagte er.
Die rothaarige Dämonin nahm die Kugel an sich. „Ihr findet mich in meinem Zimmer", sagte sie und schritt zur Tür hinaus.
Ettore hatte das zweifelhafte Vergnügen, aufzuräumen, was Condano beschädigt hatte. Dabei vergaß er völlig, daß er wegen Dorian Hunters Auftauchen hatte Alarm schlagen wollen.
Er ahnte nicht, wie nahe der Dämonenkiller bereits war.
Gaby Reuter ging einen ähnlichen Weg wie zuvor Dorian und Coco, um herauszufinden, wo sich die Zardonis befanden. In Florenz angekommen, suchte sie die Ponto Vecchio auf. Von dem toten Dämon Giovanni wußte sie ja um den Hauptgelderwerb dieser Sippe. Sie hatte nicht das zweifelhafte Glück, einem leibhaftigen Zardoni über den Weg zu laufen, aber sie besaß die Dreistigkeit, andere Händler nach Zardonis Geschäft zu fragen.
Bei dreien wurde sie einfach rausgeschmissen und begann zu ahnen, daß die Zardonis unter ihren Konkurrenten nicht gerade beliebt sein konnten. Keiner wollte etwas über sie reden, und von Leuten, die sich ausgerechnet nach dem Zardoni-Geschäft erkundigten, statt da zu kaufen, wo sie gerade waren, sah man besonders ungern.
Im vierten Laden fing sie es etwas geschickter an und erfand eine wilde Geschichte darüber, daß sie den Zardonis etwas am Zeug flicken wolle, aber weder wisse, wo sich deren Wohnsitz befände, noch wo der Laden sei. Hier wurde sie schon wesentlich freundlicher behandelt und erhielt auch Auskunft.
Und dann stand sie vor dem verschlossenen und verriegelten Laden.
Das, was man in Italien Mittagspause nannte, war längst vorbei. Aber ausgerechnet dieser Laden hatte noch nicht wieder geöffnet. Woher sollte Gaby auch ahnen, daß Ettore Zardoni durch wichtigere Dinge verhindert war?
Gaby überlegte. Sollte sie warten, bis sie hier Wurzeln schlug? Wenn das Geschäft jetzt noch nicht wieder geöffnet war, würde es wahrscheinlich heute überhaupt nichts mehr. Es war wahrscheinlich besser, wenn sie sich zur Zardoni-Villa durchschlug. Wo die stand, hatte sie auch erfahren: In der Via del Palazzo dei Diavoli.
Bis zur Via waren es ein paar Kilometer. Aber Gaby beschloß, den Weg zu Fuß zurückzulegen. Ihr Kleinwagen stand gut auf dem Parkplatz, hatte ohnehin nur noch wenig Sprit im Tank, und für ein Taxi hatte sie kein Geld. Außerdem konnte sie sich während des Fußmarsches ausmalen, was sie tun würde, wenn sie bei der Villa war.
Mit den Weihwasserprojektilen die Dämonen exekutieren! Das war klar. Die Dämonen hatten ihr alles genommen und ihr Leben verändert. Sie wollte Rache.
Entschlossen machte sie sich auf den Weg.
Dorian und Coco ließen sich mit einem Taxi in die Nähe der Villa fahren. Vorsichtshalber stiegen sie einen halben Kilometer vorher aus. Nicht ihrer selbst wegen, sondern um den Taxifahrer nicht zu gefährden, falls sie unter magischer Beobachtung der Zardonis standen. Sie wollten keinen Unschuldigen in die Auseinandersetzung hineinziehen.
Zu Fuß näherten sie sich der Stelle, an der sich die Dämonenvilla befand. Hier gab es eine ganze Reihe prunkvoller Häuser. Eine Menge Leute schien nichts dabei zu finden, in einer Straße mit dermaßen unselig klingendem Namen zu wohnen.
Plötzlich stoppte Coco.
„Was ist los?" wollte Dorian wissen. Aber Coco winkte nur ab und bog in die Via Andreotti ein. In der nächsten Seitenstraße sahen sie einen Mann, der an einem der Heckenzäune lehnte. Er war dürr und etwas altertümlich gekleidet.
„Condano!" stieß Dorian überrascht hervor, der Coco rasch
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